Ruhestätten in Berlin
Einen Besuch wert: Das ist der „Sozialistenfriedhof“
15.11.2025 – 10:46 UhrLesedauer: 3 Min.
Der „Sozialistenfriedhof“ von Berlin liegt im Osten der Hauptstadt. Warum sich ein Besuch der Anlage in Lichtenberg lohnt.
Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde liegt versteckt in Lichtenberg. Durch Zufall kommen Berliner hier selten vorbei, dennoch lohnt sich ein Besuch: Das liegt zum einen an der parkähnlichen Anlage, die sich perfekt für einen Waldspaziergang eignet. Der Friedhof ist etwa einen Kilometer lang und 250 Meter breit. Zum anderen ist es ein Ort mit Geschichte: Der Ort wird auch der „Sozialistenfriedhof“ genannt. Er weist Gräber vieler Prominenter der deutschen Arbeiterbewegung auf.
Im Jahr 1881 wurde die Anlage nach Plänen des Berliner Stadtgartendirektors Hermann Mächtig angelegt. Damals lag das Gebiet noch außerhalb der Stadtgrenze. Da die innerstädtischen Friedhöfe überfüllt waren, musste eine Ausweichmöglichkeit her. Zunächst galt die Ruhestätte auch deshalb als Armenfriedhof. Bis 1911 bestattete die Stadt hier bedürftige Menschen und übernahm die Kosten für die Grabstellen. Der Friedhof stand für „alle Bekenntnisse und sozialen Schichten“ offen.
Im Laufe der Jahre wurde der Friedhof immer beliebter. In den Fokus der Öffentlichkeit rückte die Ruhestätte durch die Beerdigung des deutschen Sozialdemokraten Wilhelm Liebknecht. Am 12. August 1900 nahmen bis zu 150.000 Menschen an seiner Beisetzung teil. Der Friedhof wurde so bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Seitdem dient der Friedhof Menschen der deutschen Arbeiterbewegung als letzte Ruhestätte, schreibt „VisitBerlin“. Dabei handelt es sich um die Marketingagentur der Stadt. Im vorderen Teil fanden Vertreter der Gründergeneration der deutschen Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsbewegung ihre letzte Ruhestätte, etwa Paul Singer und Ignaz Auer.
Auch der Sohn von Wilhelm Liebknecht, Karl Liebknecht, sowie Rosa Luxemburg liegen auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde begraben. Beide waren Mitglieder der neu gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und wurden am 15. Januar 1919 beim Spartakusaufstand ermordet. Mehr zum Tod von Liebknecht und Luxemburg lesen Sie hier.
Der spätere Bauhausdirektor und Architekt der Neuen Nationalgalerie in Berlin, Ludwig Mies van der Rohe, entwarf zu Ehren der Opfer politischer Auseinandersetzung sowie der KPD-Anhänger ein Revolutionsmonument. Dieses befand sich im hinteren Teil des Friedhofes und war laut dem „Förderkreis Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung“ eines der architekturgeschichtlich bedeutsamen Beispiele moderner Denkmalbauten. Das NS-Regime machte das 1926 eingeweihte Denkmal während seiner Herrschaft im Jahr 1935 platt – und ebnete die Grabstellen ein. An dieser Stelle steht heute eine Gedenkstele.
Im vorderen Teil des Friedhofs, beim Haupteingang an der Gudrunstraße, finden Besucher die 1951 eingeweihte „Gedenkstätte der Sozialisten“. Der ehemalige Präsident der DDR, Wilhelm Pieck, hatte bedeutenden Einfluss auf die Gestaltung dieses Friedhofsbereiches. An der Gedenkstätte versammeln sich jedes Jahr im Januar Tausende Menschen, um der Geschichte der Arbeiterbewegung zu gedenken und Blumen niederzulegen.
