
Mega-Kreuzfahrtschiffe
Meyer Werft zieht Milliardendeal an Land
15.12.2025 – 13:28 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Meyers machten dem Management ihrer teilverstaatlichten Werft jüngst noch schwere Vorwürfe. Doch jetzt dreht sich der Wind in Papenburg.
Die vom Staat gerettete Meyer Werft hat einen Großauftrag der Schweizer Kreuzfahrtreederei MSC Cruises erhalten. Beide Unternehmen unterzeichneten eine Absichtserklärung über den Bau von vier bis sechs Kreuzfahrtschiffen mit einem Gesamtvolumen von bis zu zehn Milliarden Euro. Der Auftrag soll die Auslastung der Werft im niedersächsischen Papenburg für das nächste Jahrzehnt sichern.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sprach von einem „entscheidenden Durchbruch“ für das 1795 gegründete Unternehmen. Der Deal stehe für Zukunftsfähigkeit, Innovationskraft und internationales Vertrauen in den Standort Deutschland. „Dieser Auftrag sichert die Auslastung der Werft bis weit ins nächste Jahrzehnt, bis einschließlich 2036“, sagte Reiche weiter.
Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums werden die Schiffe über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren gebaut. Reiche sagte, die Meyer Werft sei damit wieder wettbewerbsfähig. Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) erklärte, die Vereinbarung sende ein starkes Signal an die Region Papenburg und an die mehr als 1.800 Zulieferer der Werft. Die Gewerkschaft IG Metall forderte, nun die Beschäftigungssicherung für die rund 3.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Papenburg umzusetzen.
Der Milliardenauftrag folgt gut ein Jahr nach der Rettung der Meyer Werft durch Bund und Land Niedersachsen. Beide übernahmen 2024 jeweils rund 40 Prozent der Anteile an dem finanziell angeschlagenen Unternehmen und stellten zusammen 400 Millionen Euro Eigenkapital bereit. Zusätzlich sicherte die öffentliche Hand Kredite in Höhe von 2,6 Milliarden Euro ab. Nun läuft bis 2028 ein Sanierungsprogramm. „Heute können wir sagen, dass diese Entscheidung richtig war“, sagte Reiche.
Hintergrund der Krise waren unter anderem der massive Auftragseinbruch während der Corona-Pandemie sowie stark gestiegene Energie- und Rohstoffpreise infolge des Ukraine-Kriegs. Hinzu kommt die enorme Kapitalbindung im Kreuzfahrtschiffbau: Ein einzelnes Schiff kostet inzwischen rund eine Milliarde Euro oder mehr. Ein strukturelles Problem der Branche ist zudem, dass ein Großteil des Kaufpreises erst bei der Auslieferung fällig wird. Kostensteigerungen lassen sich daher nur verzögert an Kunden weitergeben, was die Liquidität der Werften stark belastet.
Der Auftrag unterstreicht die Bedeutung der Meyer Werft im internationalen Wettbewerb. Weltweit gibt es außerhalb Chinas nur noch wenige Werften, die Kreuzfahrtschiffe dieser Größenordnung bauen können. Dazu zählen neben Papenburg vor allem Fincantieri in Italien, Chantiers de l’Atlantique in Frankreich sowie Meyer Turku in Finnland, das weiterhin von der Familie Meyer kontrolliert wird.