Wenn ein Mann Unterleibsschmerzen verspürt, sollte er diese ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. Was hinter den Beschwerden stecken könnte.
Wer von Unterleibsschmerzen oder einem Ziehen im Unterleib spricht, meint für gewöhnlich Schmerzen, die dem unteren Bauchraum entspringen. Dort liegen der Darm einschließlich Blinddarm, die Nieren und die ableitenden Harnwege sowie die Geschlechtsorgane – verschiedene Organe also, die wiederum von unterschiedlichen Erkrankungen (oder kurzfristigen gesundheitlichen Problemen) betroffen sein können.
Beschwerden im Unterbauch sind somit kein eindeutiges Anzeichen für eine bestimmte Krankheit oder Störung – stattdessen kommen zahlreiche Erklärungen in Betracht.
Viele der möglichen Ursachen können sowohl beim Mann als auch bei der Frau vorkommen. Bestimmte Erkrankungen hingegen – nämlich jene im Bereich der Geschlechtsorgane – treten nur beim Mann (beziehungsweise nur bei der Frau) auf.
Egal ob beim Mann oder bei der Frau: Unterleibsschmerzen gilt es, ärztlich abklären zu lassen. Gerade bei länger andauernden und/oder intensiven Schmerzen im Unterleib ist das wichtig. Zwar können harmlose Gründe dahinterstecken, beispielsweise vorübergehende Verdauungsprobleme. Es sind aber auch ernstere Auslöser denkbar, die eine rasche Behandlung erfordern.
Wenn die Unterleibsschmerzen sehr stark ausgeprägt sind, ist sofort der Rettungsdienst (112) zu rufen, weil es sich dann um einen medizinischen Notfall handeln könnte. Das Gleiche gilt, wenn eines oder mehrere folgender Symptome hinzutreten:
- gespannter, aufgeblähter und/oder druckempfindlicher Bauch
- Übelkeit und Erbrechen
- Verschlechterung des Allgemeinzustands
- Fieber
- Unruhe
- Herzrasen
- Atemnot
- Kreislaufprobleme bis hin zum Schock
- Schonatmung und Schonhaltung
Beim Mann kann es für Unterleibsschmerzen beispielsweise folgende Gründe geben:
- Verstopfung: Diese kann krankhafte Ursachen haben, aber auch vorübergehende und harmlose wie zum Beispiel eine veränderte Ernährungsweise, eine geringere Trinkmenge, Aufregung (etwa auf Reisen) und/oder weniger Bewegung.
- Divertikulose (kleine Ausstülpungen in der Darmwand, die aber eher selten Beschwerden bereiten) oder Divertikulitis (eine Entzündung dieser Ausstülpungen)
- Reizdarmsyndrom
- Darmverschluss
- eine chronisch entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Blinddarmentzündung (Eigentlich handelt es sich um eine Appendizitis, also eine Entzündung des Wurmfortsatzes des Blinddarms, fachsprachlich Appendix genannt.)
- Darmkrebs
- Harnwegerkrankungen wie eine Entzündung der Blase, Harnröhre und/oder des Nierenbeckens oder ein Harnsteinleiden
- Erkrankungen der Prostata wie eine Entzündung der Prostata oder Prostatakrebs
- Entzündung der Hoden und/oder Nebenhoden
- Hodentorsion, eine plötzliche Verdrehung des Hodens und des Samenstrangs
- eingeklemmte Leistenhernie (Bei einer Leistenhernie wölbt sich Gewebe aus der Bauchhöhle durch eine Lücke in der Bauchwand nach außen, beispielsweise Fettgewebe oder Darmanteile.)
- Verwachsungen zwischen Darmschlingen oder Beckenorganen und Bauchhöhle, die etwa als Folge von operativen Eingriffen im Bauchraum entstehen können
Diese Krankheiten und gesundheitlichen Probleme machen sich jedoch in der Regel nicht allein durch Unterleibsschmerzen bemerkbar, sondern sind oftmals mit weiteren Symptomen verbunden. Welche, hängt von der Ursache ab.
Zudem können sich die Unterleibsschmerzen je nach ursächlicher Erkrankung sehr unterschiedlich anfühlen – die Dauer, Intensität und der sogenannte Schmerzcharakter können also je nach Erkrankung verschieden sein.
Daher muss die Ärztin oder der Arzt zunächst Näheres über die Beschwerden erfahren, um der tatsächlichen Ursache ermitteln zu können. Insbesondere wird sie oder er wissen wollen,
- wie lange die Unterleibsschmerzen schon bestehen,
- wo genau es weh tut,
- ob sich die Beschwerden allmählich entwickelt haben oder plötzlich aufgetreten sind,
- wie stark sie ausgeprägt sind und
- welche weiteren Symptome der Betroffene hat.
All diese Einzelheiten können dabei helfen, die möglichen Auslöser einzugrenzen. Je nach vermuteter Ursache wird die Ärztin oder der Arzt aber für gewöhnlich noch weitere Untersuchungen durchführen, um zu einer sicheren Diagnose gelangen zu können.
Wichtig: In diesem Artikel können nicht alle möglichen Ursachen für Unterleibsschmerzen thematisiert werden, sondern nur jene, die relativ häufig vorkommen.
Nur eine Ärztin oder ein Arzt kann die Ursache von Unterleibsschmerzen mit Gewissheit feststellen. Wenn die Symptome nicht auf einen medizinischen Notfall hindeuten, reicht es, einen Termin in der hausärztlichen Praxis zu vereinbaren.
Wenn sich der Betroffene bis zur ärztlichen Untersuchung Gedanken macht, welche Ursachen in seinem Fall wahrscheinlich infrage kommen, sollte er darauf achten, wie genau sich die Schmerzen anfühlen und welche weiteren Beschwerden zu spüren sind. Das ist ohnehin sinnvoll, um der Ärztin oder dem Arzt möglichst genaue Auskünfte geben zu können und somit die Diagnosestellung zu erleichtern.
Bei Verstopfung ist der Stuhlgang typischerweise schmerzhaft und mit starkem Pressen verbunden. Der Stuhl ist typischerweise hart, außerdem können ein Völlegefühl und Blähungen auftreten.
Eine Divertikulitis kann mit Fieber und zunehmenden, meist linksseitigen Unterbauchschmerzen einhergehen. Zudem sind Verstopfung oder Durchfall, Blähungen sowie Übelkeit und Erbrechen möglich.
Beim Reizdarmsyndrom ist die Darmfunktion gestört, was sich durch verschiedenartige Darmbeschwerden äußern kann – etwa durch ein Druckgefühl im Unterbauch, schubweise starke Krämpfe und Blähungen, ein Völlegefühl sowie einen gestörten Stuhlgang mit Durchfall und/oder Verstopfung. (All diese Symptome können allerdings auch andere Auslöser haben, die es auszuschließen gilt!)
Ein Darmverschluss ruft häufig starke krampfartige Bauchschmerzen und Erbrechen hervor. Darüber hinaus gelingt es Erkrankten möglicherweise nicht mehr, ihren Darm wie gewohnt zu entleeren. Auch Gase können manchmal nicht mehr aus dem Darm nach außen gelangen, wodurch sich der Bauch stark gebläht anfühlen kann.
Darmkrebs verursacht zunächst keine Beschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium gehören Blut oder Schleim im Stuhl, Schmerzen beim Stuhlgang, Verstopfung oder Durchfall zu den möglichen Symptomen. Mitunter fühlen sich Betroffene auch ungewohnt müde und bemerken einen Leistungsabfall. Diese Beschwerden sind aber keineswegs spezifisch für Darmkrebs, sondern können auch zahlreiche andere und teils weitaus harmlosere Ursachen haben.