Zwischen Hoffnung und Skepsis: Bulgarien wird 21. Euro-Land

Etwa die Hälfte der Menschen in Bulgarien bezweifelt Umfragen zufolge, dass der Euro sie voranbringen wird. Die Sorge ist groß, dass mit der Währungsumstellung die Preise in dem Balkanland, das zu den ärmsten in der EU zählt, steigen werden und der Euro sich als „Teuro“ entpuppt. Und nicht wenige befürchten, dass Bulgarien einen Teil seiner hart erkämpften Unabhängigkeit aufgeben muss.

Im Land gibt es zudem Widerstand gegen den Euro vonseiten der prorussischen, nationalistischen Oppositionspartei Wasraschdane (Wiedergeburt), die im Europaparlament in derselben Fraktion sitzt wie die AfD.

„Währungsumstellungen können zu einem vorübergehenden Anstieg der gemessenen Inflation führen, häufig, wenn Unternehmen ihre Preise während der Umstellung aufrunden“, räumte EZB-Präsidentin Lagarde in einer Rede in Sofia Anfang November ein. Bei entsprechender Überwachung der Behörden lasse sich Preiswucher aber verhindern.

Bei früheren Euro-Umstellungen lagen die Auswirkungen auf die Verbraucherpreise nach EZB-Angaben zwischen 0,2 und 0,4 Prozentpunkten. Selbst in Kroatien, das dem Euro-Währungsgebiet zum 1. Januar 2023 zu einem Zeitpunkt beitrat, als die Teuerungsrate bereits hoch war, habe der Umstellungseffekt etwa 0,4 Prozentpunkte betragen und schnell nachgelassen.

Bulgarien ist seit langem Teil der europäischen Währungsgeschichte. Seit 2007 ist das Land EU-Mitglied, seine Nationalwährung Lew ist aber schon seit 1999 an den Euro gekoppelt – im Verhältnis 1,95583 für einen Euro. Nach einer Finanz- und Währungskrise war der Lew seit 1997 bereits im Verhältnis 1:1 an die D-Mark gekoppelt. „Mit der Einführung des Euro macht Bulgarien nun den letzten Schritt in Richtung der Europäischen Währungsunion und nimmt seinen rechtmäßigen Platz im Herzen Europas ein“, sagt EZB-Präsidentin Lagarde.

Bulgarien wird am 1. Januar den Euro ohne eine reguläre Regierung und ohne einen Staatsetat für 2026 einführen. Es soll vorerst der verlängerte Haushalt 2025 gelten. Die erst seit Mitte Januar 2025 amtierende Regierung nahm auf Druck von Protesten zwei Haushaltsentwürfe für 2026 zurück.

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