Wladimir Putin verbietet Ölexporte – was heißt das für Deutschland?

Russland reagiert auf den EU-Ölpreisdeckel: In daran beteiligte Länder darf ab Februar kein Öl mehr geliefert werden. Und der Kreml bereitet noch weitere Schritte vor.

Das Wichtigste im Überblick


Es ist die Reaktion auf den Ölpreisdeckel: Russland verbietet Ölexporte in alle Staaten mit einem solchen Deckel. Erst kürzlich hatten EU, G7 und Australien diese Maßnahme für russisches Öl beschlossen. Nach dem Dekret des Kreml sollen sie ab dem 1. Februar keine Lieferungen mehr erhalten.

Was könnte das also für Deutschland und die EU bedeuten? Ein Überblick:

Was besagt der europäische Ölpreisdeckel?

Die EU hat den Preisdeckel für russisches Öl Anfang Dezember beschlossen. Er liegt derzeit bei 60 US-Dollar (57 Euro) pro Barrel (159 Liter). Die G7-Staaten, Australien und Norwegen haben sich der Maßnahme angeschlossen. Für sie alle würde demnach das russische Exportverbot gelten.

Die Obergrenze gilt für Öltransporte auf dem Seeweg. Damit sollen die russischen Exporteinnahmen begrenzt und somit auch die Möglichkeiten zur Finanzierung des russischen Kriegs verringert werden.

Anlage der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt: Hier wurde bis vor Kurzem fast ausschließlich russisches Öl verarbeitet. (Quelle: Patrick Pleul/dpa)

Laut Experten ist noch unklar, ob der Preisdeckel wirklich funktionieren wird. Das Kalkül dahinter ist, die dominante Marktstellung westlicher Reedereigesellschaften und Versicherungen auszunutzen, um Russland daran zu hindern, sein Öl auf dem Weltmarkt zu eigenen Konditionen zu verkaufen. Der Preisdeckel soll alle zwei Monate angepasst werden und im Schnitt etwa fünf Prozent unter dem Durchschnittspreis für russisches Rohöl liegen.

Die russische Führung sprach daraufhin von einem Verstoß gegen den freien Markt und kündigte Gegenmaßnahmen an. Das Verbot war daher erwartet worden.

Wie genau will Russland nun reagieren?

Das Verkaufsverbot soll dem Schutz der “nationalen Interessen” dienen: “Die Lieferung von russischem Öl und russischen Ölprodukten an ausländische juristische Einheiten und andere Privatpersonen ist verboten, wenn die Verträge für diese Lieferungen direkt oder indirekt” den Preisdeckel anwenden, heißt es in dem von Kremlchef Wladimir Putin am Dienstag unterzeichneten Dekret.

In Einzelfällen kann russisches Öl aber auch dann verkauft werden, wenn ein Preisdeckel gilt. In dem Fall ist eine Ausnahmegenehmigung von Putin selbst nötig. Die Verfügung soll zunächst bis zum 1. Juli 2023 gelten.

Russland plant darüber hinaus weitere Schritte, um gegen den Preisdeckel vorzugehen. Denn das Land ist von den Einnahmen abhängig, etwa um seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren.

Tanks von Transneft stehen im Ölterminal von Ust-Luga: Das staatliche russische Unternehmen betreibt die Erföl-Pipelines des Landes.
Tanks von Transneft stehen im Ölterminal von Ust-Luga: Das staatliche russische Unternehmen betreibt die Erdölpipelines des Landes. (Quelle: Stringer/dpa)

Medienberichten zufolge hat Russland bereits alte Öltanker aufgekauft, um den Rohstoff mit eigenen Mitteln zu verschiffen. Zudem entwickelte Moskau in den vergangenen Wochen eine rege diplomatische Tätigkeit, um sich international Rückendeckung zu sichern. Putin sprach das Thema in Verhandlungen sowohl mit anderen Ölproduzenten wie Saudi-Arabien als auch mit potenziellen Abnehmern wie China und Indien an. Moskau machte dabei deutlich, dass es sich auf den asiatischen Markt umorientieren werde, um die Beschränkungen zu umgehen.

Um die Märkte unter Druck zu setzen, hat der russische Energieminister Alexander Nowak bereits angekündigt, dass Russland bereit sei, zu Beginn des kommenden Jahres seine Ölförderung um 5 bis 7 Prozent zu senken. Das könnte den Weltmarktpreis in die Höhe treiben. Darüber hinaus sollen potenzielle Kunden auf diese Weise davon abgeschreckt werden, sich an den Preisdeckel zu halten.

Wie viel Öl exportiert Deutschland aus Russland?

Bislang war Russland mit Abstand der größte Öllieferant für Deutschland und deckte mehr als ein Drittel des deutschen Bedarfs ab. Davon kamen etwa zwei Drittel über die Druschba-Pipeline, ein weiteres über Tanker. Im Laufe der vergangenen Monate hat Deutschland die Ölimporte aus Russland bereits reduziert, wie die folgende Grafik zeigt:

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein