AfD-Warnung in der „New York Times“
ZDF-Moderator schlägt auf internationaler Bühne Alarm
20.02.2025 – 20:08 UhrLesedauer: 3 Min.
Jan Böhmermann warnt in einem Gastbeitrag für die renommierte US-Zeitung „New York Times“ vor der AfD. Dabei nimmt der Weckruf auch Elon Musk ins Visier.
Wann war zuletzt ein deutscher Wahlkampf so international? Zunächst schwingt sich der reichste Mann der Welt, Elon Musk, dazu auf, eine Wahlempfehlung abzugeben. Wenige Wochen später ist es der US-amerikanische Vizepräsident J. D. Vance, der bei der Münchner Sicherheitskonferenz über die AfD spricht und seine Irritation darüber zum Ausdruck bringt, dass keine der demokratischen Parteien mit der Alternative für Deutschland zusammenarbeiten möchte.
Jetzt ist die Sache genau andersherum gelagert: Ein Deutscher spricht zu den US-Bürgern – und warnt dabei mit den Mitteln der satirischen Überspitzung vor einem Erstarken des Faschismus. Es ist Jan Böhmermann, der diesen Beitrag über die renommierte US-Zeitung „New York Times“ verbreitet. In dem knapp neunminütigen Clip mit dem Titel „The Far Right is Rising in the Land of ‚Never Again'“ richtet sich der bekannte TV-Moderator an ein internationales Publikum.
Der Titel sagt bereits, in welche Kerbe der ZDF-Satiriker da schlägt: „Die Rechtsextremen erstarken im Land von ‚Nie wieder'“, heißt dieser frei übersetzt. Das „Nie wieder“ ist in dem Video der rote Faden, die Erinnerungskultur Deutschlands das Damoklesschwert, welches aus Sicht von Böhmermann über der Debatte schwebt.
„Guten Tag from Germany“, begrüßt Böhmermann die Zuschauer, „dem Land, das laut Elon Musk gerettet werden muss. Aber keine Sorge, wir wissen, was wir tun.“ Mit historischen Referenzen und scharfer Kritik nimmt er anschließend die politische Situation in Deutschland unter die Lupe.
Er erklärt, dass Deutsche zwar erfinderisch seien, aber „natürlich gibt es noch etwas anderes, worin wir Deutschen wirklich gut waren: Nazis erfinden.“ Mit ironischem Unterton bezeichnet er Deutschland als „Vergangenheitsbewältigungsweltmeister“ und verweist damit auf eines seiner humoristischen Mittel im Video: Das US-amerikanische Klischee, die deutsche Sprache sei sperrig und bestehe aus vielen extrem langen Wörtern.
Böhmermann betont, dass die Erinnerung an den Holocaust allgegenwärtig sei, es aber leider „keine Anleitung für dieses ‚Nie wieder'“ gebe. Besonders kritisch sieht Böhmermann die AfD. Er präsentiert Ausschnitte von Reden führender AfD-Politiker und warnt eindringlich: „Sollte sich der Rest der Welt also Sorgen um ein faschistisches Comeback Deutschlands machen?“ Seine Antwort darauf lautet unmissverständlich: „Jawohl! Aber hallo, und zwar so richtig.“
Der Moderator, bekannt durch seine Sendung „ZDF Magazin Royale“, prangert die Nazi-Rhetorik der AfD an und zieht dabei Parallelen zu Elon Musk, der trotz eines gezeigten Hitlergrußes bestritten habe, ein Nazi zu sein.
„Will nur, dass Deutschland wieder großartig wird“
Böhmermann schließt seinen Beitrag mit einer Pointe, die sowohl das amerikanische als auch das deutsche Publikum ansprechen soll: „Die AfD ist nicht die neue Nazipartei. Sie will nur, dass Deutschland wieder großartig wird.“ Damit spielt er auf den bekannten Slogan des US-Präsidenten Donald Trump an. Ob Böhmermanns Weckruf in der „New York Times“ Wellen schlagen wird, bleibt abzuwarten.
Die ersten Reaktionen und Kommentare in den sozialen Medien zeigen allerdings, dass das Potenzial dazu vorhanden ist. Schon jetzt gibt es viel Lob für Böhmermann und den Hinweis in Richtung der US-Amerikaner, dass es geboten sei, die faschistoiden Ideen der AfD deutlich zu benennen – und nicht das Gegenteil zu tun: Aus den USA AfD-Wahlempfehlungen auszusprechen.