Diabetes Typ 2 zeigt sich bei Frauen anders als bei Männern. Frauen erhalten die Diagnose daher oft deutlich später. Was Frauen wissen müssen.
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Typ-2-Diabetikern. Nicht nur, dass ein Diabetes bei Frauen häufig später erkannt wird als bei Männern. Auch mit Blick auf mögliche Komplikationen der Stoffwechselkrankheit zeigen sich Unterschiede.
Bei Diabetes Typ 2, umgangssprachlich auch Altersdiabetes genannt, handelt es sich um eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Die Körperzellen werden zunehmend resistent gegenüber dem in der Bauchspeicheldrüse gebildeten Hormon Insulin. Insulin fungiert wie ein Schlüssel: Es schließt die Körperzellen auf, sodass sie Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Bei Diabetes Typ 2 funktioniert das Schlüssel-Schloss-Prinzip nicht mehr ausreichend. Die Zellen lassen sich durch Insulin nicht mehr richtig öffnen. Zugleich „ermüdet“ die Bauchspeicheldrüse zunehmend und bildet immer weniger Insulin. In Folge verbleibt mehr Zucker im Blut. Der Blutzuckerspiegel steigt.
Zu den größten Risikofaktoren für Diabetes mellitus Typ 2 gehören dem Bundesministerium für Gesundheit zufolge:
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- ungesunde Ernährung (zu wenig Ballaststoffe, zu viel Zucker, zu viel Fett)
- Rauchen
- ein genetisch erhöhtes Risiko
Bei einem Prädiabetes liegen die Blutzuckerwerte zwar noch unter dem kritischen Diagnosewert, aber bereits über dem Normalwert. Bei Frauen wird ein Prädiabetes, die Vorstufe des Diabetes, oft nicht entdeckt. Der Grund: Frauen sind bei Messungen des Nüchternblutzuckers, der im Verdachtsfall durchgeführt wird, oft weniger auffällig. Die Werte liegen häufig noch im Normbereich, selbst wenn bereits eine Vorstufe der Erkrankung besteht.
Das liegt daran, dass Frauen besonders insulinempfindlich sind, ihre Körperzellen also Zucker aus dem Blut gut aufnehmen können. Ein Prädiabetes wird bei ihnen oft erst dann erkannt, wenn der Zuckerspiegel durch einen oralen Glukosetoleranztest provoziert wird. Das heißt: Erst die Gabe sehr hoher Zuckerdosen zeigt, dass Frauen den Blutzucker nicht ausreichend senken können und eine Vorstufe des Diabetes vorliegt.
Ein unerkannter Prädiabetes ist fatal: Bereits ein leicht erhöhter Blutzuckerspiegel kann bleibende Schäden im Körper hinterlassen, etwa an Nieren, Nerven und Gefäßen. Das Risiko für Nerven- und Gefäßerkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt.
Hinzu kommt: Ein Prädiabetes kann, wird er frühzeitig erkannt und der Lebensstil entsprechend angepasst, aufgehalten werden, sodass kein manifester Diabetes entsteht. Rechtzeitig diagnostiziert, kann das Risiko für den Ausbruch eines Diabetes mellitus mit einer Lebensstiländerung um 40 bis 70 Prozent gesenkt werden, sagen die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V. (DGE) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft e. V. (DDG).
Ist das Diabetesrisiko erhöht, empfiehlt die DDG, die Nüchternglukose im sogenannten oralen Glukosetoleranztest (oGTT) zu messen sowie den HbA1c-Wert im Blut zu bestimmen. Das HbA1c spiegelt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der vergangenen zwei bis drei Monate wider. Da eine Insulinresistenz bereits Jahre vor dem Anstieg des Blutzuckers vorliegen kann, kann zudem die Bestimmung von Insulin sinnvoll sein.
Diabetes-Komplikationen – bei Frauen anders
Ist ein Diabetes diagnostiziert, sind auch die Auswirkungen der Zuckerkrankheit bei Frauen anders als bei Männern. Bei Frauen ist das Risiko für vaskuläre Komplikationen höher. Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen die Sterblichkeit von Frauen mit Diabetes gegenüber Männern mit Diabetes. Hierbei spielt die weibliche Hormonsituation eine bedeutende Rolle. Frauen nach den Wechseljahren sind anfälliger für Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte als Frauen vor den Wechseljahren. Beides sind bedeutende Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Während der Wechseljahre nimmt das Hormon Östrogen stetig ab – und mit ihm seine Schutzwirkung. Östrogen verbessert die Insulinsensitivität und die glukoseinduzierte Insulinausschüttung. Sinkt der Östrogenspiegel, steigt das Diabetesrisiko. Hinzu kommt, dass Frauen in den Wechseljahren aufgrund der sich verändernden Hormonsituation leichter zunehmen. Übergewicht ist der größte Risikofaktor für Diabetes Typ 2 bei Frauen. Besonders Fett im Bauchraum, das sogenannte viszerale Fett, ist riskant. Es bildet Botenstoffe, welche die Körperzellen unempfindlicher gegenüber Insulin machen. Die Bauchspeicheldrüse versucht, dies auszugleichen, und produziert immer mehr Insulin – bis sie schließlich erschöpft ist.
Frauen mit einem erhöhten Diabetesrisko sollten ihre Blutzuckerwerte regelmäßig ärztlich kontrollieren lassen. Nicht nur Übergewicht, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen und genetische Einflüsse sind Risikofaktoren, die Frauen kennen sollten. Auch Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben ein erhöhtes Risiko. Laut der Deutschen Diabetes Hilfe erkrankt mehr als die Hälfte der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes einige Jahre später an Typ-2-Diabetes.
Wer eine erste Einschätzung haben möchte, ob er ein erhöhtes Diabetesrisiko hat, kann den Diabetesrisiko-Test der Deutschen Diabetes Stiftung durchführen: Gesundheitscheck Diabetes (FINDRISK). Besteht ein erhöhtes Diabetesrisiko, sollten Frauen mit ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin ins Gespräch gehen.