Der Laver Cup in Berlin hätte für Alexander Zverev zu Heimfestspielen werden können. Am Ende bleibt aber wohl hauptsächlich eine große Enttäuschung.

Zum Lokalmatador, zum Dompteur der Menge, wurde Alexander Zverev in der Berliner Uber Arena nur einmal. Als der Deutsche in seinem Laver-Cup-Einzel gegen Taylor Fritz beim Stand von 5:5 im zweiten Satz bei gegnerischem Aufschlag einen spektakulären Punkt zum 15:30 für sich entschied, riss es das deutsche Publikum dann doch noch von den Sitzen und Zverev durfte sich in großer Geste üben.

Mit beiden Armen wedelnd, forderte Zverev die Menge auf, noch lauter zu werden – und die gehorchte bereitwillig. Kein Wunder, denn wirklich viel zu bejubeln bekam die Menge von der Nummer zwei der Weltrangliste während des gesamten Wochenendes nicht. Sowohl sportlich als auch persönlich wurde ein vielversprechendes Turnier zur Enttäuschung.

Schon bevor Zverev den ersten Ball geschlagen hatte, verursachte der Deutsche beim Publikum etwas Stirnrunzeln. Die Sofas, die beim Laver Cup für die jeweiligen Teams am Spielfeldrand aufgestellt werden, damit sich die Mannschaftskameraden untereinander anfeuern können, verschmähte Zverev nämlich größtenteils. Ausgerechnet vor seinem Heimpublikum zog es der 27-Jährige vor, den Großteil seiner Zeit hinter den Kulissen zu verbringen. Aus seinem Team Europa war Zverev derjenige, der mit Abstand am wenigsten Zeit an der Seitenlinie verbrachte. Die Kinder aus dem Publikum, die hinter der Bank fleißig Autogramme sammelten, mussten sich mit anderen Unterschriften zufriedengeben.

Zverev selbst begründete seine Abwesenheit am Samstag mit einer Krankheit. „Ich habe mich die Woche nicht gut gefühlt“, sagte er auf t-online-Nachfrage. „Ich habe seit vier Tagen Fieber gehabt, nachts Fieber gehabt“, so Zverev über seinen Gesundheitszustand. Er habe deshalb versucht, so viel Energie wie möglich für seine Spiele zu sparen. „Die Mannschaft wusste das auch und war auch okay damit. Ich möchte so gut wie möglich für Team Europa da sein und das kann ich nur, wenn ich Energie habe“, so Zverev.

Zverevs Strategie war klar: weniger Präsenz zwischen den Matches, dafür der Menge während seiner Spiele umso mehr zum Jubeln geben. Doch der Energiesparmodus schlug fehl. Schon im Doppel am Freitag musste sich Zverev in der hochklassig besetzten Paarung mit dem Weltranglistendritten Carlos Alcaraz gegen Team Welt bestehend aus Taylor Fritz und Ben Shelton glatt in zwei Sätzen geschlagen geben.

Während Alcaraz die Pleite am Samstag mit einem Zweisatzsieg im Einzel gegen Shelton wieder ausbügelte und die zahlreichen spanischen Fans in der Arena zum Jubeln brachte, scheiterte Zverev jedoch auch an der Wiedergutmachung in seinem Einzel gegen Fritz. 4:6 und 5:7 hieß es am Ende einer Partie, in der der Deutsche sich zwar tapfer wehrte, gegen einen groß aufspielenden Fritz jedoch den Kürzeren zog.

Taylor Fritz: Der US-Amerikaner zeigte gegen Zverev eine bärenstarke Leistung. (Quelle: pepphoto / Horst Mauelshagen/imago-images-bilder)

„Er hat großartig gespielt“, zollte Zverev seinem Gegner nach der Partie Respekt. „Ich habe ihn noch nie so spielen sehen. Ich glaube, das war das beste Match, das ich ihn je habe spielen sehen“, so Zverev weiter. Er habe das Maximum herausgeholt, doch Fritz sei einfach besser gewesen.

Nach dem Achtelfinal-Aus in Wimbledon und dem Viertelfinale-Aus bei den US Open ist die Pleite beim Laver Cup für Zverev die mittlerweile dritte bittere Niederlage in Folge gegen den US-Amerikaner. Zverev scheint in Fritz einen neuen Angstgegner gefunden zu haben.

Danach gefragt, woran die Niederlagenserie liegen könnte, gab sich Zverev jedoch trotzig: „In Wimbledon hatte ich einen gebrochenen Knochen, der mir Probleme gemacht hat“, erinnerte er an seine Verletzung, die er sich in der dritten Runde auf dem heiligen Rasen in London zugezogen und die ihn im Match gegen Fritz beeinträchtigt hatte.

„Bei den US Open habe ich furchtbar gespielt und hier war es ein großartiges Match und er hat einfach außergewöhnlich gespielt“, so Zverevs schlichte Analyse. Vor allem in der Defensive, die sonst immer Fritz‘ Schwäche gewesen sei, habe es sich angefühlt, als habe er gegen Novak Djokovic in seinen besten Zeiten gespielt, würdigte Zverev die Leistung seines Gegners.

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