Ex-Hells Angels-Boss Frank Hanebuth
Vom Rausschmeißer zum bekanntesten Rocker Deutschlands
Aktualisiert am 21.12.2024 – 16:12 UhrLesedauer: 6 Min.
Frank Hanebuth, Ex-Präsident des ehemaligen Hells-Angels-Charters Hannover, beeindruckt. Die dunkle Faszination einer Rockerlegende und ihr gesellschaftlicher Aufstieg.
Wo er auftaucht, fällt der Mann auf: Groß ist er, ein Hüne von 1,98 Meter, der Kopf kahl rasiert, die Schultern breit. Um den Mund trägt er einen akkurat getrimmten, schmalen Bart. Seine Haut ist meist solariumbraun gebrannt.
Doch wer ist Frank Hanebuth und wie wurde er zum bekanntesten Gesicht der deutschen Rockerszene?
In die Wiege wurde ihm das Rocker-Milieu nicht gelegt. Er stammt aus einer bürgerlichen Familie; sein Vater Berufsschuldirektor, seine Mutter Chefsekretärin. Der Rocker wurde 1964 in Garbsen-Osterwald bei Hannover als Frank Armin Hanebuth geboren. In Hannover nennt man ihn „der Lange“.
Doch schon während seiner Lehrzeit als Zimmermann zog es ihn ins Steintorviertel, den hannoverschen Rotlichtbezirk. Ab 1983 arbeitete er in einer Gaststätte am Tresen. Später nahm er einen Job als Wirtschafter an – das sind in Bordellen die Jungs für alles: Rausschmeißer. Parallel begann er eine Karriere als Schwergewichtsboxer und nahm bis Mitte der 90er-Jahre an vier Profikämpfen teil. Auch sein Sohn sollte später im Boxsport erfolgreich sein.
1995 wurde Frank Hanebuth dann Mitglied und später Präsident des Bones MC, damals der größte deutsche Motorradklub. Als die Hells Angels nach Deutschland übersetzten, tauschten Hannovers Bones kurzerhand die Kutten. Als Präsident des Hells-Angels-Charters Hannover soll er schon bald zu den einflussreichsten Mitgliedern der deutschen Sektion gehört haben.
Hanebuth hatte damals erheblichen Einfluss auf Hannovers Rotlichtviertel. Viele nannten ihn den „Steintorkönig“. Doch das genügte ihm nicht: Zur Jahrtausendwende versuchten er und seine Rocker, ihren Machtbereich nach Lüneburg und Hamburg auszudehnen. Noch im selben Jahr endete vorübergehend Hanebuths Aufstieg: Weil er einen anderen Rocker beinahe totgeprügelt haben soll, verurteilte ihn das Landgericht Hannover zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Strafmildernd wirkten sich eine Schmerzensgeldzahlung über 26.000 Euro und ein umfassendes Geständnis aus.
Nach seiner Entlassung beschränkte Hanebuth sich wieder auf Hannover. Er übernahm den Großteil der Tanzclubs, Bordelle, Sexshops und Pornokinos am Steintor, führte sie mit diversen Tochterfirmen. Die „Hells Angels“ stellten im Partyviertel die Türsteher, teils direkt mit Rockerkutte, teils indirekt durch eigene Firmen. Das Geschäft brummte und Hanebuth erreichte mit seinem Klub doch noch seine Vormachtstellung im norddeutschen Raum – über Umwege. Jetzt musste er nur noch das Schmuddel-Image loswerden.
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Wichtig war dabei für ihn vor allem Götz von Fromberg. Der Staranwalt vertrat Hanebuth seit seinen Anfängen. Seine Eltern hatten Fromberg beauftragt, ihren Sohn zu verteidigen, als der Schwierigkeiten wegen eines „typischen Türsteherdelikts“ hatte, berichtete die „FAZ“. Fromberg war fester Teil der sogenannten „Frogs“ („Friends of Gerd“), den Freunden des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder. Zudem war er als Anwalt viele Jahre Bürokollege des späteren Kanzlers.
Fromberg stellte Hanebuth auch anderen bekannten „Frogs“ vor: Musikern wie Udo Lindenberg oder Scorpions-Sänger Klaus Meine. Auch der einstige Preussag- und spätere Tui-Chef Michael Frenzel und der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer kamen gern zu Frombergs „Herrenabenden“ – zumindest eine gewisse Zeit lang, wie Fromberg im Jahr 2012 in einem „FAZ“-Interview über die Abende in seinem „Krökelkeller“ sagt.
„Als Gerhard Schröder Bundeskanzler war, habe ich entgegen meiner Überzeugung zu Herrn Hanebuth gesagt, ich könne ihn nicht einladen – sonst kommt der Vorwurf der Nähe zwischen Hells Angels und Politik“, so Fromberg in dem Interview. Erst nach dem Ende von Schröders Kanzlerschaft sei Hanebuth dann wieder bei den Feierlichkeiten dabei gewesen.
So wuchs Hanebuth allmählich zu einer bedeutenden Persönlichkeit Hannovers heran. Kein Wunder: Als „Befrieder“ des zuvor von Albanern, Russen und Türken blutig umkämpften Steintors erlangte er einen Ruf der Gesellschaftsfähigkeit, der ihm in Hannover bis heute nachhallt.