Nach Hackerangriff

Porno-Vorwürfe: YouTube sperrt 93-Jährige


11.12.2024 – 19:53 UhrLesedauer: 2 Min.

Metta Spencer: Die 93-Jährige befasst sich auf YouTube mit wissenschaftlichen Themen. (Quelle: YouTube / Metta Spencer)

Eine Wissenschaftlerin bekommt Probleme mit YouTube. Sie soll pornografische Inhalte geteilt haben. Die Frau wehrt sich.

Der YouTube-Kanal einer 93-jährigen früheren Professorin der Universität Toronto ist kürzlich mit der Begründung gesperrt worden, sie würde Pornografie verbreiten. Metta Spencer, eine Soziologin, sagte, sie habe wochenlang versucht, YouTube Kanada davon zu überzeugen, dass die anrüchigen Clips auf ihrer Seite das Ergebnis eines Hackerangriffs seien – jedoch ohne Erfolg. In Spencers Kanal „ToSaveTheWorld“ kommen regelmäßig führende Persönlichkeiten aus den Bereichen Friedensforschung, Klimawandel, Pandemien, Hungersnöte und – ironischerweise – Cyberrisiken zu Wort.

Am Montag wurde „ToSaveTheWorld“ wiederhergestellt, nachdem sich der Sender CBC Toronto deshalb an Google gewandt hatte. Der Suchmaschinengigant hatte das Videoportal YouTube 2006 gekauft. „Die Community-Richtlinien von YouTube legen fest, welche Art von Inhalten auf unserer Plattform nicht erlaubt ist, einschließlich expliziter Inhalte“, sagte ein Sprecher von Google Kanada in einer E-Mail an CBC Toronto. Das Teilen von Inhalten, die gegen diese Richtlinien verstoßen, „kann zur Sperrung des Kanals führen“, hieß es darin weiter. Im Fall von Spencer habe das Unternehmen den Einspruch sorgfältig geprüft und die Videos entfernt, die nicht regelkonform gewesen sind. Danach wurde der Kanal wieder freigegeben.

Spencers Probleme hatten am 27. Oktober dieses Jahres begonnen, während sie eine Podiumsdiskussion zum Klimawandel live übertragen hatte. Das Forum wurde auf Zoom gehostet und live auf YouTube übertragen. „Plötzlich kam es zu einem ‚Zoom-Bombing'“, sagte sie. Jemand hatte ihren Kanal gehackt und pornografische Videos gezeigt. Spencer sei es schließlich gelungen, den Unruhestifter hinauszuwerfen und die Diskussion fortzusetzen. Als sie jedoch später am selben Tag versuchte, das Video auf ihrem Kanal hochzuladen, erschien der Hinweis: „Diese Seite ist nicht verfügbar.“

Spencer beschwerte sich, dass alle Hinweise und Kontaktmöglichkeiten, die bei einer Sperrung empfohlen werden, nutzlos seien. Ein Widerspruch sei nicht möglich gewesen, denn YouTube habe auf ihre E-Mails nie geantwortet.

Carmi Levy, ein in London im kanadischen Bundesstaat Ontario ansässiger Technologieexperte, sagte, Spencer stehe mit ihrem Frust nicht alleine da. Fast täglich würden Internetnutzer E-Mails an ihn schreiben und berichten, ihre Internetkonten seien plötzlich gesperrt oder sogar gelöscht worden. Das Problem sei weit verbreitet. Levy sagte auch, dass große Unternehmen wie Google keinen Anreiz hätten, es den Usern leicht zu machen und schnell Hilfe anzubieten.

„Fragen Sie jeden, dessen TikTok-Konto beispielsweise wegen Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen gesperrt wurde, obwohl er diese nicht verursacht hat“, sagte er. „Es gibt keine menschlichen Überwachungs- oder Sicherheitsteams mehr“, führte er aus.

Spencer sagte inzwischen, sie schätze den absurden Humor, der darin liegt, dass eine 93-jährige Akademikerin beschuldigt wird, Pornografie zu verkaufen. Trotzdem mahnte sie: „Es ist kein Spaß.“

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