Geheimtipp für Bremer
„Uschis Beachclub“ statt Ballermann – auf dieser Insel wird gefeiert
Aktualisiert am 22.02.2025 – 00:01 UhrLesedauer: 5 Min.
Für ihre Dünen und Sandstrände werden die Ostfriesischen Inseln traditionell geliebt. Aber wie werden Borkum oder Baltrum spannend als Ersatz für Mallorca?
Die neue Milchbar „Sonnendeck“ auf der ostfriesischen Insel Borkum ist zu einem beliebten Spot zum Sonnenuntergang geworden. Direkt am Strand, in stylischem Ambiente, können die Gäste mit einem Frozen Sanddorn Colada in der Hand der Sonne dabei zusehen, wie sie am Horizont verschwindet. „Der Cocktail ist eine eigene Kreation, er läuft extrem gut“, sagt Hendrik Bremer, der im September 2023 zusammen mit seiner Frau die neu gestaltete Milchbude auf der Insel als Pächter eröffnete.
Milchbuden haben auf Borkum eine rund 100-jährige Tradition. Sie wurden errichtet, als immer mehr Badegäste die Insel entdeckten. Anfangs wurde nur Milch verkauft. Die Zeiten sind längst vorbei. Mit den lichtdurchfluteten Milchbuden der neuen Generation spricht die Insel auch ein jüngeres Publikum an.
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„So wie sich die Gästegenerationen verändern, gehen dadurch auch die Inseln mit der Zeit“, sagt der Geschäftsführer der Ostfriesischen Inseln GmbH, Göran Sell. Demnach tragen junge Unternehmer und kreative Köpfe vor allem auf den größeren der Ostfriesischen Inseln dazu bei, Zielgruppen zu erweitern und neue touristische Angebote zu schaffen.
Enno Schmoll kennt einige junge Insulaner und Neu-Insulaner, die bereit sind, neue Wege zu gehen. „Es gibt auf den Inseln tolle, junge engagierte Unternehmer“, sagt der Professor, der sich an der Jade Hochschule mit Tourismusentwicklung beschäftigt und oft auf den Inseln ist. Viele seien von dem Gedanken motiviert: „Was können wir besser machen?“ Manche kämen dazu bewusst vom Festland auf die Insel. Sie brächten Wissen und Erfahrungen mit, um damit etwas Neues aufzubauen. „Es gibt jüngere Generationen, die nachkommen, auch neue Ideen haben und diese mit viel Esprit angehen. Das macht Freude, das zu sehen.“
Auch Baltrum, die kleinste der Inseln, haben junge Unternehmer für sich entdeckt. 2020 eröffnete Ben Hinrichs mit einem Kompagnon „Uschis Beachclub“ samt Kiteschule. Angesprochen werden soll explizit ein jüngeres Publikum. „Während der Corona-Zeit haben auch die 18- bis Mitte 20-Jährigen Baltrum für sich entdeckt“, sagt Hinrichs. Oder „wieder entdeckt“, denn viele würden die Insel von Urlauben in ihrer Kindheit kennen. Nun können sie in „Uschis Beachclub“ Partys feiern und „Original-Uschis-Playlists“ herunterladen. „Unsere Gäste sollen das Inselgefühl mit nach Hause nehmen können“, sagt der 39-jährige Hinrichs.

So wie die neuen Borkumer Milchbuden wollen die Betreiber von „Uschis Beachclub“ Tradition mit Moderne verbinden: Der Name Uschi geht auf die erste Wirtin der Bretterbude zurück. „Wir wollen Uschi zur Marke machen“, betont Ben Hinrichs. Trotzdem sei Baltrum weit davon entfernt, eine Partyinsel zu werden. „Hier findet man trotzdem weiter seine Ruhe.“
„Die Tourismus-Intensität auf den Ostfriesischen Inseln ist beständig sehr hoch. Aber sie wird auch akzeptiert“, sagt Tourismusforscher Schmoll. Anders als etwa auf Mallorca, wo zuletzt Tausende gegen Massentourismus demonstrierten, gebe es ein solches Bild nicht. „Viele Menschen leben ja vom Tourismus“, sagt Schmoll mit Blick auf die Ostfriesischen Inseln. Das hätten die Insulaner besonders in der Corona-Zeit zu spüren bekommen. Viele seien froh gewesen, als Gäste wieder für Urlaube auf die Inseln kommen durften.
Noch ist der Tourismus aber auf den Inseln nicht ganz wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen: Die Inseln verbuchten 2023 rund 5,4 Millionen Übernachtungen und knapp 880.000 Gästeankünfte – das sind noch 5 Prozent beziehungsweise 3,7 Prozent weniger als 2019, wie aus Daten des Landesamtes für Statistik hervorgeht.
Corona habe nicht nur dafür gesorgt, dass zunehmend junge Menschen die Ostfriesischen Inseln für sich entdeckt haben. Durch die Pandemie sei auch die Nachfrage nach Naturerlebnissen und Outdoor-Aktivitäten verstärkt worden, berichtet der Geschäftsführer der Ostfriesischen Inseln GmbH. Damals suchten viele Gäste nach Möglichkeiten, sich an der frischen Luft zu bewegen und die Natur zu genießen. Die Einschränkungen führten dazu, dass Menschen, die sonst ins Ausland gereist wären, auf die deutschen Inseln fuhren. Viele der neuen Gäste – etwa aus Süddeutschland – sind nach Ende der Pandemie und dem Wegfall der Reisebeschränkungen wiedergekommen, wie Sell berichtet.