Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall: Die Symptome eines Reizdarms sind belastend. Die FODMAP-Diät kann die Beschwerden verbessern.
Ein Reizdarm kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Zwar ist das Reizdarmsyndrom nicht gefährlich. Doch ständige Blähungen, Krämpfe, Verstopfung und Durchfälle sind belastend. Vielen Betroffenen hilft eine Ernährungsumstellung. Die FODMAP-Diät setzt den Fokus auf leichter verdauliche Lebensmittel.
Unter dem Begriff Reizdarmsyndrom, kurz RDS, werden Verdauungsbeschwerden zusammengefasst, für die es keine medizinische Erklärung gibt. Dazu gehören Bauchschmerzen, Darmkrämpfe, veränderter Stuhl, Völlegefühl, Blähungen, Durchfälle und Verstopfung. Die Symptome des nervösen Darms können variieren. Manchmal sind bestimmte Symptome präsenter als andere. Beispielsweise wechseln sich bei vielen Betroffenen Durchfälle und Verstopfung ab.
Die Reizdarm-Ursachen sind nicht abschließend geklärt. Experten vermuten unter anderem, dass überempfindliche Darmnerven, Störungen der Darmmuskulatur sowie Entzündungen der Darmwand eine Rolle spielen. Auch eine erbliche Veranlagung wird diskutiert, ebenso vorangegangene Darminfektionen mit starkem Durchfall sowie Lebensmittelunverträglichkeiten. Die Einnahme von Antibiotika gilt ebenfalls als möglicher Risikofaktor. Stress und psychische Belastungen scheinen bei manchen Betroffenen auf die Entwicklung eines Reizdarms ebenso einen Einfluss zu haben.
Heilbar ist das Reizdarm-Syndrom nicht. Der Reizdarm ist eine chronische Erkrankung. Die Therapie hat die Symptomlinderung zum Ziel, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Schätzungen zufolge haben etwa 10 bis 20 von 100 Menschen ein Reizdarmsyndrom. Frauen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Um die Beschwerden zu verbessern, spielt eine an die Darmfunktion angepasste Ernährung eine wichtige Rolle. Betroffene wissen häufig, welche Lebensmittel ihnen nicht bekommen und reduzieren diese oder lassen sie weg. Auch entlastet es die Verdauung, wenn mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt verzehrt werden statt wenige große. Wichtig ist zudem, gut zu kauen. Die Verdauung beginnt im Mund. Abends sollte man auf Rohkost verzichten – sie ist für die Verdauung schwerer zu bewältigen als Gekochtes. Viele Betroffene ernähren sich nach der sogenannten FODMAP-Diät, auch Low-FODMAP-Diät genannt.
Bei der FODMAP-Diät verzichten Reizdarm-Betroffene auf fermentierbare, also vergärbare Kohlenhydrate. Diese werden als FODMAPs bezeichnet. Der Begriff FODMAP leitet sich von der englischen Bezeichnung „fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols“ ab. Diese Kohlenhydrate, darunter zum Beispiel Fruchtzucker (Einfachzucker), Milchzucker und Stärke (Mehrfachzucker) sowie Süßstoffe (Zuckeralkohole) stehen mit den Darmbeschwerden in Verbindung. FODMAPs führen dazu, dass mehr Wasser im Darm gebunden wird – was Durchfälle begünstigt. Außerdem steigern FODMAPs die Gasbildung im Darm, was Blähungen, Völlegefühl und Krämpfe verstärkt. Bei einer FODMAP-Diät werden alle Lebensmittel, in denen diese Zucker enthalten sind, auf ein tolerierbares Minimum reduziert.
Da diese Ernährung eine Vielzahl an Lebensmitteln umfasst, sollte die FODMAP-Diät unter ärztlicher Begleitung oder unter Begleitung eines medizinischen Ernährungsberaters erfolgen, um einer zu starken Lebensmitteleinschränkung und einer möglichen Mangelernährung entgegenzuwirken. Außerdem ist es nur dann ratsam, diese Ernährungsform längerfristig zu berücksichtigen, wenn sich dadurch tatsächlich die Reizdarm-Beschwerden verbessern.
Laut der Leitlinie „Reizdarmsyndrom“ bestehen Hinweise, dass diese Diät auch über einen längeren Zeitraum (Untersuchungszeitraum bis 18 Monate) ohne Auftreten von Mangelerscheinungen und ohne Einschränkung der ernährungsbezogenen Lebensqualität mit anhaltendem klinischem Erfolg durchgeführt werden kann.
Eine Ernährung mit einem niedrigen Anteil von FODMAPs wird besonders RDS-Patienten mit Blähungen oder Bauchschmerzen als dominantes Symptom empfohlen. Laut den Autoren der Leitlinie lässt die Studienlage eine wirkliche Empfehlung für eine Low-FODMAP-Diät bei Bauchschmerzen, Blähungen und Diarrhö als dominantes Symptom zu.
Als FODMAP-reich gelten unter anderem folgende Lebensmittel:
- Oligosaccharide: Weizen, Roggen, Gerste, Zwiebel, Lauch, Knoblauch, Erbsen, Wirsing, Zuckermais, Artischocke, Spargel, Rote Bete, Kohl, Fenchel, Chicorée, Hülsenfrüchte, Cashewkerne, Pistazien.
- Disaccharid Laktose: Milch, Buttermilch, Joghurt, Sahne, Sauerrahm, Kondensmilch, Eis, Frischkäse von Kühen, Ziegen und Schafen.
- Monosaccharid Fruktose: Apfel, Birne, Pfirsich, Mango, Wassermelone, Trockenfrüchte, Fruchtsäfte, Honig, Fruchtzucker, Maissirup.
- Polyole: Apfel, Aprikose, Kirschen, Litschi, Birne, Nektarine, Pfirsich, Pflaumen, Avocado, Blumenkohl, Pilze, Zuckerersatzstoffe: Sorbit, Mannit, Xylit, Maltit, Isomalt.
Die Auflistung der FODMAP-reichen Lebensmittel orientiert sich an dem Informationsblatt des Instituts für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar, TU München.
Die FODMAP-Diät erfolgt in drei Phasen. Während der ersten Phase, der Eliminationsphase, verzichten Betroffene sechs bis acht Wochen vollständig auf FODMAP-haltige Lebensmittel. Ergänzend wird ein Ernährungstagebuch geführt, in dem die verzehrten Lebensmittel sowie die Beschwerden notiert werden.
In der zweiten Phase (Phase der Toleranzfindung) werden langsam wieder bestimmte FODMAPs eingeführt. Es wird geschaut, wie diese vertragen werden. Pro Tag wird jeweils ein Lebensmittel in kleiner Menge verzehrt. Bei guter Verträglichkeit kann die Menge in den folgenden Tagen schrittweise erhöht werden. Dadurch lässt sich die individuelle Toleranzgrenze feststellen.