Die erste Dschungelwoche ist Geschichte – und für RTL läuft alles nach Plan. Der Sender verdient sich auch dieses Jahr eine goldene Nase mit dem Format.
Die Rechnung ist so einfach wie verblüffend. Während die Stars mehr als 14 Tage im australischen Dschungel alle möglichen Strapazen über sich ergehen lassen müssen und einer am Ende die 100.000 Euro Siegprämie gewinnt, braucht RTL für diese Summe nicht mal 30 Sekunden. Denn für einen Werbeclip dieser Länge lässt sich der Sender auch dieses Jahr wieder fürstlich entlohnen.
Der heimliche Dschungelkönig trägt Jahr für Jahr den gleichen Namen: RTL. Die Promis, die bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ für zwei Wochen eine der größten Unterhaltungsshows des deutschen Fernsehens aufführen, sind für den Sender nur Mittel zum Zweck. Und die Tierkadaver, schwindelerregenden Sprungtürme oder stockfinsteren Schächte sind die passende Dekoration für ein Format, das zwischen Voyeurismus, Kunst und Sozialstudie changiert.
Seit 18 Staffeln hat sich dieses Konzept bewährt: RTL lädt zwölf Promis in den australischen Urwald, zahlt ihnen je nach Bekanntheitsgrad und Schlagzeilenpotenzial zwischen 30.000 und 200.000 Euro Gage und einer von ihnen bekommt am Ende Thron, Zepter und Gewinnsumme ausgehändigt. Bestätigt sind die Summen nicht, der Sender macht daraus jedes Jahr ein großes Staatsgeheimnis – doch öffentlich dementiert wurden die finanziellen Größenordnungen noch nie.
Das Dschungelcamp ist für RTL eine Goldgrube, ganz unabhängig von üppigen Gagen oder hohen Produktionskosten. Dafür ist der Sender jedes Jahr bereit, rund 30 Millionen Euro hinzublättern. „Zählt man jede Abteilung der Produktion, dann sind knapp 400 Mitarbeiter an der Produktion von ‚Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!‘ beteiligt“, erklärt ein Sendersprecher t-online auf Anfrage. Dass für deren Bezahlung und die Produktionskosten enorme Summen bezahlt werden müssen, ist klar.
Auf Anfrage von t-online kommentiert der Sender die Zahlen nicht, schreibt lediglich: „Wir geben grundsätzlich keine Informationen zu den Produktionskosten bekannt. Es ist jedoch wenig überraschend, dass die Produktion einer täglichen TV-Show aus Australien zu den kostenintensivsten Formaten bei RTL zählt.“
Die Sparpotenziale für den Sender sind schnell aufgezählt: Bestimmte Kulissen lassen sich immer wieder verwenden und mit 20 Jahren Erfahrung weiß RTL genau, wo es lohnt, viel Geld zu investieren und wo es reicht, auf eine preisgünstige Variante auszuweichen. Zumal ein enger Austausch mit den britischen Spezialisten von der Dschungel-Produktionsfirma ITV gepflegt wird, die die gleiche Sendung für das Fernsehpublikum in Großbritannien realisieren und jeweils immer vor den Deutschen das Camp im australischen New South Wales beziehen.
Doch die Show hat sich verändert – jedenfalls aus TV-Sicht. „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ist inzwischen eine reine Primetime-Show. „Das ist richtig und tatsächlich ein Novum“, sagt RTL zu t-online. „Zum ersten Mal in der Geschichte des Dschungelcamps laufen alle 17 Live-Shows bereits in der Primetime um 20.15 Uhr.“ Wieso das so ist, erklärt der Sender nicht.
Sind es die steigenden Kosten in allen Lebensbereichen, die auch vor RTL nicht Halt machen? Wer seine Shows zur besten Sendezeit ausstrahlt, kann auf dem Werbemarkt höhere Preise verlangen. Hinzu kommt: Das Dschungelcamp wird einen Tag mehr im Fernsehen gezeigt – und das bereits zum dritten Mal in Folge. 17 statt 16 Episoden pro regulärer Staffel bedeuten auch: mehr Werbeeinnahmen mit der größten Unterhaltungsshow im Senderportfolio.