Urologen bieten viele Zusatzleistungen an, die der Patient selbst zahlen muss. Doch welche Tests und Untersuchungen haben wirklich einen Mehrwert?
Zur Krebsfrüherkennung bieten Urologen verschiedene Zusatzleistungen für Männer an, unter anderem den PSA-Test, Ultraschalluntersuchungen sowie Urintests. Wie sinnvoll sind diese Untersuchungen? Die Expertenmeinungen hierzu gehen auseinander.
Nach Angaben des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung geben Versicherte jedes Jahr rund eine Milliarde Euro für Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, aus. Diese Zusatzleistungen, die die Versicherten selbst bezahlen müssen, werden in jedem medizinischen Fachbereich angeboten.
- IGeL: Tipps zu Selbstzahlerleistungen
In urologischen Praxen gehören unter anderem der PSA-Test, die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs sowie eine Urinprobe zur Früherkennung von Harnblasenkrebs (NMP22-Test) dazu. Männer sind oft unsicher, ob sie die angebotenen Zusatzleistungen in Anspruch nehmen sollen. Viele fühlen sich zu wenig über die Selbstzahlerleistungen aufgeklärt.
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Besonders intensiv diskutiert wird der Nutzen der am häufigsten angebotenen IGeL: der PSA-Test zur Früherkennung des Prostatakarzinoms. Nationale und internationale wissenschaftliche urologische Fachgesellschaften empfehlen neben der rektalen Tastuntersuchung die Durchführung eines PSA-Tests. In Deutschland ist dieser bislang nicht Teil der sogenannten „gesetzlichen Vorsorge“ (Früherkennung), da der Nutzen eines bevölkerungsweiten PSA-Screenings bisher nicht zweifelsfrei belegt werden konnte. Kritiker betonen zudem das Risiko für Überdiagnosen und infolgedessen Übertherapien, die mit dem PSA-Test einhergehen können.
- Ausführlich: Wie sicher ist der PSA-Test?
Nicht nur bösartige Tumoren der Prostata zeigen sich durch erhöhte PSA-Werte im Blut. Der Wert des prostataspezifischen Antigens kann auch bei gutartigen Erkrankungen wie altersbedingten Prostatavergrößerungen, Prostataentzündungen und Harnwegsentzündungen ansteigen. Zeigt der PSA-Test erhöhte PSA-Werte, kommen auf den betroffenen Mann weitere Untersuchungen zur Abklärung zu – nicht alle sind frei von Risiken.
Aber: Bei etwa sieben von zehn Männern mit leicht erhöhtem PSA-Wert liegt kein Prostatakrebs vor. Und: Nicht alle Männer, bei denen durch Früherkennung ein Prostatakrebs entdeckt und behandelt wird, hätten im Laufe ihres Lebens dadurch Beschwerden bekommen oder wären daran gestorben.
Doch was ist die Alternative zum PSA-Test? Die Krankenkassen übernehmen bislang die Kosten für Tastuntersuchungen. Im gesetzlichen Früherkennungsprogramm sind das Abtasten der Genitalien und der dazugehörigen Lymphknoten in der Leiste sowie das Abtasten der Prostata vom Enddarm aus (rektale Tastuntersuchung) enthalten. Diese Früherkennungsuntersuchung kann ab dem 45. Lebensjahr jährlich beim Urologen durchgeführt werden.
Als alleinige Früherkennungsmaßnahme ist sie jedoch umstritten. So schreibt die Deutsche Krebshilfe in ihrem Ratgeber „Prostatakrebs“ zur rektalen Tastuntersuchung: „Es wurde bisher allerdings nicht nachgewiesen, dass sie als alleinige Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs geeignet ist, die Zahl der tumorbedingten Todesfälle zu senken. Dies wird darauf zurückgeführt, dass durch die alleinige Tastuntersuchung die Krebserkrankung der Prostata meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, in dem die Heilungschancen geringer sind.“
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Der Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) äußert sich zur rektalen Tastuntersuchung ebenfalls vorsichtig: „Heute weiß man allerdings, dass die Aussagekraft der Untersuchung ihre Grenzen hat: Mit der Tastuntersuchung können – wenn überhaupt – nur oberflächliche Tumoren erkannt werden, die schon eine gewisse Größe erreicht haben. Dies bedeutet, tastbarer Prostatakrebs ist meist nicht mehr in einem Frühstadium. Die Treffsicherheit sinkt weiter, wenn Tumoren auf der dem Darm abgewandten Seite der Prostata liegen.“
Viele Urologen empfehlen daher eine Kombination aus Tastuntersuchung und PSA-Test, um Prostatakrebs frühzeitig erkennen zu können – in einem Stadium, in dem die Heilungschancen noch gut sind. Denn Fakt ist auch: Prostatakrebs kann zum Tod führen. Auswertungen des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sind 2020 in Deutschland 15.403 Männer an Prostatakrebs gestorben.
Nach derzeitigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) sollten Männer ab dem 45. Lebensjahr über die Möglichkeit einer Früherkennung durch den PSA-Test informiert werden. Bei Männern, die ein möglicherweise erhöhtes Erkrankungsrisiko haben (frühe Prostatakrebserkrankung des Vaters, Erkrankung des Bruders), könne die Altersgrenze um fünf Jahre vorverlegt werden.