Am 24. April 2025 zogen Tausende schweigend von Auschwitz nach Birkenau – begleitet von Shoah-Überlebenden, befreiten Hamas-Geiseln und Angehörigen. Der „Marsch der Lebenden“ war Mahnung und Hoffnung zugleich.
12.000 Menschen, 80 Shoah-Überlebende, ein Marsch des Lebens und der Erinnerung: Am 24. April 2025 versammelten sich Menschen aus aller Welt, um gemeinsam den „Marsch der Lebenden“ zu gehen – eine stille, aber eindrucksvolle Demonstration gegen das Vergessen. Von Auschwitz I bis nach Birkenau zogen sie auf dem ehemaligen Todesweg, begleitet von rund 80 Überlebenden der Shoah, von der Hamas verschleppten und mittlerweile befreiten Geiseln sowie Angehörigen.
Es war eine der letzten Gelegenheiten, den Holocaust mit den Augen derer zu sehen, die ihn überlebt haben, und zugleich ein Zeichen gegen den Antisemitismus der Gegenwart. Diese 1988 ins Leben gerufene Gedenkveranstaltung findet traditionell am Jom haScho’a, dem israelischen Holocaust-Gedenktag, statt. In diesem Jahr wurde das 80-jährige Jubiläum der Befreiung des Lagers begangen.
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Phyllis Greenberg Heideman, Präsidentin des „March of the Living“, richtete sich an die Überlebenden, die nahe dem Tor mit der berüchtigten Inschrift „Arbeit macht frei“ saßen: „Es ist ein merkwürdiger Satz, aber wir heißen euch in Auschwitz willkommen. Ihr seid die wahren Helden. Wir werden euer Erbe für immer in Ehren halten.“
Neben den Überlebenden nahmen auch ehemalige Geiseln, die kürzlich aus der Gefangenschaft der Hamas in Gaza befreit wurden, sowie Angehörige von noch immer gefangen gehaltenen Geiseln teil. Der Marsch führte die Teilnehmer auf einer rund 3,5 Kilometer langen Strecke von Auschwitz I bis zum benachbarten Auschwitz II-Birkenau – dem größten Vernichtungslager des nationalsozialistischen Deutschlands, in dem mehr als eine Million Menschen, überwiegend Juden, ermordet wurden.

Der Marsch wurde von Delegationen aus 40 Ländern begleitet. Neben Botschaftern und Vertretern aus ganz Europa, Israel und den Vereinigten Staaten waren auch Repräsentanten aus Lateinamerika, von den pazifischen Inseln und aus Afrika anwesend.
Zu den bekanntesten Gesichtern des diesjährigen Marschs gehörte Eli Sharabi, der am 7. Oktober 2023 von der Hamas aus seinem Zuhause im Kibbutz Be’eri nach Gaza entführt wurde und nach fast 500 Tagen befreit wurde. „Die Tatsache, dass wir heute hier sind, ist ein Sieg des jüdischen Geistes. Das jüdische Volk wird für immer existieren. Wir heiligen das Leben, nicht den Tod“, erklärte Sharabi.
Die abgemagerte Erscheinung, die er nach seiner Freilassung zeigte, erinnerte ein wenig an Bilder von Überlebenden des Holocaust. Abschließend reflektierte er seine eigene Erfahrung: „Ich habe am 7. Oktober meine Frau, meine zwei Töchter und meinen Bruder verloren. Ich habe schreckliche Dinge in der Gefangenschaft in Gaza durchgemacht, aber ich habe mich trotzdem für das Leben entschieden. Das gibt mir Hoffnung, jeden Morgen neu zu beginnen und mein Leben wieder aufzubauen.“
Unter den Marschierenden befanden sich auch die befreiten Geiseln Gadi Mozes und Agam Berger. Sie riefen die Namen der 59 Geiseln auf, die noch immer in Gaza festgehalten werden.

Mozes‘ Tochter, Moran Mozes Ben Yishay, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, sagte: „Es gibt keine Heilung für unsere Gemeinschaft, solange die 59 Geiseln nicht nach Hause zurückgebracht werden. Vierzehn von ihnen kommen aus unserer Gemeinde Kibbutz Nir Oz. Wir fühlen uns verpflichtet, für sie zu kämpfen.“