Eine kleine Restchance hat der 1. FC Köln noch auf den Klassenerhalt. Doch die Hoffnung ist gering. Der „Effzeh“ steht vor einem folgenschweren Abstieg.
Über die „schönste Freude“ scheiden sich die Geister. Manch einer sieht in der Vorfreude die größte Erfüllung, manch anderer in der Schadenfreude. Auch auf den Fußball ist das übertragbar. Für den einen ist das Kribbeln vor dem Finale das Schönste, für den anderen das Scheitern eines Rivalen.
Am 12. Mai 2023 empfanden viele Fans des 1. FC Köln Schadenfreude, als sie beim 5:2-Heimsieg ihrer Mannschaft über Hertha BSC das Lied „Hey, das geht ab“ von den „Atzen“ spontan umdichteten. Statt „Hey, das geht ab, wir feiern die ganze Nacht!“ sangen sie „Hey, das geht ab, die Hertha steigt endlich ab!“. Ein Stich ins Herz der Gästefans, die wenige Wochen später den Gang in die 2. Bundesliga antreten mussten.
Fast genau ein Jahr später sieht es ganz danach aus, als würde Köln den gleichen Gang antreten müssen. Denn zwei Bundesliga-Spieltage vor dem Saisonende steht der „Effzeh“ vor dem Abstieg. Das Team von Trainer Timo Schultz steht auf Platz 17 und hat fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Der direkte Klassenerhalt ist sogar sechs Punkte entfernt.
Ein umstrittenes Statement des Präsidenten
Woche für Woche schrumpft die Hoffnung der Fans auf den Verbleib in der Bundesliga. Nur zwei Spiele konnte Köln in der Rückrunde gewinnen. Auf den dramatischen 2:1-Heimtriumph gegen den VfL Bochum Anfang April folgten zwei Zähler aus vier Spielen. Der emotionale Tiefpunkt dabei war das 0:2 gegen Schlusslicht Darmstadt vor heimischer Kulisse.
Am Samstag ist Köln gegen Union Berlin (ab 15:30 Uhr im Liveticker bei t-online) zum Siegen verdammt. Eine Niederlage oder ein Remis bedeuten den direkten Abstieg. Ein Sieg würde die Entscheidung um eine Woche vertagen.
Doch selbst dann wird es für Köln schwer, die Klasse zu halten. Denn auch am letzten Spieltag müsste ein Sieg her, wenn der „Effzeh“ in Heidenheim zu Gast ist. Parallel müsste Union Berlin zu Hause gegen Freiburg verlieren und Mainz 05, aktuell fünf Zähler vor Köln auf Rang 16, dürfte an den zwei letzten Spieltagen eigentlich gar nicht mehr punkten, da das Torverhältnis der Mainzer ein klar besseres ist.
Der Abstieg scheint trotz aller Durchhalteparolen von Spielern und Funktionären in den letzten Wochen unausweichlich. Präsident Werner Wolf sprach bereits in der Vorwoche über den drohenden Gang in die 2. Liga. „Sollte es so kommen, dann werden wir uns das Ziel Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren setzen“, sagte er in einem Interview mit der „Kölnischen Rundschau“. Die Aussagen schlugen Wellen, weil Köln sich in der Vorbereitung auf das wichtige Spiel gegen Freiburg befand.
Während Wolf laut eigener Aussage die Mitglieder des Vereins transparent über die Pläne informieren wollte, nahmen einige Fans und Medien das Interview des 67-Jährigen als störend wahr. Ex-Sportchef Armin Veh kritisierte am Sonntag in der Sendung „Sky90“: „Davon zu reden, dass sie dann auch wieder rauf wollen, das suggeriert ja eigentlich, dass ich schon abgestiegen bin. Ich glaube, dass es einfach deplatziert war, zu diesem Zeitpunkt ein Interview zu geben und für alle eine Jobgarantie auszusprechen.“
Trainer Schultz versuchte die Debatte etwas herunterzuspielen, er sagte vor der Partie gegen Freiburg: „Das Thema ist für die Presse größer als für uns. Alles nebenher darf uns in der täglichen Arbeit nicht beeinflussen.“ Kapitän Florian Kainz kommentierte aber nach dem Abpfiff sichtlich verstimmt: „Es ist beim FC so üblich, dass immer wieder was von außen kommt.“ Dennoch ist klar, dass Wolfs Aussagen nicht der Grund für den drohenden Abstieg sind. Die liegen einige Zeit zurück. Der Kölner Absturz ist einer mit Ansage.