Es kommt auf das Politikfeld an. Innenpolitisch hat Trump bereits einige Entscheidungen getroffen, die kritisiert werden, die wir aber nicht zu beurteilen haben. Außenpolitisch lässt sich das noch nicht absehen. Aber ich halte es für wahrscheinlich, dass Trump den Krieg in der Ukraine beenden wird.
Aber zu welchen Bedingungen für die Ukraine?
Das ist die entscheidende Frage. Es muss um die Bedingungen und um Sicherheitsgarantien für die Ukraine gehen. Sollte Trump einen Verhandlungserfolg erzielen, wäre das immerhin eine gute Nachricht.
Putin wähnt sich in der Ukraine jedoch aktuell auf der Siegerstraße. Warum sollte er verhandeln wollen?
Es kommt auf die Druckmittel gegen Putin an, aber es bieten sich auch immer wieder neue Möglichkeiten. Die russische Wirtschaft ist angeschlagen und der Machtwechsel in Washington könnte einen Schnitt markieren, nach dem sich die internationalen Beziehungen neu ordnen werden.
Halten Sie es für richtig, dass die USA nun Staaten wie China oder Indien mit Sekundärsanktionen drohen, sollten sie ihre Unterstützung für Russland nicht einstellen?
Wir müssen feststellen, dass sehr viele Länder andere Perspektiven auf den Ukraine-Krieg haben als wir in Europa. China denkt anders, Indien denkt anders, die arabische Welt denkt anders, Israel denkt anders, Brasilien und Südafrika denken anders. Diese Länder muss man politisch gewinnen, indem man dahin reist, Vertrauen aufbaut, ohne sie zu belehren. Wir müssen auch mit den schwierigsten Herrschern dieser Welt reden können, um unsere Interessen zu vertreten und Verbündete zu finden. Das gelingt nicht mit Sekundärsanktionen.
War die deutsche Außenpolitik in der endenden Legislatur zu belehrend?
Ja. Außenpolitik heißt, mit den schwierigsten Typen Lösungen zu suchen, Konflikte friedlich beizulegen und trotz aller Gegensätze Vertrauen aufzubauen. Öffentliche Belehrungen sind da eher schädlich.
Welche Herausforderungen kommen in der kommenden Legislatur auf Deutschlands Außenpolitik zu?
Die Zukunft der Ukraine und nachhaltige Sicherheit für das Land werden eine entscheidende Rolle spielen. Es geht um einen Waffenstillstand, zu akzeptablen Bedingungen für die Ukraine. Im Nahen Osten sollten wir alle Formen der regionalen Kooperation aus Deutschland aktiv unterstützen.
Wie könnte sich Trumps Präsidentschaft auf die gegenwärtigen Konflikte im Nahen Osten auswirken?