Die Fortsetzung von „Der Palast“ gerät für das ZDF zum Trauerspiel. Eine Serie, die einst ein Publikumserfolg war, liegt jetzt in Scherben. Das hat einen einfachen Grund.

Früher war nicht alles besser. Da hatten Telefone noch lästige Kabel und opulente TV-Mehrteiler flimmerten nur zu einer festen Sendezeit über die Mattscheibe. „Der Palast“ hatte es in dieser Hinsicht leichter: Als die ZDF-Serie vor vier Jahren veröffentlicht wurde, geschah dies in der Mediathek – und erst einige Tage später kamen Zuschauer, die noch die gute alte Fernsehübertragung zu schätzen wissen, in den Genuss der Geschichte um den Friedrichstadt-Palast.

Den Fernseher schalteten damals fast sieben Millionen Menschen ein – ein riesiger und womöglich überraschender Erfolg für den öffentlich-rechtlichen Sender. Denn wie sich in der Rückschau nun zeigt, war die Fortsetzung von „Der Palast“, die in den vergangenen drei Tagen im ZDF zu sehen war, kein Selbstläufer. Ganz im Gegenteil: Die Resonanz ist verheerend.

Man könnte dies als traurige neue Fernsehrealität abtun und diesen Umstand des Reichweitenverlusts damit relativieren, dass „Der Palast“ bei seiner Premiere noch weitgehend unbekannt war – die Fortsetzung also dementsprechend von viel mehr sehnsüchtig wartenden Zuschauern vorab in der Mediathek gestreamt wurde. Doch das greift zu kurz. Was das ZDF mit „Der Palast“ fabriziert hat, ist ein Scheitern mit Ansage.

Dass es überhaupt eine Fortsetzung der Serie gab, lag den Produzentinnen zufolge am begeisterten Feedback der Zuschauerinnen und Zuschauer. Und das offenbart das ganze Dilemma.

Nicht Ideen und Geschichten, der Erzählstoff und die Historie oder kreative Impulse, nein, der Publikumserfolg führte dazu, dass man sich über die zweite Staffel Gedanken machte. Und genau das merkte man. Eine spannende Geschichte suchte man vergebens, historische Bedeutsamkeit wurde von bleiern-schwulstigem Kitsch überlagert, die neuen Figuren hätten besser in eine Seifenoper im Vormittagsprogramm gepasst als in eine hochwertige Primetime-Produktion. Es war ein einziges Grauen.

Früher war nicht alles besser. Auch die erste Staffel hatte ihre Schwächen. Damals kaschierte „Der Palast“ die fehlende Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte mit einem erzählerischen „Doppeltes Lottchen“-Kniff: mit den sich überlappenden Erzählsträngen von der in der Bundesrepublik aufgewachsenen Marlene (Svenja Jung) und der DDR-Tänzerin Christine (auch Svenja Jung). Ein Zwillingsdrama zwischen Ost und West, die Tücken des Grenzübertritts, der dämmernde Untergang des SED-Regimes samt Mauerfall und zwischen all dem die Traumfabrik in Form des Friedrichstadt-Palasts: Elemente, die sich nicht zu einer perfekten, aber mitreißenden Geschichte zusammenfügten.

Davon blieb in Staffel zwei so wenig übrig wie von den einstigen Betrieben der DDR. Heino Ferch, Anja Kling und die grandiose Svenja Jung: alle weg – ausgetauscht gegen nicht halb so gute neue Darsteller. Statt dramatischer Observationen und Kontrollen durch die Stasi bot das Drehbuch jetzt eine groteske, geradezu unfreiwillig komische Posse über Hausbesetzungen und die erste Loveparade. Folge für Folge wurden die unterschiedlichsten Figuren in ein ermüdendes, sich immer gleich drehendes Liebeskarussell gezwängt: Romanzen statt Relevanz – das schien dieses Mal das Motto gewesen zu sein.

Wie ein Pappkamerad geisterte der von Benno Fürmann als schmieriger Las-Vegas-Kapitalist angelegte neue Intendant durch die Erzählung. Die Produktion machte sich nicht mal die Mühe, diesem neuen Theaterleiter eine Hintergrundgeschichte zu geben: Er sollte einfach nur vorgeben, der Friedrichstadt-Palast sei das nächste Unternehmen, das nach der Westübernahme abgewickelt werden müsse. Eine niveauvolle Auseinandersetzung mit der Geschichte rückte so in weite Ferne – da half es auch nicht, dass die Regie belanglose Bilder aus dem wiedervereinten Berlin als Schnittbilder zwischen die Erzählstränge montierte.

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