Keine zwei Monate nach der Premiere des neuen Frankfurter „Tatort“-Teams folgt Fall Nummer zwei. Auf „Dunkelheit“ folgt „Licht“. Auch diese Episode überzeugt.

Eine „Tatort“-Kritik von Maria Bode

Ein vermisstes Kind, ein ungeklärter Fall und eine Mutter, die sich nicht mit dem Schlimmsten abfinden will. Im „Tatort: Licht“ ermittelt das Frankfurter Duo Maryam Azadi und Hamza Kulina in einem weiteren Cold Case.

Dieses Mal bekommen sie es mit einer Sekte zu tun. Vor sechs Jahren verschwanden die kleine Viktoria Reiter, damals drei Jahre alt, und ihr Vater spurlos. Die Ermittelnden gingen bald von einem erweiterten Suizid aus. Doch die Leichen wurden nie gefunden, sodass die Akte zu den ungeklärten Fällen kam.

Kommissarin Maryam Azadi (Melika Foroutan) lässt der Fall bis heute nicht los. Und Anna Reiter (Maren Eggert) kann sich mit dem Verschwinden ihrer Tochter nicht abfinden. Über Social Media startet sie einen Aufruf. Ein Obdachloser reagiert darauf, wenig später ist er tot – und Anna Reiter verdächtig. Doch der Mann war eine erste Spur und führt Azadi und ihren Kollegen Hamza Kulina (Edin Hasanovic), die den Fall neu aufrollen, zu einer Sekte. Sie gelangen in ein düsteres Netz aus Sektenstrukturen, Verdrängung und Trauer.

Der „Tatort“ zeigt erneut: Dieses Ermittlerduo hat Potenzial. Maryam Azadi und Hamza Kulina harmonieren wunderbar. Im neuen Fall steht Maryam Azadi im Fokus, handelt teilweise von Emotionen geleitet – was wohl auch an ihrer persönlichen Geschichte liegt.

Melika Foroutan spielt ihre Figur mit eindringlicher Präsenz. Besonders in den Momenten, in denen Azadi selbst emotional ins Wanken gerät – etwa bei dem Versuch, wieder Kontakt zu ihrem Sohn aufzunehmen –, wird klar, wie viel Tiefe dieser Charakter hat. Foroutan gelingt es, eine Frau zu zeigen, die funktionieren will, obwohl sie offenbar ein eigenes, großes Päckchen zu tragen hat. Das verleiht dem Film zusätzliche Wucht.

Regisseur Rick Ostermann und Kameramann Philipp Sichler setzen auf eine kühle, präzise Bildsprache, die durch klare Linien, leere Räume und die gezielte Nutzung von Licht und Spiegeln überzeugt. Besonders die Szenen auf dem abgelegenen Bauernhof wirken durchkomponiert, eindringlich und teilweise regelrecht unheimlich. Beim Schauen kommen mehrfach Erinnerungen an fesselnde skandinavische Krimiproduktionen auf.

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