Xabi Alonso hat es geschafft und den FC Bayern München entthront. Sein Erfolg mit Bayer Leverkusen ist nicht hoch genug zu bewerten.

Erinnern Sie sich noch an den 21. April 2012? Fast zwölf Jahre ist es her, dass Ivan Perišić und Shinji Kagawa mit ihren Toren Borussia Dortmund zum 2:0-Sieg gegen Gladbach schossen – und den BVB damit zum deutschen Meister kürten.

Nach der Überraschungsmeisterschaft 2011 war es der zweite Meistertitel für den BVB in Folge. Doch wer nach der Titelverteidigung der Borussia eine Wachablösung vermutet hatte, der wurde eines Besseren belehrt. Denn zwischen 2013 und 2023 hieß der Deutsche Meister fortan immer Bayern München – bis zum heutigen Tag.

Xabi Alonso und Bayer Leverkusen haben das Unmögliche möglich gemacht und die nie enden wollende Titelserie der Bayern gebrochen. Ein Erfolg, der nicht hoch genug bewertet werden kann. Fans, die in diesem Jahr ihre Volljährigkeit feiern, können sich nur vage an einen anderen Meister als den FC Bayern erinnern. Das ändert sich mit dem heutigen Tag.

Nachdem der BVB noch im vergangenen Jahr auf denkbar dramatische Art und Weise an seiner eigenen Unfähigkeit gescheitert war, überrollte Bayer Leverkusen in dieser Saison die Gegner in der Bundesliga. Fünf Spieltage vor Saisonende schon als Meister festzustehen, ist eine surreale Leistung, die unterstreicht, wie sehr Leverkusen in dieser Spielzeit seinen Kontrahenten überlegen war.

Alonso übernahm Bayer auf einem Abstiegsplatz

25 Siege und vier Unentschieden in 29 Partien schlagen für Bayer zu Buche, der Vorsprung vor Bayern München beträgt absurde 16 Punkte. Es sind Zahlen, die insbesondere Anhänger der Werkself vor Ungläubigkeit den Kopf schütteln lassen. Zumal der Verein vor gut eineinhalb Jahren dem Abgrund entgegenblickte.

Noch am 30. Oktober 2022 schoss Bayern München Bayer Leverkusen mit 4:0 aus seinem Stadion. Die Werkself stand nach acht Spieltagen mit lediglich fünf Punkten auf Abstiegsplatz 17. Es sollte das letzte Spiel des damaligen Übungsleiters Gerardo Seoane gewesen sein.

Die Verantwortlichen nutzten die anschließende Länderspielpause – und verkündeten die Entlassung des alten sowie die Verpflichtung des neuen Trainers in einem Atemzug. Xabi Alonso sollte die Werkself aus dem Schlamassel führen. Ein großer Name. Ein genialer Coup, kommentierte t-online damals.

Doch viele blieben skeptisch – und zweifelten an, ob der charismatische Baske denn der richtige Mann am richtigen Ort sei. Alonso hatte zum damaligen Zeitpunkt keinerlei Erfahrung als Cheftrainer einer Profimannschaft vorzuweisen. Stationen bei der zweiten Mannschaft von Real Sociedad sowie als Jugendtrainer Real Madrids hinderten die Verantwortlichen um Simon Rolfes und Fernando Carro aber nicht daran, dem damals 40-jährigen Ex-Profi das Vertrauen zu schenken.

Taktische und fußballerische Überlegenheit

Was folgte, ist bekannt: Alonso führte den hochklassigen Kader zurück in die Spitze der Bundesliga, agierte mit seiner Mannschaft schon vergangene Spielzeit punktetechnisch auf Champions-League-Niveau. In der Sommerpause durfte der neue Coach dann auf Einkaufstour gehen – und überzeugte etliche Eckpfeiler der aktuellen Meistermannschaft von seiner Spielidee.

Ob Vollblutstürmer Victor Boniface, Veteran Granit Xhaka oder Nationalspieler Jonas Hofmann – sie alle schlossen sich Alonsos Team an. Einem Team, das in kürzester Zeit eine taktische sowie fußballerische Überlegenheit an den Tag legte, der kaum eine Mannschaft Paroli bieten konnte. Alonso hat ein Monster erschaffen. Selbst personelle Ausfälle, ob verletzungsbedingt oder aufgrund des Afrika Cups, konnten Bayer nicht stoppen.

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