In Görlitz haben zuerst 700 Menschen friedlich den Christopher Street Day gefeiert. Dann kamen Rechte – und brüllten verbotene Nazi-Parolen.
Hunderte Menschen haben unter dem Motto „Gleiches Recht für alle!“ den dritten Christopher Street Day (CSD) in Görlitz gefeiert. Sie zogen durch die Grenzstadt und auch auf die polnische Seite, die Polizei zählte mehr als 700 Menschen.
Zeitversetzt startete auf der Wegstrecke ein von Rechtsextremisten organisierter Gegenprotest. Die Polizei wollte die Gruppen nicht aufeinandertreffen lassen.
Schon bei der Anreise stellten die Beamten bei den Neonazis verbotene Gegenstände fest. Laut Polizei handelte es sich um „nicht zulässige Handschuhe und Vermummungsgegenstände“. Die Extremisten waren also offenbar auf Krawall aus – in der Hooligan-Szene sind schlagverstärkende Handschuhe beliebt und verbreitet.
Rund 460 Menschen nahmen laut Polizei an dem Aufzug der Rechten teil. In den sozialen Netzwerken hatten deutsche und polnischen Extremisten nach Görlitz mobilisiert.
Wie Videoaufnahmen aus Görlitz zeigen, skandierten die Neonazis bei ihrer Demonstration auch lauthals verbotene Sprüche wie etwa die NSDAP-Parole „Deutschland erwache“. Auf dem Video ist zu sehen, dass die Polizei zunächst nicht eingriff.
Die Beamten teilten allerdings später bei X mit, es sei „durch Entscheidung der Staatsanwaltschaft“ ein Verfahren eingeleitet worden. Der Neonazi-Aufzug sei angehalten und aufgefordert worden, die verbotenen Parolen zu unterlassen. Es habe Beweissicherungsmaßnahmen gegeben. „Es wird nun unter anderem wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt“, sagte ein Polizeisprecher.
Der CSD findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt, in Erinnerung an Ereignisse vom 28. Juni 1969 in New York: Polizisten stürmten damals eine Bar in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste unter anderem von Schwulen, Lesben und Transmenschen aus.