In Wiesbaden ist es zu einem antisemitischen Skandal gekommen. Schüler beklatschten die Ermordung von Millionen Juden. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Die Geschichte des Holocaust ist ein fester Bestandteil der Schulbildung in der Nachkriegszeit. Schon 1966 erklärte der Philosoph Theodor W. Adorno in seinem Vortrag „Erziehung nach Auschwitz“: „Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“ Trotz dieser Maxime in der deutschen Schulbildung kommt es unter Schülerinnen und Schülern immer wieder zu antisemitischen Ausfällen. Wegen eines besonders schweren Falls aus Wiesbaden ermittelt jetzt sogar die Staatsanwaltschaft aufgrund des Anfangsverdachts der Volksverhetzung.

Am 30. Januar besuchten rund 60 Schülerinnen und Schüler einer Wiesbadener Berufsschule die Caligari-Filmbühne in der hessischen Landeshauptstadt, berichten der Hessische Rundfunk und weitere Medien. Gezeigt wurde der Film „Die Wannseekonferenz“, in dem die Planung der Shoah durch Nazi-Größen wie Reinhard Heydrich, Adolf Eichmann und Rudolf Lange nachgezeichnet wird.

Am Ende des Films gab es eine Texteinblendung, in der auf die Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten hingewiesen wurde. Diese Einblendung wurde von mehreren Schülern im Kino mit Applaus quittiert, berichtet eine Augenzeugin im Gespräch mit dem „Wiesbadener Kurier“. Auch das hessische Kultusministerium bestätigt den Vorfall – und fügt hinzu, dass die Schüler nicht nur geklatscht, sondern auch gelacht hätten.

Schüler wurden suspendiert

Für die beteiligten Schüler hat ihr Fehlverhalten direkte Auswirkungen. Die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer hätten sie noch während der Vorführung getadelt, außerdem seien sie für zwei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen worden, berichtet das Kultusministerium dem Hessischen Rundfunk.

„Der Vorfall ist unerträglich und hat uns entsetzt“, erklärte Kultusminister Armin Schwarz (CDU) dem Hessischen Rundfunk am Dienstag. Er kündigte eine schonungslose Aufarbeitung und Konsequenzen an. Antisemitismus sei „mit unseren Werten unvereinbar“.

„Jegliche Form menschenverachtender Äußerungen hat in unseren Schulen und unter Schülerinnen und Schülern nichts zu suchen. Wir müssen hier klare Kante zeigen und uns als Gesellschaft entschieden dagegenstellen“, so Schwarz weiter.

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