Das 1:1-Remis gegen die TSG Hoffenheim ist der nächste Rückschlag für Borussia Dortmund. Kapitän Emre Can rechnet mit der Leistung seiner Mitspieler knallhart ab.
Es war ein Spiel und vor allem ein Ergebnis, das die Profis und die sportlich Verantwortlichen des BVB offenbar stückweise sprachlos gemacht hat. Das magere 1:1-Unentschieden gegen die TSG Hoffenheim daheim vor mehr als 80.000 Fans passt mit dem dürftigen Auftritt der Borussia und dem Last-Minute-Ausgleich der Gäste in das Bild einer Saison, die weitgehend zum Kopfschütteln ist.
Als sich über eine Stunde nach Abpfiff Sportdirektor Sebastian Kehl als Erster bei den wartenden Medienvertretern blicken ließ, war ihm der Frust deutlich anzumerken: „Die Enttäuschung ist sehr groß, wir laufen dem Anspruch hinterher.“
Kehl arbeitete sich vor allem am späten Ausgleichtreffer ab und analysierte: „Wir führen 1:0, dann müssen wir dieses Spiel über die Zeit retten und es besser verteidigen.“ Dabei war schon zunächst in der ersten Halbzeit und dann auch nach der Führung durch Gio Reyna in der 46. Minute viel zu wenig Konstruktives, zu wenig Energie und Leidenschaft von den Dortmundern gekommen. Die letzte halbe Stunde drängte Hoffenheim auf den Ausgleich, Entlastung beim BVB blieb fast komplett Fehlanzeige.
Wenigstens der Kapitän sprach dann Klartext. Als Emre Can sich rund 90 Minuten nach Abpfiff den Fragen stellte, ließen zumindest seine Antworten nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Knapp, aber ehrlich und scharf rechnete er mit der Leistung der Borussia ab.
…die Leistung gegen Hoffenheim: Selbst wenn wir dieses Spiel gewonnen hätten, wäre es von uns eine Katastrophenvorstellung gewesen. Die Art und Weise, wie wir hier aufgetreten sind, geht überhaupt nicht. Das war die schlechteste Saisonleistung! Man kann schlecht spielen, aber die Art und Weise war nicht akzeptabel. Es ist unfassbar, wie wir aufgetreten sind. Das habe ich selten gesehen. In Dortmund, in einem Heimspiel, auf diese Art und Weise – das darf und kann nicht passieren.
…die Frage nach der fehlenden Energie auf dem Platz: Wir sprechen alles an, wir bereiten uns gut vor, aber am Ende bekommen wir es nicht hin. Warum – ich habe keine Ahnung. Ich habe dazu keine Antwort.
…Nico Schlotterbeck als Vorbild, der trotz Bänderverletzung auf dem Platz stand: Viele können sich ein Beispiel an Nico Schlotterbeck nehmen. Der Junge hat einen Bänderriss oder was auch immer er genau hat, er hat gefühlt mit einem Bein gegen Hoffenheim gespielt. Aber wie er trotzdem gespielt hat, wie er sich reingehauen hat für den Verein, das ist das, was ihn auszeichnet. Viele können sich daran zu 100 Prozent ein Beispiel nehmen.
…Ursachenforschung für den schwachen Auftritt: Ich habe das Gefühl, viele sind mit sich selbst beschäftigt. Das darf nicht sein! Die Mentalität bekommt man nur als Mannschaft zusammen, wenn alle elf Spieler auf dem Platz das Gleiche denken. Und wenn alle sich nicht zu wichtig nehmen, sondern die Mannschaft. Den Eindruck habe ich gegen Hoffenheim ehrlich gesagt nicht gehabt. Das geht nicht! Wenn es weiterhin so bleibt, dann werden wir auch keinen erfolgreichen Fußball spielen.
…die Bedeutung des Spiels: Jedes Spiel ist für uns zurzeit wichtig. Die Partie gegen Hoffenheim war enorm wichtig, vielleicht war es sogar das wichtigste Spiel für uns. Wenn wir gewonnen hätten, wären wir jetzt auf dem fünften Tabellenplatz. Aber wir haben es nicht hinbekommen.