Warten auf Arzttermine

Kassenarzt-Chef: Bevorzugung von Privatpatienten „gefühltes Problem“


08.03.2025 – 09:27 UhrLesedauer: 2 Min.

Terminvergabe in Arztpraxis: Viele Kassenpatienten haben den Eindruck, sie müssten länger warten als Privatpatienten. (Quelle: Aja Koska/getty-images-bilder)

Dass Kassenpatienten gegenüber Privatversicherten benachteiligt werden, hält Verbandschef Gassen für ein weitgehend „gefühltes Problem“. Gleichwohl macht er einen Vorschlag.

Die Kassenärzte können sich unter bestimmten Bedingungen vorstellen, einen Teil der freien Termine durch die gesetzlichen Krankenkassen vergeben zu lassen, um Kassenpatienten schneller zu einem Termin zu verhelfen.

„Wir können durchaus darüber mal nachdenken, dass die Kassen ein gewisses Kontingent der freien Termine, zum Beispiel zehn Prozent, selbst vermitteln können“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Die Bedingung sei jedoch, dass diese Termine in jedem Fall voll vergütet werden, auch wenn Patienten sie nicht wahrnehmen. „Zur Erinnerung: Wir haben bei Arztterminen eine No-Show-Rate von teilweise zehn bis 20 Prozent. Das ist ein enormer Schaden für die Praxen – und auch für diejenigen, die verzweifelt auf einen Termin warten.“

Hintergrund der Diskussion ist die mögliche Bevorzugung von Privatpatienten gegenüber gesetzlich Versicherten. Gassen hält diese Kritik jedoch für „weitgehend ein gefühltes Problem“. Er wies darauf hin, dass ärztliche Praxen wirtschaftlich agieren müssen: „Es ist nachvollziehbar, wenn sich Kolleginnen und Kollegen rational verhalten und Termine für Patienten vergeben, deren Behandlung wenigstens bezahlt wird.“

Auch die Frage, wie Patienten im Gesundheitssystem besser gelenkt werden können, wird schon länger diskutiert. Gassen plädiert dafür, dass eine Ersteinschätzung durch die bundesweite Nummer 116117 erfolgen solle, um die Notaufnahmen zu entlasten. Dort könne dann entschieden werden, wo der Anrufer behandelt werden soll. „Geht ein Patient ohne Anruf einfach in eine Notaufnahme, sollte er dafür eine Gebühr bezahlen“, so der Kassenarzt-Chef.

Die Einführung eines sogenannten Primärsystems lehnt Gassen jedoch ab. Dabei wenden sich Patienten zunächst immer nur an einen festgelegten Arzt, der bei Bedarf weitere Schritte veranlasst. „Häufig werden Hausärzte diese Koordination übernehmen oder tun das bereits“, sagte er. „Doch so viele Hausärzte haben wir gar nicht, dass dies für jeden Patienten erfolgen könnte – das ist ja auch nicht nötig.“ Die koordinierende Funktion könnten auch Facharztpraxen übernehmen, etwa gynäkologische Praxen bei Frauen oder bei Chronikern die entsprechenden Spezialisten.

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