Bei einem Aktienrückkauf erwirbt ein börsennotiertes Unternehmen einen Teil seiner Anteilsscheine zurück. Doch was heißt das für Anleger? t-online erklärt es Ihnen.
Normalerweise verkauft man etwas, ohne es später wieder zurückzukaufen. Veräußern Sie zum Beispiel Ihr Auto, haben Sie sich das meist gut überlegt. Sie planen zum Beispiel, sich ein neues zuzulegen oder aufs Rad oder die Bahn umzusteigen. Ein Rückkauf desselben Autos käme folglich nicht infrage.
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Bei Aktiengesellschaften sieht das anders aus. Für sie ist es oft ein probates Mittel, etwas zurückzukaufen – nämlich ihre eigenen Aktien. Doch warum sollte es das machen? Wie läuft so etwas ab? Und was heißt ein Aktienrückkauf für die Anleger?
Beim Aktienrückkauf ist der Name Programm: Eine Aktiengesellschaft erwirbt dabei einige Aktien, die sie zuvor ausgegeben hat, von ihren Aktionären zurück. Damit sind die Anteilsscheine nicht mehr im Handel – und können von Anlegern nicht mehr gekauft werden.
Für einen Aktienrückkauf gibt es unterschiedliche Gründe (siehe unten). Nach dem Rückkauf der Aktien kann die Aktiengesellschaft die Papiere etwa nutzen, um damit Mitarbeiter zu entlohnen oder um damit den Zukauf eines weiteren Unternehmens mittels eines Aktienpakets zu finanzieren.
Es kann aber auch sein, dass die Aktien „eingezogen“ werden. Das heißt: Die Aktien werden dauerhaft aus dem Handelsverkehr gezogen, letztlich also vernichtet.
Die Aktiengesellschaft hat zwei Möglichkeiten, um die Aktien zurückzukaufen. Entweder erwirbt das Unternehmen die Anteile direkt über die Börse – oder es macht den Aktionären ein entsprechendes Rückkaufangebot.
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Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Aktiengesellschaft die eigenen Anteilsscheine wieder zurückkauft. Eine Übersicht:
- Angst vor Übernahme: Das Unternehmen könnte die Sorge haben, dass ein Konkurrent am Markt so viele der eigenen Anteilsscheine kauft, dass er die Firma übernehmen kann. Ein Aktienrückkauf kann das verhindern.
- Änderung der Gesellschafterstruktur: Möglich ist auch, dass die Unternehmensleitung die Anzahl der Aktionäre verkleinern will, um so den Einfluss der Investoren und Anteilseigner auf der Hauptversammlung zu beschränken. Das gilt insbesondere, wenn das Unternehmen die Aktien nach dem Rückkauf dauerhaft einbehält und so dem Handel entzieht.
- Aktien als Zahlungsmittel: Will ein börsennotiertes Unternehmen eine andere Firma übernehmen, kann es ihr anstelle von Geld auch ein Aktienpaket anbieten. Hat es nicht genug Aktien verfügbar, kann es diese zuvor zurückkaufen.
- Anteilsscheine für Mitarbeiter: Will das Unternehmen seine Mitarbeiter an sich binden oder besonders belohnen, kann es die zurückgekauften Aktien an seine Beschäftigten verteilen.
- Kurspflege: Wenn eine Aktiengesellschaft die Anteilsscheine zurückkauft und einzieht, steigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) – auf weniger Aktien verteilt sich der gleiche Gewinn. Das KGV ist eine wichtige Aktienkennzahl. Deshalb kann eine Aktie für Investoren nach einem Aktienrückkauf auch attraktiver erscheinen.
Gut zu wissen: Beobachter werten einen Aktienrückkauf oft als alternativlos. Denn eine Aktiengesellschaft hat womöglich keine anderen Ideen, wo genau sie das überschüssige Kapital, also ihr Geld, hinein stecken soll.
Bevor eine Aktiengesellschaft die Anteilsscheine zurück erwerben darf, müssen die Aktionäre dem zustimmen. Auf der Hauptversammlung geben sie der Firma eine Ermächtigung für den Aktienrückkauf. Dies geschieht oft „auf Vorrat“ – also ohne, dass die Unternehmen wirklich ein Aktienrückkaufprogramm auflegen möchten.
Entweder kauft das Unternehmen nun die Aktien direkt an der Börse – also so wie Sie auch Aktien kaufen und verkaufen können.
Sollte es aber dort nicht genügend Kaufmöglichkeiten geben, kann die Aktiengesellschaft ihren Anteilseignern auch ein öffentliches Angebot machen. Dann teilt die Firmenleitung genau mit, wie viele Aktien in welchem Zeitraum sie zurückkaufen möchte. Ein Aktienrückkaufprogramm läuft oft über mehrere Jahre.
Dieses öffentliche Angebot zum Aktienrückkauf nennt man auch „Tenderverfahren„. Das Angebot enthält oft noch eine Prämie, für den Fall, dass Sie Ihre Aktie verkaufen. Das heißt: Der Preis, den Anleger bei einem Rückkaufprogramm erhalten, kann deutlich höher sein als der aktuelle Kurs an der Börse.
Wichtig: Sie müssen sich bewusst sein, dass Sie bei einem Aktienrückkauf auch die Rechte verlieren, die Sie mit einer Aktie haben. So können Sie etwa nicht mehr an der Hauptversammlung teilnehmen, wenn Sie Ihre Aktie im Zuge des Rückkaufprogramms veräußern.
Nach einem Aktienrückkauf steigt meist der Kurs der Aktie. Das heißt für Anleger: Sie können die Chance nutzen, um sich von den Aktien zu trennen – und womöglich einen Gewinn einzufahren.
Doch Vorsicht: Anleger sollten nicht darauf setzen, dass der Aktienkurs nach einem Rückkauf der Anteilsscheine steigt – und schon gar nicht, dass er auf diesem hohen Niveau verharrt.
Außerdem gilt: Bleibt die Gewinnausschüttung in Form einer Dividende nach dem Rückkauf der Aktien gleich hoch, verbessert sich die Dividendenrendite – auf weniger Aktien entfällt die gleich hohe Dividende. Das greift aber nur, wenn die Aktien dauerhaft eingezogen werden. Mehr zur Dividendenrendite lesen Sie hier.
In Unternehmen zu investieren, die einen Aktienrückkauf planen, ist aber nur etwas für erfahrene Anleger. Einsteiger sollten nicht auf eine solche Strategie setzen.
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