Der Winter in Niedersachsen und Bremen war nass, sehr nass. Für Mücken bieten überschwemmte Felder ideale Brutbedingungen. Was droht uns im Sommer?

Es ist noch nicht lange her und viele Felder und Wiesen in Niedersachsen und Bremen waren überschwemmt. Über viele Wochen hielten steigende Pegelstände die Menschen im Norden in Atem – ein Großteil der Schäden ist erst nach und nach sichtbar geworden. Was die Menschen verängstigt und verunsichert zurückgelassen hat, könnte für bestimmte Insekten ein wahrer Segen gewesen sein. Insbesondere Stechmücken lieben Feuchtigkeit. Ohne sie wäre ihre Brut dem Tode geweiht. Droht dem Norden nun eine Mückeninvasion im Sommer?

Grundsätzlich, so das Umweltbundesamt (UBA), führen „niederschlagsreiche Jahre und Hochwasserereignisse mit großflächigen Überschwemmungen häufig zu Massenvermehrungen“ bei Mücken. Die kleinen Blutsauger nutzen für die Ablage ihrer Eier bevorzugt Regentonnen, Pfützen, aber auch ruhige Wasseroberflächen, wie sie auch aktuell wieder auf zahlreichen Feldern in Niedersachsen zu sehen sind. Wie regenreich der Winter im Norden war, erfahren Sie hier.

Jede Mücke legt bis zu 300 Eier – Außentemperatur entscheidend

Jede Mücke ist nach UBA-Angaben dabei in der Lage, rund 150 bis 300 Eier zu legen. Jedes Jahr schlüpfen demnach etwa sechs bis sieben Generationen. Steigen dann die Temperaturen, entwickeln sich optimale Bedingungen für den Nachwuchs. Experten sprechen von etwa 25 Grad, die die Eier brauchen, um sich in Larven und dann wiederum in flugfähige Mücken zu verwandeln. Sinken die Werte auf etwa 15 Grad, dann werden Larven lethargisch bis schläfrig. Sterben würden sie jedoch nicht. Dazu müssten die Temperaturen auf unter zehn Grad sinken.

Das bestätigt auch Renée Gerber, Sprecherin des Naturschutzbundes (NABU) Niedersachsen, auf Anfrage von t-online. Die Bedingungen, wie sie zurzeit vorherrschen, seien nah am Idealfall für die Insekten. „Ob allerdings von einer ‚Massenvermehrung‘ gesprochen werden kann, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht bewerten“, ergänzte sie.

Bleibt das Wasser auf den Feldern, dann droht die Invasion

Entscheidend sei in erster Linie, ob das Wasser auf Wiesen und Feldern auch stehen bleibe. Diese Flächen seien dann „grundsätzlich ein Tummelplatz für Stechmücken“. Was für viele Menschen nervig ist, habe aber auch etwas Gutes. Denn die Insektengruppe spiele eine wichtige Rolle für das gesamte Ökosystem. Sie dienen unter anderem Spinnen, Fischen, Amphibien, Libellen und Vögeln als Nahrungsquelle.

„Würden Mücken aus dem Ökosystem verschwinden, hätte dies gravierende Folgen für viele andere Tiere“, betont NABU-Sprecherin Gerber. Dabei sei es egal, wie klein die Tiere sind. „Die Erhaltung der Artenvielfalt, einschließlich der Stechmücken, ist für die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts und des gesunden Funktionierens unserer natürlichen Umwelt von entscheidender Bedeutung“, so Gerber. Die Bekämpfung von Stechmücken sollte daher immer mit Bedacht und unter Berücksichtigung ihrer ökologischen Rolle erfolgen.

Wespen: Entscheidend ist, wo die Insekten nisten

Anders sieht die Situation hingegen bei Wespen aus. Die Insekten mögen, im Gegensatz zu Mücken, feuchte Umgebung gar nicht. Im Gegenteil: Wählen diese beispielsweise Baumhöhlen oder Rindenspalten für ihre Nester, kann starker Schimmelbefall schnell zum Absterben der Brut führen. Daher sei es entscheidend, wo die Tiere nisten. Tun sie dies auf trockenen Dachböden oder in Schuppen, stören langanhaltende Regenfälle oder Überschwemmungen nicht.

Nisten Wespen jedoch im Boden, dann ist die Gefahr von überschwemmten Nestern entsprechend hoch – der Nachwuchs stirbt. „Entscheidend für die Wespenpopulation“, so Gerber, „ist aber auch hier die Zeit von März bis Juni“. Genaue Aussagen über die Populationsgrößen seien daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Denn: Anders als bei Mücken vertragen Wespen auch wesentlich geringere Temperaturen. Bereits etwa vier Grad reichen, damit sie zum Flug ansetzen.

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