Freundin im Kreuzfeuer
Die Affäre um Putins Star entgleist dem Kreml
Aktualisiert am 09.12.2025 – 16:29 UhrLesedauer: 5 Min.

Larissa Dolina ist aktuell Thema Nummer eins in Russland. Um die treue Anhängerin von Wladimir Putin zu retten, dreht die Kreml-Propaganda an allen Schrauben.
In Russland ist es der Skandal des Jahres. Den Verlauf des Rechtsstreits um die Wohnung der Sängerin Larissa Dolina verfolgt – ohne Übertreibung – das ganze Land, sind sich politische Beobachter und russische Medien einig.
Im Sommer 2024 hatte die 70-Jährige eine ihrer Moskauer Immobilien für rund 1,25 Millionen Euro an die alleinerziehende Mutter Polina Lurje verkauft. Später erklärte Dolina jedoch, Betrüger hätten sie zu dem Deal verleitet. Die Verkaufssumme, die sie von der Käuferin erhalten hatte, habe sie unter psychologischem Druck an die Kriminellen übergeben.
Im März dieses Jahres erklärte ein Gericht das Geschäft für ungültig und gab der Sängerin die Wohnung zurück. Dolina erhielt sogar die Maklerprovision in Höhe von drei Millionen Rubel (ca. 33.600 Euro) zurück. Die Käuferin verlor dabei aber sowohl die Wohnung als auch das Geld.
Lurje habe keinen Anspruch auf Rückerstattung, auch wenn sie keine Kenntnis von dem Betrug gehabt und das Geld an Dolina überwiesen habe, urteilte das Gericht. Sie könne aber separat gegen die Betrüger klagen, die das aus dem Wohnungsverkauf erzielte Geld entwendet hätten. Lurje legte Revision ein. Doch die Berufungs- und Kassationsinstanzen fanden an dem Urteil nichts Tadelnswertes und erkannten es als rechtmäßig an.
In der russischen Öffentlichkeit löste das Urteil jedoch einen immensen Aufschrei aus. Fans geben ihre Konzerttickets zurück, Veranstalter und Werbetreibende sagen Deals mit Dolina ab, Auftritte der Sängerin werden aus kommenden Silvesterprogrammen herausgeschnitten.
Das Ausmaß der Empörung ist inzwischen so groß, dass die Kreml-Propagandisten nun alle Register ziehen, um Dolina aus dem Schlamassel zu ziehen. Denn Dolina ist eine von ihnen. Sie ist Mitglied der Regierungspartei Einiges Russland, unterstützt Wladimir Putin vorbehaltlos und ist ein nützliches Werkzeug seiner Propaganda-Maschinerie.
Als Erster durfte am vergangenen Freitag Dmitri Borissow für Dolina in den Ring steigen. Das junge Gesicht des Staatssenders Perwyj Kanal (Erster Kanal) begrüßte die Sängerin in einer exklusiven Sonderausgabe seiner Talkshow „Pustj Govorjat“ („Lasst sie reden“). Kein anderes Thema werde derzeit so heiß diskutiert wie die Wohnungsfrage von Larissa Dolina, moderierte Borissow das „Thema des Jahres“ an.
Ganz in Schwarz gekleidet, kaum die Tränen zurückhaltend, nahm die 70-Jährige im opulenten Studio Platz. Dort erzählte sie eine filmreife Geschichte, in der Betrüger sich als FSB-Agenten ausgaben, um sie über Monate hinweg unter Hypnose zu setzen, ihre Kinder zu bedrohen und Geld für eine vermeintliche Spezialoperation zu erpressen. Die Frage, warum FSB-Agenten Geld – und das auch noch in bar – von ihr fordern würden, um ominösen Betrügern das Handwerk zu legen, klärte Dolina nicht auf.











