Ähnlich schätzt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, die Lage ein. „Die Marktteilnehmer runzeln die Stirn über Frankreich, wenden sich aber nicht ab“, sagt er. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass sie die Lage insgesamt anders darstellt als nach der Finanzkrise. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet in Frankreich in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent. Für Deutschland wird lediglich eine Stagnation prognostiziert. Die Zinsen, die Frankreich an den Kapitalmärkten bezahlen muss, sind immer noch deutlich niedriger als in Griechenland zur Zeit der Eurokrise. Und es waren gerade die teuren Zinsen, die damals die Krise befeuerten und das ohnehin angeschlagene Griechenland schwer belasteten.
Es werden also einige sicher geglaubte Gewissheiten erschüttert. Aber trotz positiverer Wachstumsaussichten sind Spanien, Griechenland, Portugal und Italien noch nicht auf dem Weg dahin, die Wirtschaftsleistungen von Deutschland und Frankreich zu überholen. Denn während das deutsche Bruttoinlandsprodukt bei 4,45 Billionen Euro und das französische bei 3,03 Billionen Euro lag, verzeichnet Italien als größte der vier südeuropäischen Volkswirtschaften 2,25 Billionen.