Wird auch Ihr Job bald von einer Ki oder Robotern ausgeübt?

Welche Berufe übernehmen in naher Zukunft Maschinen? Eine neue Studie aus der Schweiz kommt zu teils überraschenden Ergebnissen.

Der Satz ist nüchtern und bereitet doch ein mulmiges Gefühl: “Das Automatisierungsrisiko Ihres Berufes liegt bei 56 Prozent.” Diese Antwort spuckt ein interaktives Tool von Schweizer Forschern auf die Frage aus, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Maschinen den Job von Journalistinnen schon bald übernehmen werden.

Im Falle von Journalisten bedeutet das: Gut die Hälfte der im Job benötigten Fähigkeiten haben Maschinen, also Programme, künstliche Intelligenz, Roboter, auch. Und das Tool kennt noch mehr Antworten: Kassierer? 71 Prozent. Tellerwäscher? 74 Prozent. Metzger? 77 Prozent.

Die Software haben Ökonomen der Universität Lausanne und Robotiker der technischen Hochschule EPFL entwickelt. Sie basiert auf einer Studie, für die das Forschungsteam 1.000 Berufe auf ihr Automatisierungspotenzial analysiert hat. Das Ergebnis: Eine Rangliste, die zeigt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Job künftig von Robotern und Künstlicher Intelligenz (KI) ausgeübt wird.

Rangliste gefährdeter Berufe

Im Gegensatz zu anderen Erhebungen berücksichtigt die Studie laut den Forschern nicht nur Tätigkeiten im digitalen Bereich, sondern auch körperliche Berufe, für die bald schon Maschinen eingesetzt werden könnten. Als Grundlage wurde eine Datenbank des US-Arbeitsministeriums herangezogen, das die grundlegenden Fähigkeiten von Hunderten Berufen auflistet. Die Forscher haben auf dieser Basis analysiert, welche dieser Fertigkeiten nicht nur Menschen, sondern auch Maschinen besitzen.

Die Analyse zeigt: Jobs, für die es motorische Fähigkeiten braucht, haben ein höheres Automatisierungsrisiko als Berufe, in denen kritisches Denken oder Kreativität vorausgesetzt wird. Laut den Studienverantwortlichen sind Arbeitsplätze in der Lebensmittelverarbeitung, im Bau und in der Instandhaltung am stärksten gefährdet.

Hier finden Sie eine Liste der Berufe mit dem einem prozentual besonders hohen Automatisierungsrisiko – und jener, bei denen Maschinen anteilig bislang eher wenige Fähigkeiten aufweisen, die Menschen für die Ausübung des Jobs mitbringen.

15 Berufe mit hohem Automatisierungsrisiko

  • Metzger und Beschäftigte in der Fleischverarbeitung: 77,8 Prozent
  • Produktionsberufe in der Textil- und Bekleidungsindustrie: 76,9 Prozent
  • Sortierer im landwirtschaftlichen Bereich: 76,6 Prozent
  • Hausmeister, Haushaltsangestellte und Reinigungskräfte: 75,9 Prozent
  • Hilfskräfte im Pflegebereich: 75,8 Prozent
  • Verpackungsangestellte: 75,5 Prozent
  • Servicepersonal in Mensen und Cafeterien: 75,1 Prozent
  • Berufe in der Lebensmittelzubereitung: 75,0 Prozent
  • Tellerwäscher: 74,4 Prozent
  • Köche im Fastfood-Bereich: 74,0 Prozent
  • Landschaftsgärtnerinnen: 73,9 Prozent
  • Models: 72,0 Prozent
  • Maler: 72,5 Prozent
  • Briefträger: 72,2 Prozent.
  • Kassierer: 71,8 Prozent.

15 Berufe mit geringerem Automatisierungsrisiko

  • Physiker: 43,4 Prozent
  • Neurologen: 48,1 Prozent
  • Mediziner: 48,1 Prozent
  • Neuropsychologinnen und klinische Psychologen: 48,7 Prozent
  • Pathologinnen: 49,4 Prozent
  • Mathematiker: 49,7 Prozent
  • Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerinnen: 50,0 Prozent
  • Molekular-, Mikro- und Zellbiologinnen: 50,9 Prozent
  • Epidemiologen: 51,0 Prozent
  • Astronomen: 51,8 Prozent
  • Architekten: 52,8 Prozent
  • Richterinnen und Staatsanwälte: 54,8 Prozent
  • Geschichtslehrer: 54,2 Prozent
  • Automobilingenieure: 54,7 Prozent
  • PR-Spezialisten: 55,0 Prozent

Perspektiven für betroffene Arbeitsplätze

Der an der Studie beteiligte Ökonom, Rafael Lalive, sagte t-online im Interview, dass kaum ein Beruf vor Automatisierung sicher sei. Viele der Berufe mit großem Automatisierungsrisiko hätten in den vergangenen Jahren bereits Arbeitsplätze abgebaut.

Gleichzeitig verwies Lalive aber darauf, dass der Arbeitsmarkt dringend Menschen brauche und betont: “Einmal gelernte Fähigkeiten lassen sich oft auch in anderen Berufsfeldern einsetzen.” Laut dem Ökonomen wird die Automatisierung zudem zu einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit führen.

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