Was hilft besser bei Schmerzen nach einer Zahnoperation: rezeptfreie Schmerzmittel oder stärkere Opioide? US-Forscher haben die Wirksamkeit verglichen.
Nach einer Zahnoperation wünscht sich jeder Patient vor allem eines: schnelle Linderung der Schmerzen. Doch welche Medikamente sind wirklich am effektivsten?
Forscher der Rutgers Universität in Newark (USA) sind dieser Frage nachgegangen und haben bei mehr als 1.800 Patienten mit Weisheitszahnentfernung untersucht, welche Schmerzmittelkombination ihnen am besten half.
Das Ergebnis: Die gängigen Medikamente Paracetamol und Ibuprofen in Kombination konnten Schmerzen nach Zahnextraktionen wirksamer lindern als opioidhaltige Schmerzmittel. Konkret: Wer nach einer Weisheitszahnoperation Ibuprofen und Paracetamol einnahm, hatte in den zwei Tagen danach weniger Schmerzen und konnte besser schlafen als Personen, die eine Kombination aus dem Opioid Hydrocodon und Paracetamol einnahmen.
Zudem benötigten sie seltener zusätzliche Schmerzmittel und waren insgesamt zufriedener mit ihrer Behandlung.
„Wir halten dies für eine bahnbrechende Studie“, erklärte Studienautorin Dr. Cecile Feldman. „Die Ergebnisse waren sogar noch besser, als wir erwartet hatten: Wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Opioide nicht routinemäßig verschrieben werden sollten und dass es Patienten viel besser gehen wird, wenn ihre Zahnärzte die nicht-opioidhaltige Kombination verordnen.“
Mitautorin Janine Fredericks-Younger ergänzte: „Es gibt Studien, die zeigen, dass bei jungen Menschen, die mit Opioiden in Berührung kommen, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie sie irgendwann wieder einnehmen – das kann dann zu einer Abhängigkeit führen.“ Tatsächlich ist für viele junge Erwachsene eine Weisheitszahnentfernung der erste Kontakt mit solchen Medikamenten.
In den USA stellen Zahnärzte nach einer Zahnextraktion oder anderen zahnmedizinischen Eingriffen jedes Jahr Millionen von Rezepten für opioidhaltige Schmerzmittel aus. In Deutschland ist die Verschreibung von Opioiden in der Zahnmedizin weniger verbreitet, hier kommen bereits zumeist nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz, die schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend wirken. Dazu zählen vor allem Ibuprofen, Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) und Diclofenac.
In Notfällen – oder wenn die genannten Schmerzmittel nicht ausreichend wirken – werden aber auch Opioide mit Wirkstoffen wie Codein, Tramadol oder Tilidin verschrieben.
Die Studienautoren hoffen nun, dass die neuen Erkenntnisse die Verschreibungspraxis tatsächlich beeinflussen – weg von den gefährlichen Opioiden und hin zu den bewährten Alternativen.