Polizei meldet erste Festnahmen
Schüsse und Sprengsätze: Rockerkrieg in NRW eskaliert
12.02.2025 – 20:07 UhrLesedauer: 2 Min.
Schüsse fallen, Bomben explodieren: In Nordrhein-Westfalen reagiert die Polizei jetzt auf zunehmende Gewalt unter Rockern.
Dutzende Rocker sind im vergangenen Herbst von den Bandidos zu den Hells Angels übergelaufen, die Behörden fürchteten einen Rockerkrieg im Ruhrgebiet. Jetzt explodiert die Gewalt – und die Ermittler nehmen einen Zusammenhang mit den „hochdynamischen“ Entwicklungen im Rockermilieu an.
Am Dienstag gab die Polizei bekannt, ihre Kräfte fortan bündeln zu wollen. Einsatzkräfte aus verschiedenen Städten seien zusammengezogen worden, um sich ausschließlich mit den eskalierenden Konflikten unter Rockern zu beschäftigen. Der Name: „Besondere Aufbauorganisation (BAO) Chrom.“
Einen Tag später haben die Ermittler die ersten Erfolge gemeldet: Drei tatverdächtige Männer aus dem Ruhrgebiet seien festgenommen worden, teilten die Beamten am Mittwoch mit. Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten aktuell keine weiteren Auskünfte erteilt werden.
Die Liste der dem Rockerkrieg bisher zugeordneten Straftaten ist lang: Es ist eine ganze Serie von Anschlägen. Neben Wohn- und Geschäftshäusern haben die Täter auch Menschen ins Visier genommen.
Am 13. Januar feuerte ein Unbekannter mehrere Schüsse auf ein Haus in Unna ab, eine dunkel gekleidete Person flüchtete vom Tatort. Am 15. Januar trafen ebenfalls in Unna Kugeln ein als Rocker-Treff bekanntes Tattoo-Studio. Am 7. Februar wurde auf ein Wohnhaus in Holzwickede geschossen, der Eingangsbereich wurde mutmaßlich mit einem Sturmgewehr förmlich durchsiebt.
Zwei Tage später, am vergangenen Sonntag, schleppte sich ein 52 Jahre alter Rocker mit einer Schussverletzung in ein Krankenhaus in Unna – es war der Bewohner des zuvor in Holzwickede beschossenen Hauses. Bei dem Mann soll es sich um einen Ex-Bandido handeln, der möglicherweise zu den Hells-Angels-Überläufern zählt.
In derselben Nacht kam es außerdem noch zu einer Explosion an der Eingangstür eines Hauses in Bochum. Am Montag (10. Februar) explodierte dann ein Sprengsatz im Hauseingang eines Mehrfamilienhauses in Oberhausen.
Endgültig zu viel für die Polizei: „Wir dulden keine Straftaten von Outlaw-Motorcycle-Gangs“, erklärte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange am Dienstag. Egal, ob es um interne Machtdemonstrationen oder gewalttätig ausgetragene finanzielle Konflikte gehe: „Das was schon passiert ist, wird aufgeklärt und konsequent verfolgt. Eine weitere Eskalation darf es nicht geben.“
Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt zeigte sich besorgt. Die Situation werde fortlaufend gemeinsam mit lokalen Polizeibehörden analysiert, teilte das Amt damals mit. Man stimme sich dabei auch mit Partnern auf Bundesebene ab.
Das Horror-Szenario beschrieb Rockerkenner Michael Ahlsdorf, früher Chefredakteur des Magazins „Bikers News“, so: Im schlimmsten Fall würden lang anhaltende, sich aufschaukelnde gewalttätige Auseinandersetzungen drohen. „Möglich ist alles“, sagte Ahlsdorf t-online im Herbst.