Das sagt ein Experte

Wirtschaftskrise wegen Klimaschutz? „Fatale Quatsch-Debatte“

Aktualisiert am 04.01.2025 – 15:30 UhrLesedauer: 2 Min.

Deutschland in der Wirtschaftskrise (Archivbild): Dutzende Geschäfte mussten bereits schließen. (Quelle: IMAGO/imago)

Ist der Klimaschutz schuld an der deutschen Wirtschaftskrise? Der bekannte Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer hat auf die Frage eine klare Antwort.

In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) hat der renommierte Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer die Kritik an der Klimapolitik scharf zurückgewiesen. Vertreter von CDU, FDP, AfD und BSW hatten zuvor den Klimaschutz für die aktuelle Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht. „Die Erzählung, die Klimapolitik schade der Wettbewerbsfähigkeit und vernichte Arbeitsplätze, ist fatal. Richtig ist: Wenn wir jetzt mitten im Umbau stecken bleiben, verlieren wir die Zukunft“, betonte Edenhofer.

Der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) verweist darauf, dass die energieintensive Industrie zwar unter hohen Energiestückkosten leidet, die anderswo niedriger sind und auch bleiben werden. Dennoch sei es unerlässlich, fossilfrei produzierte Vorprodukte wie Ammoniak, Eisen und Methanol zu importieren, um industrielle Standorte in Deutschland zu sichern. „Das ist unbestreitbar eine gigantische Herausforderung. Aber wir müssen diesen Wandel in der Wertschöpfung zulassen. Er ist auch eine gewaltige Chance“, so Edenhofer weiter. Er betonte zudem: „Denn die Welt um uns herum steht eben nicht still, sondern verwandelt sich auch in eine Welt der erneuerbaren Energien.“

Edenhofer kritisierte die Darstellung, Deutschland trage alleine enorme Lasten für den Klimaschutz: „Schon ein Viertel der Emissionen weltweit unterliegt inzwischen einer CO2-Bepreisung,“ erklärte er und fügte hinzu: „Trotzdem wird hierzulande erzählt, die Deutschen reißen sich das Hemd vom Leib für den Klimaschutz, und die anderen schauen lachend zu und klopfen sich auf die Schenkel. Was für ein Quatsch!“

Im Bundestagswahlkampf habe er oft gehört, dass ein Stopp der Klimaschutzpolitik zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit führen würde. Dazu sagt er klar: „Es ist genau umgekehrt: Wer meint, durch einen Stopp der Klimaschutzpolitik würden wir wieder wettbewerbsfähiger, der verdreht die Wirklichkeit. Wir werden nicht als Industriemuseum des 19. Jahrhunderts überleben. Zu den Gewinnern gehören wir nur, wenn wir nach vorne gehen.“

Edenhofer hob hervor, dass Länder wie China bei grünen Technologien wie Wind- und Solarausbau sowie bei Stromspeichern und E-Autos ein extrem hohes Tempo vorlegen: „China legt beim Wind- und Solarausbau, bei Stromspeichern, E-Autos und anderen grünen Technologien ein Tempo vor, das uns Hören und Sehen vergehen lässt.“ Zudem hätten bereits 30 Prozent der Regionen weltweit ihr Wirtschaftswachstum vom Emissionswachstum entkoppeln können – darunter auch die USA mit ihrem umfassenden Klimaschutzprogramm Inflation Reduction Act.

Selbst politische Veränderungen würden diese Entwicklungen kaum aufhalten können: „Das große Klimaschutzprogramm Inflation Reduction Act hat dort längst massive Investitionen in Gang gesetzt. Das werde auch Donald Trump kaum komplett abwürgen,“ erklärte Edenhofer abschließend.

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