Künftig könnte – zumindest theoretisch – deutlich mehr aus dem Bundeshaushalt fließen, und so womöglich 40 oder 50 Prozent der Rentenkosten bezahlt werden.
Wie wahrscheinlich ist es, dass es dazu kommt?
Sehr unwahrscheinlich. Zwar steigen die Leistungen an die gesetzliche Rentenversicherung laut dem Plan von Finanzminister Christian Lindner (FDP) von rund 112,4 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf rund 128,8 Milliarden Euro bis 2026, doch Wirtschaftsexperten warnen davor, die Zuschüsse stark steigen zu lassen. Denn dafür müssten andere Kosten und Investitionen eingespart werden. “Wir können die Rentenkasse nicht unbegrenzt aus dem Bundeshaushalt subventionieren”, sagte etwa Top-Ökonom Clemens Fuest im t-online-Interview.
Eine Alternative wäre, dass Deutschland dauerhaft mehr Schulden als bislang aufnehmen und sich von der Schuldenbremse verabschieden müsste. Die soll ab 2023 nach drei Ausnahmejahren aber wieder eingehalten werden.
Beiträge erhöhen
Bis 2025 sind die Beiträge zur Rente bei maximal 20 Prozent festgeschrieben, bislang liegt der Beitragssatz bei 18,6 Prozent. Nach den aktuellen Vorausberechnungen bleibe er mindestens noch 2022 konstant, so die Rentenversicherung. “2023 könnte eine kleine Anhebung auf 18,7 Prozent erforderlich sein”, heißt es.
Um die Rente jedoch zu finanzieren, könnten die Beiträge für Arbeitnehmer und Arbeitgeber steigen – beispielsweise auf 22 Prozent, 11 Prozent für jeden also.
Wie wahrscheinlich ist es, dass es dazu kommt?
Recht wahrscheinlich – zumindest langfristig. Zwar hat sich die Bundesregierung in den Koalitionsvertrag geschrieben, den Beitragssatz in dieser Legislaturperiode nicht über 20 Prozent steigen zu lassen, doch dass die Haltelinie über 2025 hinaus in der jetzigen Form gehalten werden kann, ist wenig realistisch.
Die Rentenkommission hatte bereits im Frühjahr 2020 vorgeschlagen, den Beitragssatz auf einen Korridor von 20 bis 24 Prozent zu steigern – über mehrere Jahre. Möglich ist also, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber in ein paar Jahren mehr in die gesetzliche Rente einzahlen müssen.
Renten kürzen
Diese Idee ist mit Sicherheit der unpopulärste Vorschlag. Deshalb wird er auch kaum öffentlich geäußert oder diskutiert, obgleich er theoretisch möglich wäre. Wirtschaftsweise Schnitzer bildet aktuell eine Ausnahme mit ihrer Forderung nach einer Kürzung hoher Renten.
Durch die staatliche Rentengarantie können Bestandsrenten zwar nicht sinken. Fallen aber kann das sogenannte Rentenniveau. Für Sie als Rentner bedeutet ein Absinken des Rentenniveaus zwar nicht automatisch, dass Ihre individuell gezahlte Rente sinkt, sie steigt aber langsamer als die Einkünfte der Rentenbeitragszahler. Die Folge: Verglichen mit den Jüngeren können sich Ältere womöglich weniger leisten.
Bis 2025 gibt es beim Rentenniveau eine Haltelinie. Das heißt: Es darf nicht unter 48 Prozent fallen. Danach kann es also sinken.
Wie wahrscheinlich ist der Vorschlag?
Recht wahrscheinlich. Zwar hat die Ampel-Koalition versprochen, das Mindestrentenniveau von 48 Prozent dauerhaft zu sichern, Experten fürchten jedoch, dass das nicht durchzuhalten ist. Wegen der Finanzierbarkeit der Rente fordern Ökonomen bisweilen, die Haltelinie fürs Rentenniveau nach 2025 aufzugeben – oder zumindest weniger rigoros auszugestalten.
Schon eingeführt: die Aktienrente
Bald werden die Deutschen alle zu Aktionären – ob sie wollen oder nicht. Denn die Ampelkoalition bringt 2023 die Aktienrente an den Start. Sie soll der Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung des Rentensystems sein.