„Finanztest“
Diese Versicherungen bieten den besten Rechtsschutz
16.01.2025 – 12:36 UhrLesedauer: 4 Min.
Ein Rechtsstreit kann teuer werden. Die aktuelle Ausgabe von „Finanztest“ hat Rechtsschutzversicherungen untersucht und zeigt die besten Anbieter.
Was passiert, wenn ein Streit mit Ihrem Arbeitgeber, Vermieter oder einem anderen Verkehrsteilnehmer eskaliert? Oft enden solche Konflikte vor Gericht – und die Kosten für Anwälte, Gutachten und Verfahren können hoch sein. Genau hier kommt die Rechtsschutzversicherung ins Spiel. Sie gewährleistet, dass Sie Ihr Recht durchsetzen können, ohne finanzielle Sorgen.
„Finanztest“ hat in der aktuellen Ausgabe 02/2025 Rechtsschutzversicherungen verschiedener Anbieter verglichen und zeigt, wo Verbraucher das beste Preis-Leistungs-Verhältnis erwarten können. Bei der Auswahl einer guten Rechtsschutzversicherung sollte man nicht nur auf die Kosten achten, sondern auch die Versicherungsbedingungen berücksichtigen.
Eine gute Rechtsschutzversicherung deckt die Kosten für Anwälte, Gerichte und Sachverständige ab und übernimmt auch die Zeugenentschädigung. Dabei können Verbraucher wählen, welche Rechtsbereiche die Versicherung abdecken soll.
- Arbeitsrechtsschutz: Der Baustein deckt Streitigkeiten mit Ihrem Arbeitgeber ab, zum Beispiel zu Kündigungen oder Lohnforderungen.
- Verkehrsrechtsschutz: Der Baustein ist hilfreich bei Streitigkeiten nach Unfällen im Straßenverkehr, Streitigkeiten mit Werkstätten oder bei Bußgeldverfahren.
- Mietrechtsschutz: Dieser Baustein deckt Konflikte mit Vermietern oder Nachbarn ab.
- Vertragsrechtsschutz: Der Baustein nützt bei Streitigkeiten rund um Kaufverträge, Reisen oder Dienstleistungen.
- Familien- und Erbrecht: Hierbei geht es in der Regel um eine Rechtsberatung, selten werden die Kosten des Rechtsstreits übernommen
Wichtig: Nicht alle Bereiche sind automatisch in der Versicherung enthalten. Viele Anbieter bieten modulare Bausteine, sodass Sie Ihren Schutz individuell anpassen können. Zum Beispiel können Mieter oder Autofahrer gezielt den Baustein „Mietrechtsschutz“ oder „Verkehrsrechtsschutz“ hinzubuchen.
- Mediation: Einige Versicherer bieten auch alternative Konfliktlösungen wie Mediation an.
- Telefonische Rechtsberatung: Diese dient als eine erste Einschätzung Ihrer Rechtslage.
- Weltweiter Schutz: Manche Policen bieten Rechtsschutz auch im Ausland.
Es gibt jedoch bei allen Rechtsschutzversicherungen Einschränkungen. Beispielsweise sind Streitfälle, die vor Abschluss des Vertrags entstanden sind, in der Regel nicht abgedeckt. Auch einige Bereiche wie Scheidungs- oder Erbstreitigkeiten werden oft nur eingeschränkt oder gar nicht übernommen.
„Finanztest“ hat im November 2024 insgesamt 90 Rechtsschutzpakete von 30 Versicherern untersucht. Im Fokus standen Policen für die Lebensbereiche Privat, Beruf und Verkehr (PBV). Dabei wurde ein Musterkunde angenommen: ein 40-jähriger Angestellter mit Familie, der bisher keine Rechtsfälle hatte.
Zu den Testkriterien zählten unter anderem die Versicherungsbedingungen, die mit 90 Prozent in die Gesamtbewertung einflossen. Konkret: Wie umfangreich ist der Schutz in verschiedenen Lebensbereichen? Welche Ausschlüsse gibt es? Mit einer Gewichtung von 10 Prozent wurde das Preis-Leistungs-Verhältnis berücksichtigt. Hier lautete die Hauptfrage: Wie hoch sind die Beiträge im Verhältnis zu den angebotenen Leistungen?
„Finanztest“ hat zudem verschiedene Selbstbeteiligungsvarianten (zum Beispiel 150 Euro oder 300 Euro) analysiert. Die Tester empfehlen dabei eine Selbstbeteiligung von 150 Euro, da dies ein gutes Gleichgewicht zwischen Beitragskosten und Eigenbeteiligung darstellt.
Auf Platz 1 rangiert der Tarif „PBV Optimal“ der WGV-Versicherung, der mit der Note „Sehr gut“ (1,5) ausgezeichnet wurde. Dieser Tarif kostet je nach gewählter Selbstbeteiligung zwischen 372 und 441 Euro pro Jahr und bietet einen umfassenden Schutz in den Bereichen Privat, Beruf und Verkehr. Den zweiten Platz teilen sich drei Anbieter mit der Note „Gut“ (1,7).
Der „Premium“-Tarif der ADAC-Versicherung kostet 383 Euro pro Jahr. Der „PBV Plus“-Tarif von VRK ist mit 306 bis 345 Euro pro Jahr etwas günstiger. Der Huk-Coburg-Tarif „PBV Plus“ bietet mit einem jährlichen Beitrag zwischen 285 und 321 Euro ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Alle genannten Tarife haben eine Selbstbeteiligung von 150 Euro im Schadensfall und decken ein breites Spektrum an Rechtsbereichen ab.
Beim Abschluss einer Rechtsschutzversicherung sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Bedarf klären: Brauchen Sie Schutz für Beruf, Verkehr, Miete oder alle Bereiche?
- Preis-Leistungs-Verhältnis prüfen: Nicht der günstigste Tarif ist automatisch der beste. Vergleichen Sie Leistungen und Ausschlüsse.
- Selbstbeteiligung: Eine moderate Selbstbeteiligung (zum Beispiel 150 Euro) kann Beiträge senken, ohne dass der Schutz zu teuer wird.
- Mögliche Doppelversicherungen vermeiden: Wenn Sie Mitglied in einer Gewerkschaft oder einem Mieterverein sind, haben Sie oft schon eingeschränkten Rechtsschutz.
- Wartezeit beachten: Viele Policen greifen erst nach drei Monaten. Daher sollten bestehende Verträge nicht voreilig gekündigt werden.
- Altverträge prüfen: Ältere Verträge bieten häufig bessere Konditionen, insbesondere bei Kapitalanlagestreitigkeiten.
Auch das Kleingedruckte sollten Sie nicht übersehen. Bedingungen wie weltweite Deckung, Kostengrenzen oder Regeln für außergerichtliche Einigungen können entscheidend sein. Familien profitieren oft von Tarifen, die Partner und Kinder mitversichern, während Singles und Rentner hingegen oft Zugang zu günstigeren Angeboten haben, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Tipp: Eine Rechtsschutzversicherung ist nicht lebensnotwendig, aber sie ermöglicht es Ihnen, sich auch gegen finanzstarke Gegner rechtlich zu wehren. Vergleichen Sie verschiedene Anbieter und Tarife. Mit einer sorgfältigen Auswahl kann eine Rechtsschutzversicherung effektiv und kostengünstig vor juristischen Risiken schützen.