Ist die Wärmepumpe die Zukunft? “Das kann sich doch kaum jemand leisten!”

Die Wärmepumpe soll im kommenden Jahr die Gasheizung ablösen. Viele Hauseigentümer dürfte das vor immense Herausforderungen stellen, mahnt der Präsident von Haus und Grund, Kai Warnecke.

Geht es nach der Ampelregierung, kommt 2024 das praktische Verbot für den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen. Zuvor aber muss das Gebäudeenergiegesetz (GEG) noch durch den Bundestag, wo es die Fraktionen noch verändern können.

Nicht nur aus der Opposition gibt es dabei Kritik am Gesetzesentwurf aus dem Wirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne). Auch die FDP als Koalitionspartner will die neuen Regeln für Immobilieneigentümer entschärfen. Im Gespräch mit t-online erklärt Kai Warnecke, der Präsident der Eigentümerinteressengemeinschaft Haus und Grund, was er für diesen parlamentarischen Prozess jetzt noch erwartet.

t-online: Der Entwurf fürs Gebäudeenergiegesetz und vor allem das Verbot für neue Öl- und Gasheizungen sorgt für hitzige Diskussionen. Auch Sie haben daran deutliche Kritik geübt. Was stört Sie so sehr daran, den Gebäudesektor emissionsärmer zu gestalten?

Kai Warnecke: Natürlich sollen Gebäude klimafreundlicher werden. Doch die Bundesregierung versucht es mit der Brechstange und macht dabei einen fundamentalen Fehler, der für viele Hauseigentümer sehr teuer werden könnte.

Worin besteht dieser Fehler?

Das Gesetz von Herrn Habeck sieht vor, dass neu eingebaute Heizungen ab dem Jahr 2024 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. In der Praxis läuft das auf ein Verbot des Einbaus neuer Öl- und Gasheizungen hinaus. Doch das kann erst der zweite Schritt sein. Zunächst muss die kommunale Wärme- und Energieplanung erfolgen, um die Entscheidungsgrundlage für Eigentümerinnen und Eigentümer zu schaffen. Das muss im Bundestag dringend aneinandergekoppelt werden.

Was, befürchten Sie, passiert ohne eine solche Anpassung?

Vielen Eigentümerinnen und Eigentümern fehlt schlicht die Grundlage für die angestrebte Wärmewende. Wer nicht weiß, mit welcher Energie sein Gebäude in Zukunft versorgt wird, kann nicht in eine passende Heizung investieren. Im schlimmsten Fall könnte das dazu führen, dass einige Eigentümer innerhalb von wenigen Jahren zweimal eine neue Heizung kaufen müssen – das kann sich doch kaum jemand leisten!

Wieso sollte jemand denn zweimal seine Heizung austauschen, wenn diese noch funktioniert?

Nun, wer aktuell nicht sicher weiß, ob er in Zukunft Strom oder Fernwärme nutzen kann, aber eine neue Heizung benötigt, entscheidet sich eventuell falsch. In einigen Jahren muss er dann feststellen, dass seine Wohngegend nicht mit Fernwärme versorgt wird. Denn eines ist bereits klar: Wir werden in Deutschland nicht in der Lage sein, jedes Gebäude mit allen Energiealternativen zu versorgen.

Der Verband Haus & Grund vertritt die Interessen von Immobilien- und Grundstückseigentümern in Deutschland. Häufig tritt er damit auch als Interessenvertretung privater Vermieter in Erscheinung. Kai Warnecke ist seit 2016 Präsident des Verbandes.

Viele Hauseigentümer sind also über die Versorgungslage schlecht informiert. Aber muss es allein deswegen gesetzlich geregelt werden?

Wenn es nur die Hausbesitzer wären. Selbst die kommunalen Versorger sind planlos. Auf die Frage, welche Orte beispielsweise mit Fernwärme versorgt werden sollen, teilen viele mit, dass diese Entscheidung noch zehn Jahre dauern könnte. Und das ist nur ein Teil des Problems.

Wobei hakt es im Gesetzesentwurf denn noch?

Viele Eigentümer treibt die Frage der Förderung um. Bislang gibt es dazu nur eine Presseauskunft von den Ministern Habeck und Geywitz. Eine solche Ankündigung ist aber noch kein Gesetz. Viele Eigentümer fürchten, dass sie beim Umbau ihrer Heizungsanlage nicht unterstützt werden.

Gibt es denn Ihrer Meinung nach Anlass zu dieser Sorge?

In der Ankündigung auf der Seite des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es, dass keine Förderung für die Pflichten des Gebäudeenergiegesetzes auf den Weg gebracht wird. Es sollen nur Fälle gefördert werden, wo der Eigentümer mehr macht oder bereits früher investiert, als er laut Gesetz müsste. Damit bleiben aber viele auf hohen Kosten sitzen, die sie so nicht absehen konnten.

Aber es gibt doch auch bereits jetzt schon Förderprogramme für den Umbau auf energieeffizientere Heizungen?

Die Regierung bezieht die individuelle Situation der Eigentümer nicht genügend ein. Deshalb fordern wir: Es muss eine persönliche Förderkomponente und eine Härtefallklausel geben. Bei vielen Immobilien braucht es keine großen Investitionen oder das Geld der Eigentümer reicht. Aber beispielsweise den Bürgerinnen und Bürgern im ländlichen Raum oder vielen Rentnerinnen und Rentnern mit einer Durchschnittsrente von knapp über 1.000 Euro im Monat fehlt das Geld für die geforderten Investitionen.

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