Der Berater von Fitness-Chef Prof. Holger Broich spricht bei t-online über das Aus beim FC Bayern. Er äußert sich auch zu vermeintlichen Vorwürfen an den Rekordmeister.

Im Schatten der Heim-EM treibt der FC Bayern seinen Umbruch auch auf der Mitarbeiterebene weiter voran. Nachdem am Mittwoch die Trennung von Fitness-Chef Prof. Dr. Holger Broich offiziell bekannt gegeben worden war, verkündete der Klub einen Tag später gleich dessen Nachfolger.

Der Österreicher Walter Gfrerer wird ab 1. Juli Broichs Aufgaben übernehmen. Der 51-Jährige wird als neuer „Head of Performance“ für den Athletik- und Leistungsbereich im Profifußball bei Frauen und Männern sowie beim Nachwuchs der Bayern verantwortlich sein.

Broichs Nachfolger: Walter Gfrerer kommt vom VfL Wolfsburg. (Quelle: IMAGO/Darius Simka/imago-images-bilder)

Außerdem rückt auch die bisherige Teammanagerin Kathleen Krüger auf eine neue Stabsstelle im Vorstandsbereich Sport. Sie soll die Verbindungen und Synergien aller Bereiche im Sport koordinieren, evaluieren und mit den Verantwortlichen optimieren – und an Sportvorstand Max Eberl berichten. Hinter vorgehaltener Hand wird an der Säbener Straße davon gesprochen, Krüger sei damit „wegbefördert“ worden. In den vergangenen Monaten waren ihr gegenüber nämlich zunehmend kritische Stimmen zu vernehmen.

Von einem unangemessenen Befehlston gegenüber Mitarbeitern und Team war im Zusammenhang mit der einst so beliebten Organisatorin bisweilen zu hören. Ihre Rolle als Teammanager übernimmt nun jedenfalls Maciej Jagiellowicz.

Eberl und Co. haben die Hoffnung, dass durch diese Maßnahmen die Unruhen, die die Mannschaft in den vergangenen Monaten immer wieder begleitet haben, ab sofort der Vergangenheit angehören.

Vor allem Broich war dabei zuletzt zunehmend in den Fokus geraten – extern, aber auch intern. Der Grund dafür waren vor allem die zahlreichen muskulären Verletzungen, mit denen die Bayern zu kämpfen hatten – allein in der vergangenen Saison waren es 25.

Über die genauen Ursachen dafür und mögliche Zusammenhänge mit dem auf den Trainingsplätzen sowie in der Allianz Arena verlegten Hybridrasen rätseln die Verantwortlichen im Klub zwar nach wie vor. Offenbar als erstes Ergebnis einer entsprechenden Analyse wurde die Zusammenarbeit mit Broich nun aber beendet.

In der gemeinsamen Mitteilung ist von „einvernehmlichen Gesprächen“ die Rede, und Eberl begründete die Trennung mit einer „grundsätzlichen Neuausrichtung im sportlichen Bereich“, die „ausdrücklich losgelöst vom Verlauf der zurückliegenden Saison zu betrachten“ sei.

Das teilte Eberl dem Sportwissenschaftler nach t-online-Informationen auch in einem abschließenden persönlichen Gespräch mit. Die Formalitäten der Trennung regelte dann Sven Kraft, Broichs Berater für Personenmarken und Kommunikation, für ihn.

Dabei galt es unter anderem die Aufhebung seines unbefristeten Vertrags in Form einer finanziellen Abfindung zu klären. Kraft berichtete t-online von „unkomplizierten und professionellen Gesprächen“, in denen sich der FC Bayern „eines Rekordmeisters würdig, sehr großzügig, wertschätzend und menschlich verhalten“ habe. „Es war, wie wenn man sich von seiner Familie verabschiedet.“

Broich sei auch „nicht rausgeworfen oder gar vom Hof gejagt“ worden, betonte Kraft. Stattdessen habe man sich nach einer „herausragenden sportlichen Erfolgsgeschichte“ nun schlicht dafür „entschieden, den Weg nicht mehr gemeinsam weiterzugehen“. Broichs großer Anteil am Champions-League-Triumph 2020, den Bayern damals aus dem Corona-Lockdown heraus mit seinem Fitnesskonzept startete, ist auch klubintern unbestritten.

Bei Broich selbst hatte sich all das vor knapp zwei Wochen allerdings noch deutlich weniger einvernehmlich angehört. „Wenn ich für die zahlreichen Verletzungen als Einziger den Kopf hinhalten soll, ist das zu einfach und zu billig, wir sind ein Team“, hatte er da noch dem „Kicker“ gesagt. „Sich jetzt einen Mann herauszupicken und auf ihn mit dem Finger zu zeigen, finde ich sehr enttäuschend.“ Und weiter: „Wo ist die Frage nach der Verantwortlichkeit des gesamten Teams, der Trainer, der Ärzte, der Physios? Jetzt alles an meinem Namen festzumachen, finde ich sehr enttäuschend. Das ist üble Nachrede.“

Wie sind diese Aussagen nun also zu werten? Diese seien teilweise falsch gedeutet worden, betonte Kraft. Broich habe sich damit nicht über den FC Bayern, sondern über die mediale Berichterstattung beschwert. Die habe die Verletzungsmisere nämlich bisweilen ausschließlich an ihm festgemacht „und ihn somit zum Buhmann und Bösewicht gemacht“, sagte Kraft und betonte: „Es gab keine Enttäuschung gegenüber Bayern München, der Schwarze Peter liegt da bei bestimmten Medien.“

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