In Nordrhein-Westfalen entdeckt
Sensationsfund gibt Rätsel auf
29.01.2025 – 15:50 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Göttinger Student geht hobbymäßig auf archäologische Suche. Dann schlägt seine Sonde an.
Ein Miniatur-Dosenschloss aus Gold, das vermutlich aus dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus stammt, ist in Petershagen an der Weser (Nordrhein-Westfalen) entdeckt worden.
Der Fund wurde von Constantin Fried gemacht, der sich vor zwei Jahren hobbymäßig auf archäologische Suche begeben hatte. Zuerst habe er das Schloss für den vergammelten Deckel einer Schnapsflasche gehalten, als seine Sonde anschlug. Als der heute 30-Jährige den Fund dann zwischen seinen Finger rieb und vom Dreck befreite, begann das Stück jedoch zu glänzen. Dem gelernten Veranstaltungstechniker war schnell klar, das muss Gold sein.
Später wird klar: Es ist ein Sensationsfund, wie die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erklärten, einzigartig in Europa. Sie vergeben Lizenzen an Menschen wie Fried, damit sie im Ehrenamt im Zusammenspiel mit der Wissenschaft auf die Suche gehen können.
Die genaue Untersuchung des nur 1,2 mal 1,1 Zentimeter großen Stücks wurde mit einem Neutronen-Computertomografen am Paul Scherrer Institut im schweizerischen Villingen durchgeführt. Bei dem Fund in Petershagen fehlten außen Schlüssel und Kette. Aber die dreidimensionalen Bilder aus dem CT zeigten die ebenfalls aus Gold bestehenden Nieten und Kettenglieder im Inneren. Damit steht fest: Das Schloss hat vor rund 1.600 Jahren funktioniert. Und dank des Blicks in das Innere war der LWL in der Lage, das Schloss im Maßstab 4:1 nachzubauen.
Da es vergleichbare, aber deutlich größere dieser Dosenschlösser in der Römerzeit im 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus gab, vermutet der Chef-Archäologe des LWL, dass „vielleicht ein Angehöriger einer einheimischen Elite das exquisite Kleinod bei seiner Rückkehr aus dem römischen Militärdienst als Andenken oder Geschenk mit zurück in die Heimat gebracht hat“, sagte Michael Rind, Chefarchäologe des LWL, bei der Vorstellung.
Laut LWL sind viele wissenschaftliche Fragen noch offen. Unklar ist, wie das extrem kleine Stück ohne die heute üblichen Hilfsmittel wie künstliches Licht oder Lupe überhaupt hergestellt werden konnte und wie es nach Westfalen kam. „War es eine Einzelanfertigung oder wurden ähnliche kostbare Miniaturen nur bisher nicht gefunden?“, fragt sich Rind.
„Der außergewöhnliche Fund aus Petershagen zeigt die hohe Kunstfertigkeit des provinzialrömischen Kunstschmiede- und Schlosserhandwerks“, sagte LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger bei der Vorstellung. Der Direktor des Landschaftsverbandes, Georg Lunemann, bedankte sich bei allen ehrenamtlichen Suchern und appellierte an die Szene, diese Arbeit nicht ohne Lizenz zu machen. Bei Constantin Fried ist aus dem Hobby in der Zwischenzeit ein Berufswunsch geworden. Er studiert in Göttingen Archäologie.