Deutschland ist atomstromfrei – oder doch nicht? Woher die Energie in Deutschland eine Woche nach dem Aus der AKWs jetzt kommt.
Exakt eine Woche ist es her, dass in Deutschland die drei letzten Kernkraftwerke vom Netz gegangen sind: Seit vergangenem Sonntag stehen die Reaktoren in den AKWs Isar 2 (Bayern), Emsland (Niedersachsen) und Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) still (hier lesen Sie mehr dazu). Aber ist Deutschland deshalb wirklich frei von Atomstrom?
Um dieser Frage nachzugehen, hat t-online einen Blick auf die tagesaktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur geworfen. Antwort: wohl kaum.
Das liegt vor allem daran, dass Deutschland in der ersten Wochen ohne Kernkraft im erheblichen Umfang Strom aus anderen Ländern importieren musste. Vom 16. April, dem ersten Tag ohne AKWs, bis zum heutigen Sonntag, 23. April, ergibt sich nach Angaben der Bundesnetzagentur ein Strom-Nettoimport in Höhe von 28.168 Megawattstunden.
Atomstrom aus Frankreich importiert
Der Bärenanteil stammte dabei aus Dänemark: Rund 16.500 Megawattstunden verkaufte uns unser nördlicher Nachbar – der vor allem grüne Windkraft nutzt, in seiner Geschichte nie auf Atomkraftwerke setzte. Aber: An einigen Tagen floss auch viel französischer Strom in unsere Netze. Am Sonntag, 23. April, etwa importierte Deutschland fast 2.000 Megawattstunden Strom aus Frankreich.
Genau zurückverfolgen lässt sich dies zwar nicht, dennoch gilt als sehr wahrscheinlich, dass dieser in großen Teilen aus Kernkraftwerken stammt. Denn: Frankreich setzt im großen Stil AKWs zur Stromgewinnung ein, zwei Drittel des dort produzierten Stroms stammen aus Kernreaktoren.
Auch in Tschechien wird ein – deutlich kleinerer Teil – des Stroms weiter aus atomaren Brennstäben gewonnen. Aus Tschechien importierte Deutschland über die gesamte erste Woche nach dem Aus der deutschen AKWs rund 3.400 Megawattstunden Strom.
So sieht der deutsche Strommix jetzt aus
Dass Deutschland zuletzt überhaupt mehr Strom einkaufen musste, als es verkaufen konnte, liegt daran, dass der Verbrauch hierzulande höher war als die Produktion. Diese wiederum hat sich, wie erwartet, seit dem Atom-Aus vor einer Woche geändert.
Hatte die Kernkraft am Sonntag, 16. April, dem Tag der Abschaltung der AKWs, mit einer Gesamtleistung von 56.150 Megawattstunden noch einen Anteil von 5,3 Prozent an der deutschen Stromerzeugung, fiel dieser Wert am vergangenen Sonntag auf null.
Stand jetzt, Sonntag, 23. April, kommt der deutsche Strom demnach überwiegend aus erneuerbaren Energien: Knapp 60 Prozent stammen aus der Windkraft, aus Solaranlagen, von Biomassekraftwerken, Wasserkraftwerken und aus der Verwertung von Müll. Aber: 25 Prozent seines eigenen Stroms produzierte Deutschland am 23. April zugleich in Braunkohle-Meilern.