Nach Sonntag ist klar, wie viele Besucher auf der Wiesn waren. Aber wie misst die Stadt München das, wenn sie nicht jeden Einzelnen zählen kann? Dabei spielen Souvenirs eine Rolle.
Meist sind es um die sechs Millionen Besucher, manchmal kommen wie im Vorjahr sogar über sieben Millionen zum Oktoberfest. Die Festleitung dokumentiert allerdings nicht jeden Gast einzeln. Die Besucherscharen auf dem Oktoberfest zu zählen, ist eine komplexe Sache. Erfahrungswerte fließen ebenso ein wie Hochrechnungen; und ein Teil der Aufgabe besteht in tatsächlichem Zählen.
Abhängig ist die Besucherzahl vor allem von Wochentag und Wetter: Die Festleitung geht unter der Woche bei einfacher Belegung der Zelte von gut 200.000 Besuchern am Tag aus. Etwas mehr als die Hälfte ist in den Zelten und die übrigen auf den Wiesn-Straßen. Deren Zahl ermittelte die Festleitung über gerasterte Luftbildaufnahmen der Theresienwiese. Anschließend zählt sie die Menschen, die sich in einem Rasterfeld aufhielten. An die 500.000 Menschen drängen sich an besonders gut besuchten Wiesntagen auf das Festgelände.
Um die Schätzwerte zu überprüfen, zieht die Festleitung weitere Parameter ein, etwa die Menge des konsumierten Bieres. Auch der Verbrauch von Strom, Gas und Wasser fließt ein. Als ein Indikator für den Anteil der ausländischen Besucher dienen die Geschäfte an den Souvenirständen. Obendrein greift die Festleitung auf anonymisierte Mobilfunkdaten zu, woraus sich ein recht genaues Bild ergibt, was auf dem Gelände gerade für Andrang herrscht.
Dass die geschätzten Besucherzahlen sehr genau zutreffen, bestätigte 1997 eine einmalige Besuchererfassung per Radar. Die Zählung hatte damals Walter Weitmann veranlasst, größter Wirt auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart. Er hatte die Wiesn-Zahlen als zu hoch angezweifelt. Die Radar-Erfassung ergab jedoch: Die Schätzzahlen der Wiesn-Festleitung waren eher zu niedrig.
Zur Wiesn nach der Corona-Pandemie kamen 2022 bei miesem Wetter rund 5,7 Millionen Besucherinnen und Besucher. Im vergangenen Jahr waren es – allerdings bei einem um zwei Tage verlängerten XXL-Fest – 7,2 Millionen. Das war die höchste Besucherzahl, den die Stadt München je registriert hat. Der Rekord davor lag 1985 bei 7,1 Millionen. Die niedrigste Besucherzahl gab es 1980 mit 5,1 Millionen: Es war das Jahr des rechtsextrem motivierten Oktoberfest-Attentats. Damals riss eine Bombe zwölf Wiesn-Besucher und den rechtsextremen Täter in den Tod.