Newsblog 80 Jahre Dresdens Zerstörung
„Das wäre vor zehn Jahren nicht möglich gewesen“
Aktualisiert am 13.02.2025 – 17:44 UhrLesedauer: 4 Min.
Auf stille Kranzniederlegungen am Morgen folgen 80 Jahre nach der Zerstörung Dresdens Gedenkveranstaltungen. Am Abend soll die Stimmung umschlagen. Die Polizei bereitet sich auf einen konfrontativen Einsatz in der Altstadt vor. Die Entwicklungen im Überblick.
Mitglied der Historikerkommission zum Wandel des offiziellen Gedenkens
Unter den Gästen im Dresdner Rathaus zum Gedenken an den Bombenangriff auf die Stadt vor 80 Jahren war auch Matthias Neutzner, der sich als Mitglied der Historikerkommission intensiv mit den historischen Ereignissen beschäftigt hat.
„Eine solche offizielle Gedenkveranstaltung wäre vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen“, so Neutzner – auch wenn zivilgesellschaftlich schon länger klar gewesen sei, dass dieser Tag für Gespräche über Generationen hinweg dienen müsse. Die diesjährigen Podiumsdiskussionen mit verschiedenen Perspektiven auf den 13. Februar seien ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
Zeitzeugin Nora Lang brachte auf der Bühne ihre anhaltende Fassungslosigkeit zum Ausdruck: „Wieso kommt es immer wieder dazu, dass Tausende unschuldige Menschen, vor allem Kinder, im Krieg ihr Leben verlieren.“ Die Ehrenmedaillenträgerin erlebte die Bombardierung Dresdens als 13-Jährige. „Dann denke ich daran, dass das alles Menschen verursachen. Schon allein auf den Gedanken zu kommen, Bomben zu bauen, da muss man andere Gedanken haben als ich.“
Ihre Rettung sei damals ein kleines Büchlein gewesen, das sie kurz nach dem Krieg in einer Schule in Hellerau erworben habe. Darin habe sie ein Gedicht von Goethe gefunden, das zu ihrem Leitspruch wurde. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Denn das allein
Unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen.“
Dirk Hilbert (FDP) hat die Gedenkveranstaltung im Dresdner Rathaus eröffnet. Dresdens Bürgermeister erinnerte daran, was der Zerstörung Dresdens vorausging. „Wir erleben immer wieder, dass Erinnerungen verfälscht, Gedenken vereinnahmt und Fakten verleugnet werden“, so der Oberbürgermeister. „Vor 80 Jahren endete ein Krieg, der Leben ausgelöscht, Städte wie Coventry und Rotterdam zerstört und die Welt für immer verändert hat.“
Außerdem hob Hilbert den Ehrengast Prinz Edward Herzog von Kent, Onkel zweiten Grades des britischen Königs Charles III, hervor. „Gerade in der heutigen Zeit ist es von unschätzbarem Wert, diplomatische Beziehungen aufrechtzuerhalten.“
Der Herzog von Kent sprach auf Deutsch und sagte unter anderem: „Es ist mein Wunsch, die Wunden des Krieges zu heilen.“ Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) blieb der Gedenkveranstaltung fern. Kretschmer habe wegen Verpflichtungen im Landtag absagen müssen.
Rund 100 Menschen haben zu Beginn des 80. Jahrestages der Zerstörung Dresdens 1945 auf dem Nordfriedhof der Stadt der damals im Einsatz ums Leben Gekommenen gedacht. In stiller Erinnerung verharrten auch sächsische Minister sowie Vertreter des Landtages sowie der Polizei und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Am Gedenkstein für die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr legten sie Kränze nieder, mit einer Schweigeminute wurde der Kriegs- und Einsatztoten generell gedacht.
![Die 77 jährige Dresdnerin, Christiane Odehnal, zündet am 80. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg unter dem zerstörten Turmkreuz in der Frauenkirche ein sogenanntes Friedenslicht an. Die 77 jährige Dresdnerin, Christiane Odehnal, zündet am 80. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg unter dem zerstörten Turmkreuz in der Frauenkirche ein sogenanntes Friedenslicht an.](https://images.t-online.de/2025/02/vNy6icRBHDgV/0x107:2048x1152/fit-in/1920x0/die-77-jaehrige-dresdnerin-christiane-odehnal-zuendet-am-80-jahrestag-der-zerstoerung-dresdens-im-zweiten-weltkrieg-unter-dem-zerstoerten-turmkreuz-in-der-frauenkirche-ein-sogenanntes-friedenslicht-an.jpg)
Bis zum Abend sind weitere Kranzniederlegungen sowie Andachten, Gottesdienste, aber auch Versammlungen geplant. Mit der traditionellen Menschenkette am Abend soll diesmal ein besonders starkes Zeichen für Versöhnung sowie ein Miteinander gegen Rechtsextremismus ausgehen. Die Sächsische Staatskapelle und die Dresdner Philharmonie spielen danach Requiems. Nach einem Friedensgottesdienst läuten die Glocken aller Innenstadtkirchen, genau zum Zeitpunkt des ersten Luftangriffs knapp drei Monate vor Kriegsende.
Mit einer sogenannten Allgemeinverfügung hat die Stadt Dresden strenge Regeln für Protestteilnehmer aufgestellt. Neben dem Verbot von Waffen wie Messern oder Baseballschlägern sind nach Angaben der Verwaltung etwa Steine, Ketten, Flaschen und Farbbeutel nicht erlaubt. Diese Regeln hat die Stadt in einem Amtsblatt bekannt gegeben.
Untersagt sind außerdem „geschlossenes Marschieren, insbesondere im Gleichschritt“ und das „Schlagen von Marschtakt auf Trommeln“.