Haben PSA-Test und vorangehende Untersuchungen den Verdacht auf Prostatakrebs ergeben, kann eine Biopsie der Prostata die Diagnose mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigen oder ausschließen. Dennoch muss der Arzt diese Untersuchungsmethode mit dem Patienten genau besprechen und die Entscheidung für oder gegen eine Biopsie sorgfältig abwägen. Ein Pathologe untersucht die Gewebeprobe aus der Prostata unter dem Mikroskop auf Tumorzellen. Falls er ein Prostatakarzinom findet, kann er gleichzeitig den genauen Tumortyp bestimmen. Die Biopsie ist normalerweise nicht oder nur wenig schmerzhaft und wird ambulant durchgeführt.
Bei Männern ab 45 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen einmal jährlich eine Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs. Der PSA-Test zur Vorsorge muss allerdings aus eigener Tasche bezahlt werden. Der PSA-Test kostet etwa 20 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Beratung und eventuelle weitere Untersuchungen. Nur wenn der Arzt einen konkreten Verdacht auf Prostatakrebs ausspricht, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen den PSA-Test.
Jeder muss demzufolge selbst entscheiden, wie wichtig ihm das Thema Früherkennung ist und ob er bereit ist, die Kosten zu tragen.
In Apotheken gibt es mittlerweile auch Prostata-Schnelltests, die den PSA-Wert messen. Dr. Bühmann warnt Prostatapatienten jedoch davor, diese Tests als Ersatz für eine ärztliche Untersuchung zu sehen. Zum einen messen diese Geräte den PSA-Wert nicht so genau wie ein geprüftes Labor, erklärt der Urologe. Diese Tests zeigen den Wert anhand einer Messlinie (zum Beispiel kleiner 4 oder größer 4) und ermöglichen so nur eine Momentaufnahme, die aber nichts über den tatsächlichen Verlauf und einen eventuellen Prostatakrebs aussagt. Zum anderen besteht die Gefahr, dass niedrige Testergebnisse den Patienten in einer falschen Sicherheit wiegen oder ihn bei einem hohen Testergebnis grundlos beunruhigen.
Aus diesem Grund rät der Experte strikt von PSA-Selbsttests aus der Apotheke ab. „Dem Patienten fehlt das Wissen, um die Ergebnisse richtig auszuwerten. Und er sieht diese auch nicht im Zusammenhang mit weiteren Testergebnissen. Der Selbsttest führt also entweder dazu, dass der Mann bei einem erhöhten Wert tagelang mit Ängsten herumläuft, bevor er einen Arzttermin bekommt, oder dass er aufgrund eines niedrigen Messwertes annimmt, alles sei in Ordnung und gar nicht erst zum Arzt geht.“ Doch auch das könne ein Trugschluss sein und die Therapieaussichten verschlechtern.
Auch das unabhängige Wissenschaftlernetzwerk „Medizin-transparent“ aus Österreich kommt nach seinen Recherchen zu dem Ergebnis, dass PSA-Tests die Sterbewahrscheinlichkeit von Patienten mit Prostatakrebs kaum verringern können. Häufig führten sie sogar zu Überdiagnosen mit gravierenden Folgen.
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Ein erhöhter PSA-Wert bedeutet nicht immer Prostatakrebs. Umgekehrt schließen normale PSA-Werte ein Prostatakarzinom nicht aus. Diese mangelnde Aussagekraft des PSA-Tests macht ihn so umstritten und ist auch der Grund, warum gesetzliche Krankenkassen ihn nicht als Maßnahme zu Krebsfrüherkennung akzeptieren und die Kosten übernehmen.
Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDS) bewertet den PSA-Test als „tendenziell negativ“. Die Begründung: Die Datenlage zum Nutzen ist widersprüchlich, da manche der gefundenen Studien einen Nutzen erkennen, und andere nicht. Die Datenlage zum Schaden ist dagegen eindeutig, da die Studien übereinstimmend unnötige Behandlungen nachweisen. Erklärend heißt es: „Der Test löst viele Fehlalarme aus. Ob ein verdächtig hoher PSA-Wert nicht auf einen Krebs hinweist und deshalb ein Fehlalarm ist, kann oft erst durch eine Gewebeprobe festgestellt werden. Auch kann der Test Tumoren übersehen. So besteht nach einem unauffälligen PSA-Wert die Gefahr, dass Patienten Warnzeichen des Körpers nicht ernst nehmen und deshalb unnötig spät mit der Behandlung begonnen wird.“
Bühmann rät Männern jedoch trotzdem zum PSA-Test. „Der PSA-Test ist einer der besten Tumormarker in der Medizin“, betont der Urologe. „Seit der PSA-Messung konnte die Sterblichkeitsrate der Patienten mit Prostatakarzinom signifikant gesenkt werden. Dass Krankenkassen die Kosten generell nicht übernehmen, ist unsinnig.“
Es seien der Verlauf und die Anstiegsgeschwindigkeit, die zählten – nicht der Wert an sich. „Es kann durchaus sein, dass ein Mann mit einem Wert von 15 keinen Prostatakrebs hat, ein Mann mit einem Wert von drei aber schon – das ist individuell verschieden.“ Wichtig sei daher die richtige Interpretation dieser Werte. Für eine sichere Diagnose sind jedoch in jedem Fall weitere Methoden, wie eine Biopsie, notwendig.
Professor Oliver Hakenberg, Professor für Urologie und Direktor der Urologischen Universitätsklinik Rostock, spricht sich trotz des Risikos einer Überdiagnose oder Überbehandlung ebenfalls für den PSA-Test aus. Aufgrund der Tatsache, dass in Deutschland pro Jahr nach wie vor jeder fünfte betroffene Mann am Prostatakarzinom und nicht an Altersschwäche sterbe, müsse man mit Warnungen vor zu viel Früherkennung sorgfältig umgehen, warnt Hakenberg: „Die Schwierigkeit besteht darin, das Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom vom relevanten, ‚potenziellen Killer’ zu unterscheiden. Die Methoden, die dazu vorhanden sind, sind nicht perfekt, aber um diese Unterscheidung überhaupt treffen zu können, braucht es erst mal die Diagnose des Prostatakarzinoms in einem frühen, heilbaren Stadium. Genau das ist der Sinn einer Früherkennungsuntersuchung.“