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Hohe Blutzuckerwerte, die plötzlich bei werdenden Müttern auftreten, deuten auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin. Die Langzeitfolgen werden oft unterschätzt.

Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes mellitus (GDM) genannt, ist die häufigste Stoffwechselerkrankung während der Schwangerschaft. Am Anfang treten keine ersichtlichen Beschwerden auf.

Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um Spätschäden bei Mutter und Kind zu vermeiden. Auch die Nachsorge spielt eine wichtige Rolle. Denn nach der Entbindung vervielfacht sich das Risiko, dass die Mutter einen dauerhaften Diabetes Typ-2 entwickelt. Ebenso steigt die Gefahr eines Herzinfarktes oder Schlagfanfalls deutlich an, warnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

„Wir verzeichnen leider eine steigende Tendenz bei den Zahlen“, sagt Privatdozentin Dr. Katharina Laubner von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg. Laut dem Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) lag im Jahr 2020 ein Gestationsdiabetes bei 9,5 Prozent der werdenden Mütter vor. Im Jahr zuvor waren es noch 7,3, Prozent gewesen.

„Schwangerschaft ist eine Art Stresstest für den Organismus“, sagt Laubner. Der Stoffwechsel sei in dieser Zeit einer überdurchschnittlichen Belastung ausgesetzt. Da die plötzlich freigesetzten Hormone den Insulinbedarf hochschraubten, benötige eine Schwangere mehr Insulin als sonst. Im Falle eines Schwangerschaftsdiabetes ist dieser Mechanismus gestört. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt – sowohl beim Kind als auch bei der Mutter. Am Anfang merken die Betroffenen jedoch nichts davon.

Ein Schwangerschaftsdiabetes kann mithilfe eines sogenannten Zuckerbelastungstests festgestellt werden. Er gehört zu den Vorsorgeuntersuchungen, die während der Schwangerschaft empfohlen werden. In der Regel wird der Test zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Zunächst wird der Blutzuckerwert in nüchternem Zustand bestimmt. Er sollte unter 92 mg/dl liegen. Anschließend trinkt die werdende Mutter ein Glas Wasser, in dem 75 Gramm Zucker (Glukose) aufgelöst sind. Nach einer Stunde wird erneut Blut abgenommen und der Blutzuckerwert bestimmt. Jetzt sollte der Wert unter 180 mg/dl liegen und bei einer erneuten Abnahme zwei Stunden nach dem Trinken unter 153 mg/dl. Sind alle drei Messungen unauffällig, kann ein Gestationsdiabetes ausgeschlossen werden.

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

Die wichtigsten Maßnahmen zur Behandlung eines Schwangerschaftsdiabetes sind eine Umstellung der Ernährungs- und der Bewegungsgewohnheiten. In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen schon aus, um den Blutzuckerspiegel zu normalisieren. Auch das Risiko, später Typ-2-Diabetes zu entwickeln, wird dadurch reduziert. Durch regelmäßige Blutzuckermessungen können betroffene Frauen kontrollieren, ob sich ihre Blutzuckerwerte normalisiert haben.

Wenn der Blutzucker durch Lebensstilmaßnahmen nicht ausreichend gesenkt werden kann oder wenn er bestimmte Grenzwerte übersteigt, ist eine medikamentöse Behandlung nötig. Sie erfolgt in der Regel durch eine Insulinbehandlung. In speziellen Schulungen erhalten die Betroffenen die notwendigen Kenntnisse rund um Insulin und dessen Verabreichung per Insulin-Pen.

Frauen mit höherem Lebensalter und Körpergewicht haben ein hohes Risiko für die Entwicklung eines GDM, sagt Lauber. Doch auch normalgewichtige Frauen können von der Stoffwechselstörung betroffen sein. Wenn bereits Schwangerschaften mit Gestationsdiabetes bestanden oder Frauen schon einmal ein überdurchschnittlich großes Kind (über 4.000 Gramm bei Mädchen und über 4.170 Gramm bei Jungen) zur Welt brachten, haben sie ein erhöhtes Risiko für einen erneuten Schwangerschaftsdiabetes.

Risikopatientinnen sind auch Schwangere, in deren Familien Fälle von Diabetes vorkommen. Ebenso können die Einnahme bestimmter Medikamente, Hormonstörungen wie ein polyzystisches Ovarial-Syndrom oder Rauchen einen Gestationsdiabetes begünstigen.

Obwohl bei einem Gestationsdiabetes der Blutzuckerspiegel nur Tage bis Wochen erhöht sein kann, ist die Störung alles andere als harmlos. „Da der Blutzuckerspiegel von Mutter und Kind über die Plazenta verbunden ist, wirkt sich zu viel Zucker im Blut der Mutter auch auf das Ungeborene aus“, erklärt Lauber.

Die Folgen seien gravierend: Das Kind könne zu groß und zu schwer für eine normale Entbindung werden, so dass ein Kaiserschnitt nötig sei. Auch drohten schwerwiegende Entwicklungsstörungen und Stoffwechselkomplikationen wie Unterzuckerung des Neugeborenen nach Geburt. Später habe das Kind ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselstörungen wie Adipositas, so die Expertin.

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