Eine 21-jährige Frau erleidet einen heftigen Schlaganfall. Die ersten Anzeichen dafür seien harmlos gewesen. Doch Experten warnen: Schlaganfälle bei jungen Menschen nehmen zu.
Eine gesunde 21-jährige Sanitäterin, die mitten im Leben stand, war nach einem Schlaganfall gelähmt. Dabei soll alles scheinbar harmlos begonnen haben: Als Tina Holt aus dem australischen Bundesstaat Queensland von einem Brunch mit einer Freundin nach Hause kam, habe sie plötzlich Kopfschmerzen gehabt. Einige Minuten später bemerkte sie, dass mit ihrem Körper und ihrem Gehirn etwas nicht stimmte. Es sei ihr auch nicht gelungen, über den Bildschirm ihres Mobiltelefons zu wischen, um es zu entsperren, berichtet die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“.
„Meine Freundin, die ebenfalls Sanitäterin ist, bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Sie bat mich zu lächeln. Ich konnte das nicht“, erzählte Holt der australischen Organisation „Stroke Foundation“. Mühsam habe sie versucht, aufzustehen. Ihr seien nur zwei Schritte gelungen, bevor sie erneut zusammenbrach. Holt konnte weder sprechen noch sich bewegen. Schließlich musste sie sich übergeben. „Obwohl ich bei Bewusstsein war, reagierte mein Körper nicht“, beschrieb sie die Situation.
Ihre Freundin habe dann sofort einen Krankenwagen gerufen. Als die Sanitäter eintrafen, stellten sie die vorläufige Diagnose: Eine Überdosis Drogen. Und das, obwohl die Freundin beteuerte, dass die 21-Jährige keine Drogen genommen hatte. Auf dem Weg ins Krankenhaus verlor Holt jedoch das Bewusstsein und ihr Zustand verschlechterte sich dramatisch. Als ein CT-Scan eine Hirnblutung ergab, wurde sie mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus nach Brisbane geflogen und sofort auf die Intensivstation gebracht. Ihrer Familie sagten die Ärzte, dass sie möglicherweise nicht überleben würde – oder der Schlaganfall wahrscheinlich bleibende Schäden hinterlassen würde.
Tina Holt war nach ihrer Einlieferung in das Krankenhaus die nächsten fünf Tage bewusstlos. Anschließend verbrachte sie zehn Tage auf der Intensivstation und die nächsten sieben Monate in der Klinik. Dort musste sie sich einer Reihe lebensrettender Operationen unterziehen. Bis zu dem Vorfall, der sich im Jahr 2016 zugetragen hat, sei für sie undenkbar gewesen, so jung einen Schlaganfall zu erleiden, sagte sie.
Durch den Schlaganfall war sie halbseitig gelähmt, konnte weder sprechen noch essen und sich nicht einmal ohne Hilfe bewegen. Holt war auch ständig müde, dann entwickelte sich auf der rechten Seite ihres Gesichts auch noch ein seltener Tumor. Doch die junge Frau nahm die „unglaubliche Herausforderung“ an, wie sie sagte. Einfache Dinge wie ein Glas Wasser zu trinken, musste sie neu lernen. Gleichzeitig begann sie, Kraft aufzubauen und das Gleichwicht wiederzuerlangen.
„Ich träumte davon, nach meiner Zeit als Sanitäterin Ärztin zu werden. Doch der Schlaganfall änderte meine gesamte Zukunft“, sagte Holt. Ihre Rehabilitation sei ein lebenslanger Prozess gewesen und statt zwei Jahren habe sie nun neun Jahre gebraucht, fügte sie hinzu. Auch wenn sie inzwischen auf einen Rollstuhl angewiesen ist, habe sie sich durch intensive Rehabilitations-Maßnahmen gekämpft. Dazu gehörten auch das Training im Fitnessstudio, Schwimmen und Fahrradfahren.
In einem Gespräch mit ihren Followern auf Instagram erklärte Holt, dass sie außer den Kopfschmerzen, die etwa fünf Minuten vor ihrem Schlaganfall aufgetreten seien, keine großen Anzeichen oder Symptome gehabt habe. Sie wolle auch andere Menschen über Schlaganfälle sowie deren Anzeichen und Symptome aufklären. „Und ich möchte die vorgefasste Meinung widerlegen, dass Schlaganfälle nur alten oder untrainierten Menschen passieren“, sagte sie. „Ein Schlaganfall kann in jedem Alter passieren und meiner kam für mich aus heiterem Himmel.“
Mehr Fälle auch in Deutschland
Eine Analyse von Daten des britischen staatlichen Gesundheitsdienstes (Stand: Dezember 2024) ergab, dass die Zahl der Schlaganfälle bei Männern unter 39 Jahren in den vergangenen zwei Jahrzehnten um fast ein Viertel gestiegen ist. Die Zahl lebensbedrohlicher Schlaganfälle bei gleichaltrigen Frauen nahm um ein Prozent zu.
Ähnlich sieht es hierzulande aus: Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe teilte mit, dass Schlaganfälle immer häufiger auch bei jüngeren Menschen auftreten, beobachtet der Neurologe Lars Kellert. Er leitet die Schlaganfall-Station im Uniklinikum München. Dem Sender mdr sagte er, dass in den vergangenen 15 Jahren die Schlaganfall-Fallzahlen gestiegen sind. Untersuchungen würden nahelegen, „dass bis zu 40 Prozent mehr Schlaganfälle bei jungen Menschen auftreten. Jung heißt jünger als 55.“ Möglicherweise spielt dabei eine Rolle, „dass einfach mehr darauf geachtet wird“, erklärte Kellert.