Der 1. FC Köln sucht einen neuen Vorstand. Es wird immer klarer, dass das für diese Suche verantwortliche Gremium nicht an das amtierende Präsidium denkt.
Die Satzung des 1. FC Köln sagt es deutlich: Die höchste Aufgabe des Mitgliederrates ist das Vorschlagsrecht für einen neuen Vorstand. Alle drei Jahre darf dieses Gremium ein Team auswählen, welches die Zukunft des Clubs gestalten soll. Nach zwei Amtszeiten mit Präsident Werner Wolf und den Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich sieht alles danach aus, als werde der Mitgliederrat ein neues Trio vorschlagen.
Am Mittwochabend hatte der Mitgliederrat ins Rheinenergiestadion geladen. Rund 200 interessierte FC-Mitglieder waren gekommen, denn es sollte um genau diesen Prozess gehen: Wie wählt das zwölfköpfige Gremium des Vereins eine neue Führung aus? Nach welchen Kriterien? Und welche Rolle spielt der amtierende Vorstand um Wolf überhaupt noch?
1. FC Köln: Zwist zwischen Vorstand und Mitgliederrat droht
Die letzte Frage beantworteten die Mitgliederräte am Mittwochabend zurückhaltend und diplomatisch. „Wenn der aktive Vorstand will, setzen wir uns zusammen. Wir sprechen mit allen Interessenten“, sagte Victor Robertz, ein Anwalt, der seit diesem Jahr dem Gremium angehört. Eine vorsichtige, aber auch tiefblickende Antwort, der eine wichtige Information vorausgeht: Bis jetzt haben Wolf, Sauren und Wettich dem Mitgliederrat nicht signalisiert, dass das Trio überhaupt für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stünde.
Allerdings ist es längst ein offenes Geheimnis, dass sich das amtierende Präsidium selbst als bestens geeignet für eine dritte Amtszeit sieht und davon überzeugt ist, dass das bisher Geleistete eigentlich dafür ausreichen sollte. So hatte sich der Vorstand im November in einem Newsletter an die Mitglieder geäußert.
„Der FC steht kurz davor, dass die Maßnahmen greifen. Wir stehen vor der einmaligen Chance, den ganzen Verein nachhaltig in eine bessere Zukunft zu führen. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, Kontinuität auf möglichst vielen Schlüsselpositionen zu bewahren und den eingeschlagenen Weg fortzusetzen“, hatte es dort geheißen.
Vorstand des 1. FC Köln: Erste Gespräche laufen bereits
Der Hinweis auf die nötige Kontinuität darf fraglos als indirekte Aufforderung an den Mitgliederrat verstanden werden, den Vorstand noch einmal zu nominieren. Doch daran scheint dieser nicht zu denken. Im Gegenteil: Immer wieder wurde am Mittwochabend betont, wie wichtig es sei, andere Qualitäten als bislang für den Vorstand zu finden. Ganz oben auf der Prioritätenliste: Fußballkompetenz, Empathie und Kommunikation. „Wir müssen aus unseren Fehlern lernen und den bestmöglichen Vorstand finden“, sagte Fabian Schwab vielsagend als Vorsitzender des Mitgliederrates.
Der Zeitplan liegt inzwischen auf dem Tisch: Aktuell wird das Profil für die drei zu besetzenden Posten finalisiert, auch dazu sollte der Stammtisch am Mittwochabend und der Austausch mit den rund 200 Mitgliedern beitragen. „Wir werden Anfang des kommenden Jahres die ersten Gespräche mit Kandidaten führen“, sagte Robertz. Wobei es ein ebenso offenes Geheimnis ist, dass erste Gespräche im Hintergrund längst begonnen haben. Und dann soll im Bestfall vor der Sommerpause der neue Vorstand stehen und vorgeschlagen werden können.
Die Satzung sieht vor, dass die Mitglieder spätestens bis zum 15. August über den Vorschlag des Mitgliederrates informiert werden müssen. So lange will das Gremium aber nicht warten. Auch aus Fairness anderen Teams gegenüber, die ebenso antreten wollen. Dazu könnten dann auch Wolf und Co. gehören, sofern sie tatsächlich nicht vom Mitgliederrat nominiert werden sollten. Sie müssten dann eine Kampfabstimmung anstreben und bräuchten dafür die Unterstützung von drei Prozent der gesamten Mitgliedschaft – also über 4.000 FC-Mitglieder.
Sollten Wolf, Sauren und Wettich tatsächlich ebenfalls kandidieren, könnte es beim FC im Herbst 2025 zu einem Novum kommen. Denn auch Dieter Prestin, einer der Alt-Internationalen aus den 1970er oder 1980er Jahren, läuft sich im Hintergrund wieder warm für eine Kandidatur.
In diesem Jahr war er damit gescheitert, den amtierenden Vorstand vorzeitig abwählen zu lassen. 2025 will Prestin es offenbar noch mal wissen. Er hat keine Chance, vom Mitgliederrat gewählt zu werden. Auch er müsste über 4.000 Stimmen sammeln, um sich aufstellen zu lassen. Es könnte also ein heißes Wahlkampf-Jahr für den FC werden.