Zuschauer liefern Erklärung
ZDF wegen Serienflop weiter unter Druck
08.01.2025 – 12:50 UhrLesedauer: 3 Min.
Palastrevolution im ZDF: Scharenweise laufen die Zuschauer davon und zur Konkurrenz über. Was steckt hinter dem Quoten-Drama um „Der Palast“?
Wird die zweite Staffel der ZDF-Serie „Der Palast“ beim Sender schon hinter vorgehaltener Hand „Die Pannenshow“ genannt? Die ersten beiden Folgen der zweiten Staffel liefen am Montagabend mit verheerenden Zuschauerwerten: Im Vergleich zur Vorgängerstaffel hat sich „Der Palast“ halbiert. Mehr dazu lesen Sie hier.
So geht es munter weiter: Die Folgen drei und vier verzeichneten am Dienstagabend sogar noch schlechtere Werte. Lediglich 2,65 und 2,60 Millionen Zuschauer schalteten ein. Beim Gesamtpublikum fiel „Der Palast“ damit auf jeweils 10,3 Prozent Marktanteil, der ZDF-Schnitt rückt in immer weitere Ferne. Auch die jüngeren Zuschauer goutieren die Fortsetzung nicht. „Die Kanzlei“ in der ARD gewann ungefährdet mit einer Gesamtreichweite von 4,24 Millionen.
Besonders schmerzhaft für das ZDF: Wie das Branchenblatt „dwdl.de“ in einer Quotenanalyse schreibt, musste sich „Der Palast“ sogar einigen Vorabend-Formaten geschlagen geben, darunter den „Rosenheim-Cops“ und der „SOKO“ aus Köln. Beide Serien kamen auf deutlich mehr als drei Millionen Zuschauende. Wie kann das sein? Schließlich galt die erste Staffel der Historienserie im Jahr 2022 als großer Erfolg – und schnitt sowohl bei Kritik als auch Publikum gut ab.
t-online hat eine Umfrage gestartet und Leser nach ihrer Meinung gefragt. „Wie hat Ihnen der Start der zweiten Staffel gefallen?“, lautete die Frage. Von den mehr als 2.500 Menschen, die teilnahmen, sagten 59,2 Prozent: „Mich haben die ersten Folgen überzeugt.“ 40,4 Prozent hielten dagegen: „Die zweite Staffel ist in meinen Augen bisher ein Flop.“
Diejenigen, die offenbar die zweite Staffel „Der Palast“ verfolgen, sind sich also über die Bewertung der Serie uneins. Offenbar haben schon viele zuvor über die Mediathek eingeschaltet, schließlich ist die Geschichte dort bereits seit Weihnachten verfügbar – allerdings war dies auch damals bei der Premierenstaffel der Fall, eine Erklärung für die niedrigen Reichweiten ist das nicht.
Der Friedrichstadtpalast ist dabei wohl eher versehentlich ins Bild geraten. Schnell vergessen.
Heinrich Tauwel
In den Zuschriften an t-online wird das gespaltene Meinungsbild ebenfalls deutlich. So schreibt Leser Heinrich Tauwel: „War das nun eine Dokumentation über die Hausbesetzerszene in Berlin oder doch eher der Bericht über eine Misswahl?“ Er echauffiert sich: „Der Friedrichstadtpalast ist dabei wohl eher versehentlich ins Bild geraten. Schnell vergessen.“ Tauwel habe bereits vorab prognostiziert, „dass die Zuschauerzahlen um circa 60 bis 65 Prozent niedriger ausfallen würden als bei der Staffel 1. Offensichtlich habe ich diese Wette schon gewonnen.“
Leser Dieter Krause hält dagegen: „Ich fand die zweite Staffel einfach toll, die politischen Verhältnisse im Umbruch. Der Kampf um den Erhalt des Friedrichstadtpalasts wurde wunderbar dargestellt.“ Er habe sich die neue Staffel an einem Tag in der Mediathek angeschaut. Deshalb bringt er auch einen Erklärungsansatz für die miserablen TV-Quoten an: „Fassungslos bin ich über die relativ schlechten Einschaltquoten, der Grund könnte sein: Es war ein Ostproblem und das Interesse im westlichen Teil Deutschlands ist nicht sehr hoch.“
Auch Elena Nürnberger war angetan: „Mir hat die zweite Staffel des Mehrteilers, den ich mir vorab in der Mediathek angesehen habe, sehr gut gefallen. Ich war gefesselt von den Bildern, den tollen Tanzszenen und der Geschichte, die dieses Mal wirklich um den Palast spielte. Er war in der ersten Staffel nur Beiwerk.“ Sie lobt die Zeitreise und schreibt: „Dieser Film zeigt, welcher Sturm über viele Bereiche der ehemaligen DDR mit der Wende hinwegfegte. Viele Kämpfe gegen die Arroganz des Westens konnten nicht gewonnen werden.“