Mit Zuckerwasser gestreckt
Granini Trinkgenuss ist „Mogelpackung des Jahres 2024“
22.01.2025 – 09:15 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Wahl der „Mogelpackung des Jahres 2024“ ist beendet. Verbraucher haben die dreisteste Schummelei der vergangenen zwölf Monate gewählt.
Jedes Jahr lässt die Verbraucherzentrale in Hamburg aus einer Vielzahl von Produkten die dreisteste Mogelpackung wählen. Damit prangert sie Hersteller an, die Kunden mit Werbelügen hinters Licht führen.
Dieses Mal haben die Verbraucher das Getränk Granini Trinkgenuss Orange zur „Mogelpackung des Jahres 2024“ erklärt. Fast die Hälfte der über 32.000 abgegebenen Stimmen entfielen auf das Produkt der Eckes-Granini Deutschland GmbH, so die Verbraucherschützer. Zum ersten Mal führe ein Skimpflation-Produkt die Negativ-Rangliste an (hier lesen Sie, was Skimpflation bedeutet).
Warum gerade das Granini-Getränk? Der Hersteller habe im Frühjahr 2024 die Rezeptur des beliebten Saftes verändert. Die Menge des Orangensaftes pro Flasche wurde laut Verbraucherzentrale halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt. Trotzdem habe der Handel den Verkaufspreis beibehalten. Bezogen auf den Fruchtsaftanteil entspreche dies einer Verdoppelung des Preises.
„Die Verbraucher haben Eckes-Granini zu Recht einen Denkzettel verpass“, sagt Armin Laschet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Der Anbieter hat seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen.“
Das Etikett der Flasche des Granini Trinkgenuss Orange sei nahezu unverändert, einen Hinweis auf die neue Zusammensetzung der Zutaten suche man vergebens. Lediglich die prominente Auslobung „100 % Fruchtsaft“ fehle auf der Banderole, werde aber unverständlicherweise nicht durch die Angabe „50 % Fruchtsaft“ ersetzt.
Bei einer Stichprobe der Verbraucherschützer in rund 20 Hamburger Supermärkten war das Getränk aktuell nicht erhältlich. „Wahrscheinlich hat Eckes-Granini die Belieferung eingestellt, weil sich das Unternehmen und die Händler nicht über den Preis einigen konnten“, erklärt Valet und merkt an, dass Ernteausfälle durch den Klimawandel und eine Pflanzenkrankheit bei Orangenbäumen zuletzt zu massiven Preissteigerungen für Orangensaftkonzentrat geführt, die Saftproduzenten unter Druck setzen.
Mit der „Mogelpackung des Jahres“ rückt die Verbraucherzentrale Hamburg Tricksereien wie die von Eckes-Granini ins Rampenlicht. „Wir machen sichtbar, was die Anbieter lieber verbergen würden“, so Valet. Insgesamt 32.441 Verbraucherinnen und Verbraucher haben dieses Mal an der Wahl teilgenommen und damit deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Die abgegebenen Stimmen verteilen sich wie folgt auf die fünf nominierten Kandidaten.
Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht eigener Aussage nach dringenden Handlungsbedarf und fordert: Der Gesetzgeber muss Verbraucher endlich besser vor den Mogeleien der Unternehmen schützen.