Seelische Beschwerden lindern
Wie gut helfen Antidepressiva bei Depressionen?
Aktualisiert am 07.09.2025 – 08:04 UhrLesedauer: 4 Min.
Antidepressiva gehören neben der Psychotherapie zu den wichtigsten Behandlungsmaßnahmen einer Depression. Doch wie wirksam sind sie?
Bei einer Depression werden häufig Antidepressiva verschrieben. Wann können die Medikamente helfen und wann kann die Therapie ohne sie auskommen? t-online hat bei einem Psychiater nachgefragt, wie er Antidepressiva einschätzt.
Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge erkranken bis zu 20 Prozent der Menschen mindestens einmal in ihrem Leben an einer Depression. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Eine Depression ist eine ernste, behandlungsbedürftige Erkrankung. Sie verursacht bei den Betroffenen erhebliches Leiden und beeinflusst ihr Denken, Fühlen und Handeln tiefgehend. In schweren Fällen können die negativen Gefühle und Gedanken so belastend werden, dass Erkrankte Suizidgedanken oder -impulse bekommen.
Die zwei wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen sind die Psychotherapie – etwa eine Verhaltenstherapie – und die Behandlung mit Medikamenten, sogenannten Antidepressiva. Für die medikamentöse Behandlung stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung, welche unter anderem dabei helfen sollen, die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Zu den am häufigsten verordneten Antidepressiva gehören:
„Antidepressiva sollen helfen, das seelische Gleichgewicht Betroffener zu stabilisieren. Sie finden vor allem bei mittelschweren und schweren sowie bei chronischen Depressionen Anwendung. Bei einer leichten Depression reicht oftmals die Psychotherapie aus“, sagt Dr. Andreas Hagemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der unter anderem auf Burn-out und Stresserkrankungen spezialisierten Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck.
Aussagekräftige Studien zeigen, dass Antidepressiva die Beschwerden einer Depression verbessern und einen Rückfall verhindern können. Allerdings wirken die Medikamente nicht bei allen Betroffenen gut: Ein Teil hat trotz der Einnahme eines Antidepressivums weiter depressive Beschwerden.
Wie an einer Depression erkrankte Menschen auf die Therapie mit Antidepressiva reagieren, ist unterschiedlich. Wie wirksam die Wirkstoffe im Einzelfall sind, ist nicht vorhersehbar. Auch lassen sich mögliche Nebenwirkungen im Vorfeld nicht ohne Weiteres einschätzen. Die Wahl des Antidepressivums hängt daher auch von den zu erwartenden Nebenwirkungen und den Erfahrungen des behandelnden Arztes ab. Es ist durchaus möglich, dass im Rahmen der Therapie der Wirkstoff mehrmals gewechselt werden muss, bis die gewünschte Symptomlinderung erreicht wird.
Auch an die korrekte Dosierung muss man sich herantasten. Anfangs startet man mit einer niedrigen Wirkstoffdosis, die dann langsam gesteigert wird. So lassen sich Verträglichkeit und mögliche Nebenwirkungen besser einschätzen. Antidepressiva müssen täglich eingenommen werden und es braucht einige Wochen, bis erkennbar ist, ob ein Wirkstoff wirksam ist.
„Es ist wichtig, im Vorfeld mit der Ärztin oder dem Arzt ausführlich über die Einnahme sowie Vor- und Nachteile der einzelnen Präparate zu sprechen. Besonders heikel ist der Einsatz bei suizidalen Gedanken, da die Antriebssteigerung meist vor der Stimmungsverbesserung einsetzt“, erklärt Hagemann. „Leider treten auch die Nebenwirkungen oft zu Beginn der Behandlung auf, die gewünschte Wirkung erst nach Wochen. Insbesondere (in der Regel reversible) sexuelle Funktionsstörungen können während der Einnahme auftreten und sind der in der Praxis der häufigste Grund, dass das Medikament vom Patienten abgesetzt wird, wenn nicht im Vorfeld hierüber aufgeklärt wird.“
