Ex-Grünen-Chefin
Lang fällt zu Lindner nur ein Satz ein – aber der hat es in sich
Aktualisiert am 21.12.2024 – 05:06 UhrLesedauer: 3 Min.
Ricarda Lang ist auch nach ihrem Abschied als Grünen-Chefin eine laute politische Stimme. Für ihre Kritik an einem Post Christian Lindners wird sie nun gefeiert.
Bis vor einigen Wochen war Ricarda Lang noch eine der Vorsitzenden der Grünen. Dann schmiss sie nach herben Wahlniederlagen hin. Seitdem ist sie lediglich Bundestagsabgeordnete. Aus dem Chor der bundespolitischen Stimmen verschwunden ist sie aber mitnichten. Denn seit sie nicht mehr unter Zwang ihres Parteiamtes steht, blüht die 30-jährige Politikerin regelrecht auf, wie sie kürzlich selbst in der Talkshow „Caren Miosga“ berichtete.
Sie müsse sich jetzt nicht mehr verstellen, sondern könne ganz sie selbst sein, sagte sie. Das gelte auch für ihr Profil bei X. Langs Leidenschaft: Mit spitzzüngigen Kommentaren in sozialen Medien mischt sie sich regelmäßig ins politische Geschehen ein.
Nun hat es wieder einmal den Christian Lindner erwischt. Der FDP-Chef hatte sich mit einem Posting hervorgetan, das der ehemalige Finanzminister direkt an den umstrittenen US-Präsidentenberater Elon Musk richtete. Darin brachte er seine Bewunderung für den reichsten Mann der Erde zum Ausdruck und warnte ihn zugleich vor vorschnellen Schlüssen in Sachen deutscher Politik. So müsse er wissen, dass die AfD – die Musk zuvor in einem Post als „Retterin Deutschlands“ gefeiert hatte – eine rechtspopulistische Partei sei. Ganz so, als wisse Musk, seines Zeichens ebenfalls engagierter Rechtspopulist mit Hang zu Verschwörungstheorien, dies nicht.
Lang nahm Lindners Post bei X nun auf die Schippe. Mit einem einzigen Satz, aber der hatte es in sich: „Dear Slim, I wrote you, but you still ain‘t callin…“ lautet die Zeile. Zu Deutsch: „Lieber Slim, ich habe dir geschrieben, aber du antwortest mir einfach nicht“. Dabei handelt es sich um einen Vers aus dem Kultsong „Stan“ des US-Rappers Eminem, der auch unter dem Pseudonym Slim Shady firmierte. Das Lied dreht sich um die hartnäckige Bewunderung eines Fans des Rappers, der dem Star unentwegt Briefe schickt, in denen er aus seinem Leben als Underdog berichtet. Der Fan bittet Eminem inständig um Kontaktaufnahme.
Mit ihrem Kommentar unterstellt Lang offenbar Parallelen zwischen Lindner und dem obsessiven Fan in dem Rap-Song.
Lindner bekundete nicht das erste Mal seine Bewunderung für Musk und dessen politische Konzepte. Umstritten war zuletzt seine Aussage, auch in Deutschland müsse man mehr „Musk und Milei wagen“, womit der FDP-Chef sich auf die libertären, staatsfeindlichen Ideologien bezog, die sowohl der Tesla-Chef als auch der argentinische Präsident propagieren. Für diese Aussage hatte Lindner öffentlich so viel Widerspruch erhalten, sogar auch aus der eigenen Partei, dass er sich später etwas halbherzig davon distanzierte. Auch darauf hatte Lang schon mit einem X-Post reagiert, der von vielen Kommentatoren gefeiert wurde.
So auch jetzt. Für ihre neuerliche Lindner-Schelte gab es in den sozialen Netzwerken viel Zuspruch. Manche Nutzerin forderte sogar, Lang möge Chefin eines Social-Media-Ministeriums werden. Ein solches Ministerium gibt es jedoch nicht. Dennoch wird das politische Tagesgeschäft immer stärker auch vom Geschehen in den sozialen Medien beeinflusst. In den USA gelang es Elon Musk am Mittwoch, eine wichtige Einigung im Haushaltsstreit des Landes fast im Alleingang zu torpedieren, indem er den ganzen Tag über mehr als 60 zum Teil hasserfüllte Nachrichten bei X absetzte.
Auch Christian Lindner scheint die sozialen Medien zu nutzen, um Politik zu machen. So lud er Musk in seinem Post ein, sich bei ihm zu melden, damit er ihm erklären könne, wofür die FDP steht. Ob Musk die Einladung des Parteichefs der Liberalen annimmt, ist bislang nicht bekannt.
In Eminems Song „Stan“, den Lang zitiert, antwortet der Rap-Superstar am Ende übrigens doch noch. Aber nicht so, wie der Fan es sich erhofft hatte. Eminem schreibt dem Stalker einen langen Brief, in dem er diesem erklärt, dass er ihn wohl missversteht und ihm rät, sich therapeutische Hilfe zu suchen.