Eine Vestibularisparoxysmie kommt selten vor, kann Betroffene aber stark belasten. Wie sich die Schwindelerkrankung äußert und welche Behandlung hilft.
Bei einer Vestibularisparoxysmie kommt es typischerweise zu blitzartigen Schwindelattacken, die oft nur einige Sekunden andauern. Meist empfinden Betroffene während des Anfalls einen Drehschwindel, seltener einen Schwankschwindel.
Die Symptome setzen dabei häufig wie aus dem Nichts heraus ein. Mitunter lassen sich die Schwindelanfälle auch provozieren, etwa
Vereinzelt lassen sich Anfälle zudem durch bestimmte Kopfbewegungen beenden.
Neben dem Schwindelgefühl kann es bei einer Vestibularisparoxysmie manchmal zusätzlich zu einseitigen Ohrbeschwerden kommen, wie etwa stakkatoartigen Ohrgeräuschen (ähnlich einer Schreibmaschine, sogenannter Typewriter Tinnitus), einem beeinträchtigten Hörvermögen, Druckgefühl im Ohr oder einer Hyperakusis, bei der selbst leise Geräusche als unangenehm laut empfunden werden.
Wie häufig die Schwindelanfälle dabei auftreten, kann individuell verschieden sein. Je nach Literaturquelle sind bis zu 30 Anfälle pro Tag möglich, in Extremfällen auch bis zu 100 Anfälle pro Tag.
Zu einer Vestibularisparoxysmie scheint es zu kommen, wenn im Kleinhirn der Kontakt zwischen dem achten Hirnnerv (Nervus vestibulocochlearis) und einem Blutgefäß zu eng ist. Dann kann sich ein sogenanntes neurovaskuläres Kompressionssyndrom entwickeln.
Der achte Hirnnerv versorgt sowohl das Gleichgewichts- als auch das Hörorgan. Durch den zu engen Kontakt dünnt die Myelinscheide aus, welche die Nervenfasern wie eine Art Isolierschicht umgibt. Als Folge können dort gewissermaßen Kurzschlüsse entstehen, die die Schwindelanfälle und weiteren Symptome auslösen.
Eine Vestibularisparoxysmie kommt selten vor. Die Diagnose gilt als gesichert, wenn bei den Betroffenen fünf Kriterien vorliegen:
Eine Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) hilft dabei, andere Erkrankungen als Ursache auszuschließen. Sie kann jedoch eine Vestibularisparoxysmie nicht eindeutig nachweisen. Zwar zeigt sich bei den meisten Betroffenen, dass tatsächlich ein Kontakt zwischen dem achten Hirnnerv und einer Arterie oder Vene besteht. Dieser liegt jedoch auch bei ansonsten Gesunden in etwa 30 bis 40 Prozent der Fälle vor, allerdings ohne Beschwerden hervorzurufen. Der Befund kann daher nur in Kombination mit den Schwindelanfällen als Hinweis gelten.
Die plötzlichen Schwindelattacken bei einer Vestibularisparoxysmie sind unangenehm, aber nicht gefährlich. Treten mehr als zwei Anfälle pro Monat auf, können Wirkstoffe aus der Gruppe der Natriumkanalblocker wie Carbamazepin, Oxcarbazepin oder Lacosamid helfen. Diese dämpfen das Überspringen elektrischer Signale, sodass die typischen Beschwerden der Vestibularisparoxysmie seltener oder gar nicht mehr auftreten. Die Wirkung macht sich meist innerhalb weniger Tage bis Wochen bemerkbar. Alternativ können auch die Wirkstoffe Phenytoin oder Valproat infrage kommen.
Falls sich die Beschwerden mithilfe von Medikamenten nicht oder nicht ausreichend lindern lassen, kann vereinzelt auch ein chirurgischer Eingriff erwogen werden. Bei der sogenannten mikrovaskulären Dekompression löst der Arzt oder die Ärztin vorsichtig den Kontakt zwischen dem achten Hirnnerv und dem Gefäß und platziert ein kleines Polster, eine Art Teflonwatte, dazwischen.