Die US-Notenbank könnte 2025 die Zinsen weiter senken. Das könnte Börsianer in einen Rausch versetzen. Bei einigen Unternehmen sollten Sie besonders aufpassen.

Die Weihnachtsüberraschung in den USA gab es 2024 schon am Mittwoch vor Weihnachten. Spekulative Anleger und Investoren hatten sich darauf eingestellt, dass die US-Notenbank die vorweihnachtliche Laune nicht stören würde. Doch dann packte Notenbank-Chef Jerome Powell in seiner Rede von Inflation bis zur Zinspause wirklich jedes Thema an, das unter Börsianern für Unruhe sorgt.

Der Schock war dann abzulesen am Angstbarometer VIX (kurz für Volatility Index). Es bildet die Erwartungen für Schwankungen am US-Aktienmarkt ab. Binnen zwei Stunden schnellte es um 74 Prozent nach oben. Um dies einzuordnen: Zuletzt passierte ein derartig starker prozentualer Anstieg im Jahr 2020 im Zuge der Corona-Pandemie. Und damit womöglich nicht genug.

„Der Mittwoch vor Weihnachten könnte für Anleger im Jahr 2025 auf Wiedervorlage kommen“, sagt Franz-Georg Wenner vom Börsenbrief IndexRadar. Denn, so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets: „Die Finanzmärkte hängen am Geld der Notenbank und steigende Zinsen sind nicht gern gesehen.“ Mit steigenden Zinsen sind zehnjährige US-Staatsanleihen gemeint, die aktuell weit mehr als vier Prozent abwerfen.

Die Experten des Vermögensverwalters Pimco bemerken, dass Notenbank-Chef Powell seine Haltung „mit zuletzt stagnierenden Fortschritten bei der Inflationsbekämpfung sowie der Unsicherheit rund um die zu erwartende Fiskal- und Handelspolitik der kommenden US-Regierung“ begründete. Dies ist in der Tat ein sehr wichtiger Punkt für 2025.

Die Stimmung in den USA ist zwar wirtschaftlich durchaus gut und mit der Depression in Deutschland nicht zu vergleichen. Doch die USA sind eben auch teuer, und zwar nicht nur im Sinne der Preise für das tägliche Leben. Angesichts der hohen Bewertungen von US-Aktien und den Wetten auf weiter sinkende Zinsen sprachen manche schon davon, dass die US-Aktien ebenso wie der Bitcoin „auf Drogen“ seien – im Rausch des wieder billigeren Geldes.

„Beim Kurs-Buchwert-Verhältnis wird für den S&P 500 mittlerweile ein Faktor von 5,3 verlangt. Damit nähert sich der US-Leitindex allmählich seinem Höchststand von 5,5, der auf dem Zenit der Technologieblase im Frühjahr 2000 erreicht wurde“, so RoboMarkets-Experte Walter. Das ebenfalls populäre Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate liegt bei rund 22,3 und damit deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt von 18. Doch Durchschnittswerte zeigen meist nur die halbe Wahrheit.

So ist das Bewertungsmultiple der „Glorreichen 7“ – der sieben teuersten Tech-Konzerne – im S& P500 auf rund 34 gestiegen und verzerrt aufgrund der hohen Gewichtung auch den Indexdurchschnitt nach oben. Ohne die Tech-Giganten läge das KGV mit knapp 20 auf einem nur leicht erhöhten Niveau.

Dies ließe sich noch rechtfertigen mit einem Gewinnwachstum der S&P 500-Unternehmen von rund zehn Prozent für 2024 und erwarteten 15 Prozent für 2025. Dazu lautet die Wette, dass neben dem überzeugenden Gewinnwachstum und der hohen Eigenkapitalrendite auch umfangreiche Aktienrückkaufprogramme wirken, sowie die starke Position der US-Unternehmen bei künftigen Wachstumstreibern wie KI und Big Data. Steuererleichterungen und Deregulierung durch die künftige Trump-Regierung sollen das Tüpfelchen auf dem i sein.

All jene positiven Argumente sind bekannt. Die Bewertungen des Aktienmarktes stehen jedoch auch stets in Wettbewerb mit Anleihen und unter der Annahme einer zumindest nicht restriktiven Notenbank. Dahingehend gab es vor Weihnachten zumindest mal einen kleinen Warnhinweis, dass man sich nicht zu sicher sein sollte.

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